Es gibt Bands, da fragt man sich ob sie das was sie so von sich geben tatsächlich ernst meinen oder ob das Schmunzeln das einem unweigerlich bei Titeln wie „Drei Nägel und zwei Balken“ kommt, kalkulierte Absicht und pure Provokation ist. Laudanum zumindest sehen auf Fotos eher weniger danach aus als würden sie spaßen und auch ihr Debütalbum mit diesem einprägsamen Namen klingt stellenweise wie vom Gehörnten selbst eingeprügelt. Was bleibt einem da anderes als die armlangen Nietenarmbänder umzuschnallen, die Lederhose raus zu kramen und mit Streitaxt und Morgenstern mit in die Schlacht für „Meister Luzifer“ zu ziehen?
Was zunächst einmal verwundert ist die Tatsache, dass Laudanum eine vollkommen andere Richtung einschlagen als ihr Labelkollege von Weidenbaum den ich in den letzten Tagen musikalisch sehr zu schätzen gelernt hatte und mit dem sie auch schon auf einem Sampler des Labels zu hören waren. Die beiden Baden-Württemberger Anomietes und Travos haben mit „Meloncholie“ und düsterer, verträumter Musik mal eben gar nichts am Hut, sondern besinnen sich eher auf rohen, antichristlichen Schwarzmetall wie er sein sollte. Und das ohne irgendein Blatt vor den Mund zu nehmen oder sich zensieren zu lassen. Ich habe schon lange kein Album mehr gehört in dem so offenkundig in deutscher Sprache gegen Jahwe, Jesus sowie die Kirche und ihre Priester gewettert wurde. Besonders in „Gott der Götter“ und dem hervorstechenden Titellied nimmt Sänger Anomietes Wörter (u. a. für die Priester des Vatikans) in den Mund die ich hier im Review nicht unbedingt unzensiert wiedergeben sollte.
Textlich lässt sich das ganze ein bisschen mit dem „Kulttape“ der Band Satans Elite Kommando und ihrem Song „Mehr Nägel für das Schwein“ vergleichen, aber musikalisch geht man doch noch einen wesentlich melodischeren Weg und bringt auch einen weitestgehend ordentlichen Sound mit ins Spiel. Zwar ist er stellenweise etwas dünn und auch der Gesang ist mir etwas zu sehr in den Hintergrund geraten, aber dass die Scheibe nicht in einer Garage mit dem Kasettenrekorder eingespielt wurde, wird schon deutlich. Zudem ist man sich ja grade bei solchen Kapellen nie ganz sicher ob eine eigenwillige Produktion nicht genau so gewollt ist um eine möglichst authentische Black Metal Atmosphäre aufzubauen.
Grundsätzlich bietet einem die Platte aber trotz allem eine Menge Abwechslung – nicht nur auf musikalischer Ebene. Bestechen Songs wie der Samplerbeitrag „Kreatur aus Blut und Eisen“ durch melodische Riffs und hasserfüllte Vocals, die zu keiner Zeit Anstalten machen cleane Töne von sich zu geben werden zudem viele Stücke durch Filmsamples (u. a. aus „Das Omen“) eingeleitet.
Mit Titeln wie „Werwolf“ und dem von geplätscher Eingeleitetem „Durch den Regen“ schlachtet man zwar wirklich jedes Schwarzmetallklischee auf´s Äußerste aus und beschränkt sich eben nicht nur auf wüste Beschimpfungen und die Glorifizierung Satans aber wer will es auch schon andes wenn er sich eine Scheibe mit so einem plakativen Titel zulegt? Die einen mögen es als vor Kitsch triefende Peinlichkeit ansehen, die anderen finden gefallen am rohen Sound sowie der rotzigen „Fickt euch!“-Attitüde des zwei Mann starken Todesschwadrons und nehmen Texte und Auftreten mit einem Schmunzeln hin – ich gehöre definitiv zu letzterer Sorte.
Fazit: Für gewöhnlich lese ich nicht die Rezensionen von „Kollegen“ anderer Magazine bevor ich in ein Album reinhöre und mein Review beendet habe. Hier habe ich es doch getan und eins gelesen in dem dieses Album zwei von zehn möglichen Punkten bekommen hat. Ich weiß nicht was der Rezensent da gehört haben will – dieses Album kann es nicht gewesen sein. Ich finde die komplette Scheibe unglaublich abwechslungsreich, melodiös und gleichzeitig bitterböse und wütend am klassischen Black Metal alter Schule gehalten. Demnach unterscheidet sich meine Wertung auch deutlich und ich weise vorsichtshalber darauf hin, dass dies vielleicht nicht Jedermanns Musik ist. Wer sich nicht direkt das komplette Album auf gut Glück zulegen möchte, dem sei der Labelsampler oder die Myspace-Seite der Gruppe an´s Herz gelegt – meiner Meinung nach lohnt es sich definitiv.
Titelliste von „Drei Nägel und zwei Balken“:
- Ich wandle einsam
- Gott der Götter
- Drei Nägel und zwei Balken
- Kreatur aus Blut und Eisen
- Kriegsherr Satan
- Werwolf
- In die Nacht
- Outro
- Durch den Regen
- Chor der Toten
Anspieltips:
> Gott der Götter
> Drei Nägel und zwei Balken
> Durch den Regen
Erscheinungstermin:
22.08.2009
http://www.myspace.com/laudanum666