Mantus – Königreich der Angst EP (Review und Kritik)

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Mantus - Königreich der Angst EP

Manche Clubgänger kennen ihn vielleicht: Den gemeinen Samtwal oder seine Unterart, den Lackwal. Für Nichteingeweihte: Der durchschnittliche Samt- oder Lackwal ist ein Mensch mit einem BMI von 30 Aufwärts, eingepackt in Samt, oder ekliger, in Lackklamotten der sparsamen Art. Der Hauptlebensraum dieser Wale ist die Tanzfläche, jedoch nur zu ganz bestimmten Bedingungen: Diese sind akustischer Natur und heißen im Normalfall Rammstein, neuere Lacrimosa, ASP, L’Âme Immortelle, Eisbrecher undsoweiter. Sprich: Größtenteils deutschsprachige, düstere Musik mit mehr oder minder harten Gitarren und leichten Electro- und Klassikeinschüben.  Alles das bieten Mantus.

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Mantus

Wer den leichten Sarkasmus in der Einleitung bemerkte, wird sicher auch merken, dass ich von Mantus nicht zwingend begeistert bin – „Requiem“, das letztens erst erschienene Comebackalbum nach einer etwas längeren Pause, war bereits teilweise quälend langweilig und die Drohung, dass die Band ihren Stil weiterführt, sorgte bei mir auch nicht für Begeisterunggsstürme. Doch ganz ehrlich: Ich habe schlimmeres erwartet. Zwar haben Mantus ihre Drohung wahrgemacht, aber dennoch muss ich sagen, dass „Königreich der Angst“ im Vergleich zu „Requiem“ ein Schritt nach vorne ist. Zwar leiden Mantus immer noch an den „üblichen“ Mängeln, z.B. Thalias gesanglichem Unvermögen, Texten aus den tiefsten Tiefen der „Lyrische Ergüsse“-Teile aus Szeneforen inklusive Herz-Schmerz-Reimen, sehr sterilen Synthies und Setzkastengitarren, -synthies und -songaufbauten. Im Vergleich zu „Requiem“ ist die EP jedoch ein wenig härter und hat einen teilweise coolen Paradise-Lost-Einschlag. Der kleine, fiese Teil von mir, der das Album von vornherein verreißen wollte, ärgert sich gerade bunt.

„Königreich der Angst“, der Titeltrack, hat mich ernsthaft überrascht. Ein gutes Riff, gute, aber durch den sterilen Klang kastrierte Synth-Streicher und ein guter Songaufbau, den ich so von Mantus nicht erwartet hätte. Ein gutes Stück Gothic Metal, in dem sogar Thalias Stimme erträglich tönt. Zwar kein Highlight des Genres, aber das haut mich doch ein wenig vom Stuhl. Auch „Dogma“ mag gefallen, nicht zuletzt dadurch, dass Martin Schindler gesanglich einen Schritt nach vorn machte. Doch der Rest leidet unter der Mantus-Krankheit „Mittelmaß“. So ist die EP bis auf die beiden Songs (und vielleicht noch das atmosphärische „Lied von der Elbe“) nichts besonderes oder herausragendes, eher etwas für Genrefans. Diese wissen, was sie an Mantus haben.

Fenriz
Fenriz

Fazit: Ein guter Tag für den gemeinen Clubwal, denn dieses Album muss er tatsächlich in sein Aquarium aufnehmen. Dennoch weigert sich ein nicht unerheblicher Teil von mir, „Königreich der Angst“ gut zu bewerten. Denn trotz der Steigerung bleiben Mantus mittelmäßig as fuck. Am besten gefallen mir Mantus eigentlich dann, wenn sie aufhören, stumpfe Klischees wiederzukäuen – Denn nichts, was L’Âme Immortelle oder Lacrimosa nicht schon getan haben, findet man auf der EP, ergo bleibt sie nach wie vor verzichtbar. So bleibt auch „Königreich der Angst“ ein Thema für Fans des angeschwärzten, streichergarnierten Electrorocks. Wem so etwas gefällt, bitteschön. Doch ich muss abschalten. Ich kann nicht mehr. Trotzdem ist die EP besser geworden als „Requiem“. Solltest du also zu dieser Spezies Wal gehören, darfst du jetzt einmal hoch aus deinem undurchsichtigen und mit allerlei düsterem Kitsch verzierten Aquarium springen: Diese Platte MUSST du haben.

Tracklist:

  1. Königreich der Angst
  2. Dogma
  3. Blaue Grenze
  4. Wo die Einsamkeit beginnt
  5. Ein sanfter Tod
  6. Winter
  7. Winter (Nachspiel)
  8. Das Lied von der Elbe
  9. Untergang (remixed)
  10. Bei mir (Black Heaven Remix)
( 6 / 10 )
6 / 10

Veröffentlichung: 15.05.2009

Homepage: www.mantus.de

Anspieltipps:

– Königreich der Angst
– Das Lied von der Elbe
– Dogma

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