An diesem Samstagabend ist das Palladium vollständig ausverkauft und bis auf den letzten Platz randvoll. Ob es die Freude eine gute Band wieder zu sehen, das neue Album „Unendlich“ in den Startlöchern oder die zuletzt ziemlich kommerziellen Anwandlungen der Münchener waren (Manch einer der alteingesessenen Fans der Gruppe mag ob der neuerlichen TV-Präsenz der Gruppe in haltloses Heulen oder Wutanfälle ausgebrochen sein) ist nicht eindeutig zu erkennen. Auffallend ist, dass die Leute deutlich mehr über die „Vorband“ Fiddlers Green reden.
Fiddlers Green
Diese Jungs sind einfach Stimmungskanonen. Punkt. Und das ist an diesem Abend nicht anders. Losgelegt mit „A Night in Dublin“ konzentrieren sich Fiddlers Green im wesentlichen auf das neuere Material, immer Schwungvoll („Victor and his Demons“), feuch-fröhlich („A Bottle a Day“) und Folkig („Yindy“). Nach einer viel zu kurzen Setlist und bei der die Klassiker fehlen und „We don’t Care“ ist allerdings schon Schluss und die Speedfolker verschwinden in Richtung Backstage wo sie, wie zuvor angekündigt haben in dem Moment in dem Schandmaul nicht hinsehen den Kühlschrank zu plündern. Großartig aber leider viel zu wenig!
Schandmaul
Nach einer erfrischend kurzen Umbaupause kommen Schandmaul auf die Bühne und spielen mit „In deinem Namen“ direkt Material vom neuen Album „Unendlich“ und zeigen dass sie eine der Bands sind, die ihr Publikum von Anfang an im Griff haben. Für die kürzlich Mutter gewordene Violinistin Anna Kränzlein ist Tobias Heindl von Fiddlers Green auf Bühne. Als nächste Nummern folgen „Auf Hoher See“ und „Tippelbruder“ ehe Sänger Thomas eine hübsch beleuchtete Kiste mit „Ollen Kamellen die beim Putzen des Probenraumes gefunden wurden“ auf die Bühne holt, ihr zunächst ein Wurstbrot entnimmt und mit den Worten „Wird von meiner Mutter sein“ in die Menge wirft.
Als nächstes folgen ein Paar ältere Stücke, namentlich „Teufelsweib“, „Der Kurier“ (Welches Thomas mit einer schönen Anekdote spickt), „Leb!“, „Das Tuch“ und „Anderswelt“. Von nun an wird gut gemischt: nach „Trafalgar“ wird die Kiste wieder bemüht, die mehr als einmal eine ganz bestimmte Assoziation weckt um „Das Seemannsgrab“ zu Tage zu führen, welches jedoch zweimal begonnen wird, da die Band zunächst probleme damit hat, „Little Miss Middleton“ und „Pakt“ folgen, und samt Ansage „Bunt und nicht braun“. „Krieger“ jagt, „Traumtänzer“, „Kaspar“ kommt nach „Lichtblick“ mit der nicht ganz so Populären Ansage: „Kommen wir zum Problem des Heutigen Abends, Köln ist nicht in Bayern.“. Das reguläre Set endet (Wie auch anders?) mit „Dein Anblick“. Als ersten Zugabenblock Spielen Schandmaul „Der Teufel hat den Schnaps gemacht“, für das Ralf Albers von Fiddlers Green den englischen Text übernimmt. Dazu kommen die absoluten Muss-Songs „Vogelfrei“ und „Walpurgisnacht“, ehe Schandmaul das Konzert ruhig und unplugged mit „Euch zum Geleit“ und „Willst du?“ ausklingen lassen… um noch einmal mit „Auf Euch“ endgültig alles zuende zu bringen.
[asa download]B00HPX5Z78[/asa]Hatte ich zuvor noch darüber gewitzelt dass Schandmaul es vielleicht nicht schaffen würden an die erstaunlich starken Fiddlers Green heran zu kommen, meine Zweifel in die „Wir sind im TV und auf der Ausverkaufsschiene“ Richtung mal zu schweigen, so muss ich sagen dass selbst beim kritischen Hinsehen wirklich kein Haar in dieser Suppe zu finden ist – sehen wir mal von dem kurzen Griff ins Klo bei „Das Seemannsgrab“ ab, den die Band jedoch souverän überspielt und richtig zuende gebracht haben. Schandmaul sind Schandmaul, sie werden nicht anders aber bekannter. Wer sie mag wird sie sowieso sehen, wer sie nicht kennt wird von ihrer livepräsenz nicht enttäuscht und wer sie hast wird das hier sowieso nicht lesen.
Bildrechte: Sasche Kurzauer