Nach seinem großen Erfolg als Support bei der „A Night to Remember“- Tour von Lord of the Lost ist Florian Grey zurzeit mit seiner ersten eigenen Headliner Tour in Deutschland unterwegs. Noch vor dem Erscheinen des neuen Albums GONE am 29. Mai können Florian Grey und seine Band auf diese Weise einige der neuen Songs, die schon bei der LOTL-Tour akustisch zu hören waren, nun auch in der rockigen Version live präsentieren. Die sieben Konzerte in Berlin, Göttingen, Hamburg, Oberhausen, Darmstadt und Leipzig wurden sehr kurzfristig anberaumt, daher gab und gibt es Tickets nur an den Abendkassen.
Für uns stand am 08.05. die Show in Göttingen auf dem Programm. Dort im Exil sollte später am Abend auch noch die „Nacht der Schatten“ stattfinden, die monatliche Gothic-Disco des Clubs. Ein passender Rahmen also für den Dark Rocker aus Berlin und seinen finnischen Support – sollte man jedenfalls meinen…. Pünktlich und mit großen Erwartungen standen wir um 20 Uhr vor dem Eingang des Exils – nur um festzustellen, dass wir tatsächlich die ersten Besucher waren. Die Göttinger blieben offensichtlich lieber noch in den sonnigen Straßencafés, als sich jetzt schon in die dunklen Gefilde des Clubs zu trauen. Kurzerhand wurde daher von Management, Veranstalter und Musikern einstimmig beschlossen, den Beginn der Show nach hinten zu verschieben, um auf mehr Gäste zu warten. Diese allerdings ließen auch die nächsten zwei Stunden auf sich warten, nur auf einige Fans war wie immer Verlass. Florians Kommentar dazu: „Sobald mehr Leute vor der Bühne stehen als darauf, wird gespielt!“
Und so betraten dann endlich um 22 Uhr die vier Musiker von Rain Diary die Bühne. Die 2007 gegründete Dark Wave Band aus Finnland war diesmal ohne Schlagzeug unterwegs, um ihre Stücke weniger rockig als gewohnt darzubieten. „Auf diese Weise gewinnen wir in dieser mehr akustischen Formation selbst eine ganz andere Perspektive auf unsere Musik“, erklärte Sänger Tommi Suomala. Den Sound der Band kann man als typisch finnisch bezeichnen: dunkel bis melancholisch, teilweise etwas sphärisch. Wie ein finnischer Winter. Und doch blitzt mit einigen Pop-Elementen auch immer wieder Fröhlichkeit und Licht durch die Traurigkeit. Die Musiker begannen ihre Show dementsprechend auch gefühlvoll und ruhig. Schon bei „Everything“ wurde aber die große stimmliche Bandbreite des ehemaligen Soul Relic Sängers deutlich. Richtig vertieft in ihre Songs waren die vier bei „Lost“ und „We are here/now“. So überzeugend klang dann die Zeile „Take me to Berlin“, dass man Tommi diesen Wunsch am liebsten erfüllen wollte. Ab jetzt wurden die Stücke immer kraftvoller und rockiger, und endlich fingen auch die wenigen Zuschauer an, etwas mit zu wippen. Bei „Flags“ konnte Tytti Kallioniemi eindrucksvoll zeigen, dass sie nicht nur ihr Keyboard beherrscht, sondern ebenfalls wunderbar singen kann. Auch Teemu Rantanen und Joni Bitter hatten an diesem Abend mehrfach Gelegenheit, ihr Können an Gitarre und Bass zu zeigen, so z.b. auch bei „Mirror“, einem schon etwas älteren Stück der Band. Kraftvoll und rockig ging es weiter, und bei „Flower“ gab es dann auch leichte Electro-Anklänge zu hören. Mit „Violent Sky“ beendeten Rain Diary nach gut 40 Minuten ihre Show wieder mit leisen Tönen. Es war so schade, dass die sympathischen Finnen für ihre wirklich gelungene Darbietung nur so wenig Publikum hatten. Zum Glück nahmen sie es mit Humor und lockerten die Stimmung dieses „Wohnzimmerkonzertes“ immer wieder mit Witzen untereinander und Späßen mit den Zuhörern auf. Kiitos!
Mittlerweile fing das Exil an, sich doch noch zu füllen. Einigen Gästen, die eigentlich nur zu der Nacht der Schatten hatten kommen wollen, sah man ihr Erstaunen darüber, dass die Show noch lief, deutlich an. Um 23:30 Uhr übernahm Florian Grey, unterstützt von Tom, Robert und Paul an Bass, Gitarre und Schlagzeug, die Bühne mit dem düsteren „Nocturne in Es“. Florian merkte man seine gute Laune bei „Strange Ways“ an, er flaxte mit seinem Bassisten herum und versuchte, das „beschauliche Göttingen“ zum Mittanzen zu animieren – leider nur mit mäßigem Erfolg, was aber durchaus nicht an der Musik, sondern an dem trägen Publikum lag! Weiter ging es mit dem fast schon epischen „My Fear“ aus dem neuen Album. Bei „der alten Philosophie“ aus den Zeiten mit Eves End fuhr der Rhythmus sofort in die Beine, so daß tatsächlich die ersten anfingen zu tanzen. Das nutzte die Band auch gleich aus und rockte mit „For a Goodbye“ weiter. Etwas ruhiger uns sphärischer wurde es dann wieder mit „Serpent Eyes“. Florian legte all seine Emotionen in die Stücke, es war eine Freude, ihm dabei nicht nur zuzuhören, sondern auch zuzusehen. Seine grandiose Stimme kam vor allem bei „Blurry“ zu Geltung, einem sehr interessanten und anspruchsvollen Stück. Sehr ernst wurde es mit „The End“, denn in diesem Song geht es darum, „wie man dem Tod ins Auge schaut“. Eingeleitet mit düsterer Herzschlaguntermalung wurde der Song wunderschön tragisch und emotional von Florian vorgetragen. Leider zeigten sich einige Besucher im Hintergrund des Clubs absolut respektlos und redeten ausgerechnet hier und auch bei dem folgenden Stück „Demons“ störend laut. Zum Glück ließen sich die Musiker davon nicht aus dem Konzept bringen, und Florian lockerte die Stimmung immer wieder mit seinen Sprüchen auf. Bei „A Black Symphony“ war ihnen die Aufmerksamkeit wieder sicher. Dieser Song, ebenso wie das darauf folgende „Laudanum“ und „In Control“ stammen von dem neuen Album GONE und wurden bei dieser Tour zum ersten Mal in der rockigen Version vorgestellt, was Florian und seiner Band sichtlich Spaß machte. Mit der äußerst emotionalen Zugabe „The Way I die“, bei der Florian stimmlich noch einmal alle Register ziehen konnte, endete diese wunderbare Show. Leider blieb den Zuhörern keine Zeit, um das Gehörte zu verarbeiten, da im Club sofort auf Discomusik umgeschaltet wurde. Zur Freude der Fans kam Florian dann gut gelaunt und zufrieden noch zum obligatorischen Fotoshooting und Autogrammschreiben heraus.
Fazit:
Sowohl Rain Diary als auch Florian Grey & Band haben an diesem Abend ihr musikalisches Können, aber auch ihren Humor grandios unter Beweis gestellt. Es gehört schon Einiges dazu, vor einem kaum vorhandenen Publikum eine so gute Show abzuliefern. Und die Präsentation der neuen Songs im Vorfeld der Albumerscheinung war rundum gelungen. Hut ab, Ihr alle wart klasse!
Setlist Rain Diary:
- I
- Everything
- Lost
- We are there / now
- Berlin
- Flags
- Mirror
- TTAD
- Flowers
- Violent Sky
Setlist Florian Grey:
- Nocturne in Es
- Strange Ways
- My Fear
- Frozen Heart Philosophy
- For a Godbye
- Serpent Eyes
- Blurry
- The End
- Demons
- A Black Symphony
- Laudanum
- In Control
Zugabe: The Way I die
Tourdaten:
07.05.15 Berlin – Wabe mit Rain Diary
08.05.15 Göttingen – Exil mit Rain Diary
09.05.15 Hamburg – Rockcafé St. Pauli mit Rain Diary
10.05.15 Hamburg – Finnische Seemannskirche mit Rain Diary (Acoustic)
14.05.15 Oberhausen – Kulttempel
16.05.15 Darmstadt – An Sibin
23.05.15 Leipzig – WGT (Acoustic)
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