Komor Kommando – Das EP (Review und Kritik)

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Komor Kommando - Das EP

Gute Zeiten für die Fans der derzeit ihre Ehrenrunden drehenden Future-Pop-Formation Icon of Coil: Während die Band selbst gerade nach einer gefühlten Ewigkeit sich für Festivals wieder zusammenrauft, sind die Mitglieder auf Solopfaden aktiv und machen dabei – Zumindest im Falle des mit Combichrist bekannter gewordenen Andy LaPlegua – eine gute Figur. Nun ist auch Sebastian Komor, wie LaPlegua langjähriges Mitglied der Band, solo da, mit seinem nach ihm benannten Soloprojekt Komor Kommando. Mit KK legt er gerade die irgendwie selten dämlich betitelte „Das EP“-EP vor. Hier ist die große Messlatte Combichrist zu überspringen oder zumindest an sie heranzureichen – Eine hohe Hürde, an der bereits so manche Band gescheitert ist. Und die auch allmählich immer weniger wichtig wird.

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Komor Kommando

Die Reihe ist geradezu endlos – Manche scheitern epischst, wie z.B. die unsäglichen [X]-Rx, manche weniger, wie z.B. Noisuf-X, die sich allerdings vom TBM-Stigma etwas lösen konnten und starke Alben veröffentlichen. Komor Kommando befinden sich qualitativ irgendwo dazwischen. Im Klartext: Irgendwo klischeeige Techno Body Music, die mal mehr, mal weniger spannend dargeboten wird und zumindest in den Clubs eine okaye Combichrist-Ersatzdroge ist. Manko klar? Individualität ist – wie bei sovielen TBM-Bands – anscheinend eine Sünde. Klare Trademarks, die einen Song klar als Komor Kommando-Song abstempeln, existieren so gut wie gar nicht. Hier wird jeglicher Charakter zugunsten der Tanzbarkeit zurückgeschraubt und auf einen mit Höchstgeschwindigkeit abfahrenden Zug aufgesprungen, der mit Höchstgeschwindigkeit gegen die Wand rast.

Und doch gibt es Songs, die positiv auffallen. Zwar plätschern die rein instrumentalen Songs wie „Love Your Neighbor“ oder „State of Destruction“ mehr oder minder unspektakulär vor sich hin stampfen und nicht weiter auffallen, sind Songs wie „Triggerfinger“, der erste Song mit Vocals, doch eher ohrwürmelig und überzeugen. „Beat Around the Bushes“, eine USA-Kritik (irgendwie bezeichnend – Angriffe von George Bush sind irgendwie von Gestern), ebenso. Doch der Rest plätschert – Bis auf das Techno-Ärgernis „Das Oontz“ – irgendwo vor sich hin, genau am Gehörgang vorbei ins Tanzbein. Und das ist genau das, was die Techno Body Music, die vom Dunstkreis Icon of Coil geprägt und von Combichrist weitergeführt wurde: Kopisten, die so zu klingen versuchen wie der Clubhit XY und damit ihre von Andy Warhol geprägten „15 Minutes of Fame“ abstauben wollen.

Fenriz
Fenriz

Fazit: Ich mag es vielleicht zu negativ sehen, was Komor Kommando hier liefern. Ganz objektiv ist die EP sogar großer Tanzspaß, doch mir hängt diese Art von Musik sowas vom zum Halse raus, das glaubt ihr gar nicht. Handwerklich gut gemachte und eben fürs Tanzen ausgelegte Musik, die nicht weiter auffällt und in den nächsten paar Monaten in den Clubs sicher häufig gespielte Musik geht einfach auf den Geist – Vor allem, wenn man sie zu Hause auf der eigenen Anlage hört. Es gibt anscheinend genau 2 Namen, die sich irgendwie auf dem derzeit schwer angesagten Gebiet der TBM freikämpfen konnten: Das sind Andy LaPlegua mit Combichrist und Jan L. mit Noisuf-X und X-Fusion. Sebastian Komor gehört (noch) nicht dazu – Und wird deswegen auch fürs erste in der großen Masse untergehen. Mal sehen, was von da noch so kommt.

Tracklist:

  1. Love your Neighbor
  2. State of Destruction
  3. Triggerfinger
  4. Beat Around the Bushes
  5. The Beat that goes Ping
  6. Das Oontz
  7. Antikrist
wertung55
5,5 / 10

http://www.myspace.com/komorkommando

Veröffentlichung: Bereits draußen

Anspieltipps:

– Triggerfinger 
– Beat Around the Bushes


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