Marcus Rietzsch – …wenn wir nie träumten (Review & Buchkritik)


Marcus Rietzsch
Marcus Rietzsch

Friedhöfe verschiedener europäischer Regionen, gespickt mit Zitaten von zum Beispiel Fontane, Nietsche, Twain oder gar Konfuzius, alles festgehalten auf 128 Seiten Schwarz-Weiß-Druck. Das erwartet denjenigen, der sich einen Moment Zeit nimmt und sich mit auf die Reise „…wenn wir nie träumten“ von Fotograph Marcus Rietzsch nehmen lässt.
Doch auch denen, die bis jetzt mit Friedhöfen nur morbide, gefühlskalte Totensammelstätten assoziiert haben, ist Rietzsch gewillt einmal die emotionale Seite dieser Orte visuell vor Augen zu führen.

Mit der Bildersammlung „…wenn wir nie träumten“ läd Marcus Rietzsch jeden ein sich einmal etwas Zeit zu nehmen, ihn mit auf die verschiedensten Gottesacker zu begleiten, die Pforten hinter sich zu schließen und ungestört zu sinnieren. Denn das ist es, was die Fotographie für ihn ausmacht.

Ein Bild gibt einem die nötige Zeit, die man benötigt, um die Wirkung für sich zu entdecken.

Marcus Rietzsch
Marcus Rietzsch

Anders als im Film wird man hier nicht unter den Beschuss von 24 Bildern pro Sekunde gesetzt, um einen Verlauf zu erzeugen, dem man nicht folgen kann.
Auf bestimmte Motive setzt sich Rietzsch hierbei nicht fest, die schwarz-weiße Linie behält er jedoch bei.
Das ist seine Art und Weise wie er uns, die wir größtenteils in Friedhöfen nur unsere eigene Endlichkeit und düstere Melancholie widergespiegelt sehen, die emotionale Vielfalt dieser Höfe erkennen lassen will.

„Das Leben wäre unerträglich, wenn wir nie träumten“. So ein Zitat von Anatole France, das zu Anfang den Beginn der Reise einleitet. Es wird klar, dass es hier vor allem um die Empfindungen geht, die Rietzsch hier dem Betrachter mit auf den Weg geben will, worin auch die Vielfalt dieses Werkes liegt, denn Bild und Zitat gehen für mich hier eine unbedingte Symbiose zur Erzielung der gewünschten Wirkung ein.

Marcus Rietzsch
Marcus Rietzsch

Seine Fotographien mit dem Spiel von Licht und Schatten weisen auf die Ästhetik der Friedhöfe hin, derer wir uns oft nicht bewusst sind. Seien es Kreuze, die aneinandergereiht das Feld zieren, Engel, die zum Himmel beten, Madonnen, die andächtig das Haupt senken… Rietzsch bringt uns auf eine emotionale Ebene, auf der wir für die Zitate, in denen sich Weisheiten verschiedener Kulturen oder auch Ratschläge bedeutender Persönlichkeiten widerfinden, erst richtig empfänglich werden.
Umgekehrt entdeckte ich für mich die selbe Wirkung. Eine Kombination seiner Fotographien und der gesammelten Zitate ist nicht unbedingt eine nie dagewesene Form, trägt aber dennoch stark zur Qualität des Werkes bei. Nein – ich würde sogar sagen es ist der essentielle Teil von „…wenn wir nie träumten“. Denn ich muss zugeben, dass mir die Fotographien gefallen, ich meine die Leidenschaft zu erkennen, mit der Rietzsch seiner Sache nachgeht, jedoch hätte eine einfache Bildsammlung für mich sicherlich nie einen Evergreen ausmachen können oder die Wirkung vollends entfalten lassen können, wie er es beabsichtigt.

Eine fotographische Reise zum Sinnieren und auch Entdecken. So könnte man es vielleicht kurz umschreiben. Ich für meinen Teil habes es zumindest so erlebt, dass mit dem passenden Zitat und einer gelungenen Darstellung Friedhöfe egal ob in Deutschland, Österreich, Italien oder Norwegen auch Hoffnung, Lebensmut oder moralische Werte widerspiegeln können.

Torsten "MetzCore" NoffzFazit: Sicherlich, trotz, dass Rietzsch jeden mit auf seine Reise einläd, eher etwas für Interessierte aber wer sich auf Marcus Rietzsch Sammlung einlässt und sich einen Moment Zeit nimmt, der wird sicherlich so wie ich einige Impressionen für sich entdecken können und daran gefallen finden. Und sei es nur darum, weil man sich einen Moment Zeit genommen hat. Denn wie gesagt: „Das Leben wäre unerträglich, wenn wir nie träumten“.



Format:
Taschenbuch – Großformat (128 Seiten)

Verlag:
Edition PaperONE

ISBN:
978-3941134195

Homepage:
www.mr-bilderwelten.de

( 6,5 / 10 )
( 6,5 / 10 )

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