Lifelover - Sjukdom

Lifelover – Sjukdom (Review und Kritik)

Lifelover - Sjukdom

Drei Jahre sind ins Land gezogen seit die schwedische Ausnahmeerscheinung  Lifelover die Musikwelt mit ihrem Album „Konkurs“ in Aufruhr versetzte. Jetzt melden sie sich mit „Sjukdom“, was zu Deutsch „Krankheit“ bedeutet, zurück.

Der Titel gibt schon einen ungefähren Ausblick auf das, was den Hörer erwartet. Es wird krank, was bei Lifelover, die vor allem durch ihre extremen Liveauftritte polarisieren, allerdings keine Überraschung sein dürfte.

Das Album wird angepriesen als suizidales Hörvergnügen. Krank und vor allem sehr suizidal anmutend ist auch die Aufmachung der limitierten Box, die neben der CD, mit einer Rasierklinge, einer Fixerspritze, Stacheldraht, einem Stofffetzen mit Lifelover Logo und einer signierten Postkarte daherkommt. Das passt perfekt zum Image der Band, ob sich dafür die knapp 40 Euro Kaufpreis wirklich lohnen, muss allerdings jeder für sich entscheiden. Die CD selbst ist auf jeden Fall ein Pflichtkauf.

„Sjukdom“ ist eine Achterbahn der Gefühle, nimmt den Hörer mit auf eine Reise in die dunkelsten Abgründe der Seele und hinterlässt ihn nach knapp 57 Minuten Spielzeit mit einem seltsamen Gefühl innerer Leere.

Donnernde Gitarren, die Texte mal gesprochen, mal gekreischt, dazu bittersüße Pianomelodien wechseln sich ab mit rauen blechern klingenden Passagen. Dazu die Klangschnipsel am Ende einzelner Songs, wie das manische Lachen einer Frau oder ein Ausschnitt aus einem fröhlichen Countrysong, hinterlassen einen noch befremdlicheren Eindruck und wirken so, als wollten Lifelover die reale Welt verhöhnen.

„Sjukdom“ ist ein vielseitiges Album; von nachdenklichen melodischen Stücken (wie „Expandera“ oder „Bitterljuv Kakofoni“), bis zu schroffen Black Metal Songs (wie „Led by Misfortune“) ist hier alles vertreten. Trotz der gegensätzlichen Stimmungen, die die einzelnen Tracks erzeugen, fügt sich alles zu einem Gesamtkunstwerk zusammen, welches am besten auch am Stück angehört werden sollte.

Überhaupt ist „Sjukdom“ alles andere als ein Album, das man mal eben zwischendurch hören kann. Man muss sich auf diese außergewöhnliche CD einlassen und sollte eine gewisse Toleranz mitbringen. Denn Lifelover setzen sich über alle musikalischen Normen hinweg, vermischen sanfte Pianoklänge mit verzerrten Gitarren und garnieren das Ganze mit etlichen Soundeffekten.

Das Produkt, das dabei entsteht ist wahrlich krank.  Die Musik tut weh, doch man kann sich nur schwer entziehen und wird immer tiefer in einen pechschwarzen Strudel hineingezogen, dessen Nachwirkungen man auch nach dem Hören des Albums noch spürt.

Fazit:

Mit „Sjukdom“ liefern Lifelover ein beeindruckendes misanthropisches Gesamtkunstwerk ab. Die Scheibe ist eine Freude für Liebhaber experimenteller und unangepasster Musik, kommt jedoch nicht ganz an den Vorgänger „Konkurs“ heran.

Trotzdem bieten Lifelover „Unterhaltung“ auf hohem Niveau und zeigen auf beeindruckende Weise wie man Gefühle in Tonspuren pressen kann. Absoluter Pflichtkauf!

Trackliste:

  1. Svart Galla
  2. Led by Misfortune
  3. Expandera
  4. Homicidal Tendencies
  5. Resignation
  6. Doften Av Tomhet
  7. Totus Anctus
  8. Horans Hora
  9. Bitterljuv Kakofoni
  10. Becksvart Frustration
  11. Nedvaknande
  12. Instrumental Asylum
  13. Utdrag
  14. Karma

Spielzeit: 56:03

Wertung:

9/10

Anspieltipps:

Led by Misfortune

Karma

Veröffentlichung:

11.02.2011

Lifelover – Offizielle Website

Lifelover bei MySpace

About nattfoedd

Ich heiße Johanna, bin einundzwanzig Jahre alt und studiere Medien und Kunst in Braunschweig. Meine Wohnung habe ich mit Filmplakaten tapeziert, meine DVD-Sammlung platzt aus allen Nähten und ich besitze mehr Bandshirts als andere Mädchen Unterwäsche. In meiner Freizeit arbeite ich als Videothekarin oder schreibe Texte für Dark News.

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