Melle Noire: Ein Model der Szene (Interview)

Schwarze News beschäftigt sich nicht nur mit Musik, sondern auch mit anderen Facetten der schwarzen Szene. Und so kam dieses Interview mit Melle Noire, einem Gothic-Model, zustande.

Melle Noire
Melle Noire
Grundlegende Informationen zu Melle Noire:

Alter: 28
Geschlecht: Weiblich
Wohnort: Ladenburg (Deutschland)
Größe: 1,62m
Gewicht: 54kg
Maße: 78 / 68 / 89
Aufnahmebereiche: Gothic, Fetisch, Topless, Akt, Bodypainting, PinUp, Dessous, Horror, Fantasy, Glamour…
Website: www.melles-midnight.de

Teil 1 – Persönliches:

Schwarze News: Hallo Melle! Fangen wir doch mal langsam mit diesem Interview an. Wenn du dich kurz und knapp in 2 Sätzen beschreiben müsstest, was würdest du dann sagen?
Melle Noire: Ich bin ein sehr offener und ehrlicher Mensch, eher extravertiert, ich habe einen ziemlich schwarzen Humor, lache gerne (auch über mich selbst *G*), bin ein bisschen chaotisch und ticke im Großen und Ganzen eigentlich ziemlich normal. Dann bin ich gern unterwegs, komme gerne rum und lerne gerne neue Leute kennen.

Schwarze News: Und genau das machst du ja gerade auch. Bist also ganz in deinem Element, wie man sieht. Was machst du denn, wenn du nicht gerade als Model vor der Kamera stehst? Hast du noch einen weiteren Job? Und wie sieht es mit Hobbies aus?
Melle Noire: Nein, momentan gehe ich keiner geregelten Arbeit nach. Meine Hobbies: Kino, TV, Musik hören, chatten & Internet, Gedichte schreiben, zeichnen, Kreuzworträtsel lösen, ausgehen, mich mit Freunden treffen, kochen…

Schwarze News: Wie sieht denn dein Musikgeschmack aus? Welche Bands magst du denn gerne?
Melle Noire: Ich höre so ziemlich alles im schwarzen Bereich – je nach Lust und Laune mal mehr dies, mal mehr das: Darkwave, Future Pop, Elektro, EBM, Industrial/Noise, Gothic, Goth Rock, Metal, Mittelalter, Folk usw.
Nur die Musikrichtung Batcave mag ich nicht so…
Ich finde da einzelne Lieder schon ganz gut, keine Frage – aber an reinen Batcave-Abenden habe ich jetzt keine so große Freude *G*. Ein paar Bands, die ich gerne höre: VNV Nation, In Strict Confidence, Project Pitchfork, Covenant, Apoptygma Berzerk, Absurd Minds, Decoded Feedback, Grendel, Suicide Commando, Feindflug, Wumpscut, Nitzer Ebb, Leatherstrip, Front 242, PAL, DIVE, KIEW, Combichrist, Deine Lakaien, Lacrimosa, Janus, ASP, Deathstars, Type-0 Negative, The Crüxshadows, Diorama, Blutengel, Marilyn Manson, Rammstein, Megaherz, Eisbrecher, OOMPH!, Metallica, Blind Guardian, Nightwish, Within Temptation, Sirenia, In Extremo, Subway to Sally, Schandmaul, Faun, Fiddler’s Green, Böhse Onkelz, Die Toten Hosen…

Schwarze News: Die Männer der Szene werden sich sicherlich schon mal gefragt haben, ob du „vergeben“ oder „Single“ bist. Was ist der Fall?
Melle Noire: Ja, das kommt schon manchmal vor. Seit August 2004 bin ich glücklich vergeben – mein Freund ist Halbfranzose und kennengelernt ich ihn in der Disco.

Teil 2 – Die Gothic-Szene:

Schwarze News: Starten wir mal mit Dingen zur Szene. Wie lang bist du nun schon in der Szene unterwegs?
Melle Noire: Inzwischen seit über 10 Jahren.

Schwarze News: Das ist ja schon ganz schön anständig. Wie hast du denn damals den Weg in die Szene gefunden? Was hat dich fasziniert und was hat dich angezogen? Was ist quasi das Besondere?
Melle Noire: Schwarz wurde ich durch eine ehemalige Schulkameradin. Sie hat mich damals quasi „angesteckt“, wenn man so will. Ich fand schnell Gefallen daran, konnte mich damit einfach identifizieren. Ich weiß nicht mehr genau, was mich zuerst fasziniert hat am Thema Gothic – ob es nun die Kleidung war oder die Musik… Oder beides gleichzeitig. Meinen musikalischen Einstieg in die Szene hatte ich jedenfalls mit Rammstein. Damals kaufte ich mir die CD „Sehnsucht“, die ich auch heute noch gerne höre.
Für mich ist Gothic definitiv zu einem Lebensgefühl geworden. Das Besondere daran ? Nun – da kommen verschiedene Aspekte zusammen. Ich mag die Kleidung, die Musik, die ganze Atmosphäre… Ich fühle mich in der schwarzen Szene einfach zuhause – sie hat mich auch ein Stück weit geprägt und mich zu einem offeneren Menschen werden lassen. Und der Zauber wirkt bis heute.

Schwarze News: Was ist die Szene heute für dich? Hat sich viel seit deinem „Eintritt“ verändert? Wenn ja: Positiv oder negativ?
Melle Noire: Die Szene verändert sich ständig, befindet sich in stetigem Wandel. Neue Musikrichtungen kommen hinzu, neue Einflüsse von außen spielen mit rein… Aber gewisse Dinge bleiben auch gleich – ich habe jetzt z.B. nicht den Eindruck, mich heute in einer völlig anderen Szene zu bewegen als noch vor 8 oder 10 Jahren.
Teilweise wird aber heutzutage in den Clubs mehr Elektronisches gespielt als früher. Und ich habe den Eindruck, es gäbe mehr getrennte Floors. Ich persönlich bewege mich lieber auf gemischten Floors.
Toll finde ich es, wenn in einem Club auch mal „Classics“ laufen – denn dann fühle ich mich wieder in meine Anfangszeit als Gothic versetzt, das ist dann für mich wie eine Art Zeitreise.
Dann konnte man in den letzten Jahren beobachten, dass sie Szene „salonfähiger“ gemacht wurde – plötzlich war Gothic der neue große Trend in der Modewelt. Unterstützt wurde dies auch durch Erscheinungen wie The Rasmus oder Tokio Hotel. So sah man auf einmal viele Jugendliche in schwarzen Klamotten, wusste dabei aber auch, daß es für sie nur ein vorübergehender Modetrend war und nicht mehr.
Ich habe aber auch das Gefühl, daß ich als Gothic heutzutage von der Allgemeinheit eher akzeptiert werde als früher. Ich werde weniger schräg angeschaut und höre seltener so typische Sprüche wie „Satan lebt“ oder „guck mal, da hinten hockt der Tod“. Und auch in normalen Läden kann man teilweise inzwischen szenetypische Klamotten und Accessoires kaufen. Als Gothic ist man nicht mehr so die krasse Randerscheinung wie noch vor 10 Jahren.

Schwarze News: Um diesen Fragen-Komplex über die Gothic-Szene doch mal abzuschließen mag ich abschließend noch fragen, ob man dich auch öfter auf großen Events, Festivals etc. zu Gesicht bekommt? Wo gehst du als nächstes hin? Auch im Bezug auf 2009.
Melle Noire: Ich kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, auf welchen Festivals ich nächstes Jahr sein werde. Ich persönlich mag das WGT sehr sowie auch das M’era Luna. Auf beiden Festivals war ich schon mehrmals.

Teil 3 – Die Tätigkeit als Model:

Schwarze News: Nun sind wir bei deiner Model-Tätigkeit angekommen. Wann hat es angefangen und wie bist du darauf gekommen als Model tätig zu sein? Bist du ein reines Foto-Model?
Melle Noire: Ich betrachte mich als reines Foto-Model, ja. Videoaufnahmen sind nicht so mein Ding, ebenso wenig der Laufsteg.
Fotografiert wurde ich schon als Kind total gerne – so sagte ich dann auch nicht nein, als man mich im Spätsommer 2001 in der Disco auf das Thema Modeln ansprach. Außerdem suchte damals parallel dazu noch jemand in einem anderen Club nach Leuten für ein fotografisches Schulprojekt.
Nach meinen ersten Shootings im September und im Oktober 2001 habe ich dann angefangen, im Internet selbst weitere Kontakte mit diversen Fotografen zu knüpfen und so kam dann alles allmählich ins Rollen.

Schwarze News: Wie war dein erstes Shooting?
Melle Noire: Mein erstes offizielles Shooting verlief gut. Wir waren damals im Stuttgarter Schloßpark unterwegs, die Sonne schien, es war warm und es entstanden ein paar wirklich sehr schöne Bilder.

Schwarze News: Du hast eine Menge Aufnahmebereiche (Anmerkung: Gothic, Fetisch, Topless, Akt, Bodypainting, PinUp, Dessous, Horror, Fantasy, Glamour…) auf deiner Website angegeben, aber was machst du davon besonders gerne und warum?
Melle Noire: Ich präsentiere mich gerne vielseitig und wandelbar, zeige gern 1000 verschiedene Gesichter. Ich möchte mich als Model nicht auf eine einzige Schiene festlegen – das fände ich sehr langweilig. Gerade die Abwechslung macht das Thema doch erst so richtig spannend! Und es macht mir großen Spaß, in die unterschiedlichsten Rollen zu schlüpfen, mich auch mal völlig zu verwandeln, völlig abgedrehte Ideen umzusetzen.
Größtenteils bin ich allerdings natürlich schon in den Bereichen Gothic, Horror und Fantasy unterwegs. Bzw. sind viele meiner Bilder schwarzer Natur oder zumindest schwarz angehaucht. Was einfach daran liegt, daß ich eben auch im Privatleben Gothic bin und meine Model-Karriere in der schwarzen Szene ihren Anfang nahm.
Es gibt aber eigentlich keinen fotografischen Bereich, den ich jetzt weniger gerne shoote als einen anderen. Je nachdem, wie ich selbst gerade drauf bin, bewege ich mich mal mehr im einen Genre und mal verstärkt in einem ganz anderen. Im Prinzip setze ich gern das um, was mir persönlich gerade in den Sinn kommt und worauf ich gerade Lust habe. Es sei denn, der jeweilige Fotograf hat selbst ganz eigene konkrete Vorstellungen und Ideen.

Schwarze News: Pornographie kommt für dich nicht in Frage, aber hast du dennoch schon einmal Angebote in die Richtung erhalten?
Melle Noire: Ein paar mal, ja. Aber darauf gehe ich nicht ein. Das überschreitet einfach meine persönlichen Grenzen. Auch bin ich nicht zu haben für Girl-/Girl-Geschichten oder ähnliches.

Schwarze News: Kann ich gut verstehen. Nun wissen wir ja, dass Melle Noire vergeben ist. Was hält denn dein Partner von deiner Tätigkeit als Model?
Melle Noire: Mein Freund sieht das ganz entspannt. Er weiß, daß er mir vertrauen kann und ich keinen Mist baue.
Bei Shootings im näheren Umkreis kommt er auch gerne mal mit, assistiert dann den Fotografen oder modelt selbst auch ein bisschen. Wir standen auch schon gemeinsam vor der Kamera.

Schwarze News: Du hast ja sicherlich schon eine ganze Menge an Fotografen innerhalb der Szene kennengelernt. Wenn dich jetzt ein junges Model nach 3 tollen Fotografen fragen würde, welche Namen würdest du nennen?
Melle Noire: Da fallen mir spontan ein: Art in Black (Raum Mannheim), Herr Buchta (Krefeld) und Skunk(ed) (Landau / Pfalz). Außerdem: Nicolas Henri (Basel).
Es gibt aber noch ganz viele andere tolle Fotografen, mit denen ich auch jederzeit wieder arbeiten würde. Insgesamt zusammengearbeitet habe ich bislang mit über 100 verschiedenen Fotografen.

Schwarze News: Nun gibt es ja noch ein paar weitere Models, die sich innerhalb der Szene tummeln. Welche Models kennst du persönlich oder würdest du mal kennen lernen wollen? Gibt es bei euch Konkurrenz-Denken?
Melle Noire: Sicher gibt es ein Konkurrenzdenken – aber das ist ganz normal. Und es kommt auch mal vor, daß man selbst neidisch auf Bilder anderer Models schielt.
Persönlich kenne ich ZB die Models Mia Wallace, Gothicmodel Phantom, Miss von Xtravaganz sowie das männliche Model Wizko.

Schwarze News: Wie kommst du an Shootings? Bist du in irgendeiner Kartei registriert?
Melle Noire: Ja, klar. Hauptstächlich mache ich meine Kontakte über die Fotocommunity (www.fotocommunity.de) und über die Model-Kartei (www.model-kartei.de). Registriert bin ich aber in relativ vielen Foren und Karteien…

Schwarze News: Du bist schon in vielen Gothic-Magazinen mit Bild-Strecken aufgetaucht. Auf welche „Erfolge“ bist du bis jetzt besonders stolz? Und was hast du noch vor? Wo würdest du gerne noch abgedruckt werden?
Melle Noire:Stolz bin ich beispielsweise auf einige Flyer, auf denen ich zu sehen war.
Dieses Jahr war ich unter anderem auf 2 Flyern von Stuttgart-Schwarz drauf. Dann war im August 2008 ein Bild von mir auf einem Flyer für die Veranstaltung „New Dark Nation“ in Basel. Auch darüber habe ich mich sehr gefreut. Und natürlich ist es immer ziemlich klasse, wenn Bilder von mir in diversen Magazinen erscheinen – z.B. im Dark Spy.
Aber eigentlich bin ich stolz auf all meine Veröffentlichungen. Egal, ob diese nun auf Flyern waren, in Magazinen oder in Büchern. Und auch Online-Veröffentlichungen wie diese weiß ich sehr zu schätzen.
Aber es gibt auch Dinge, die ich bislang noch nicht erreicht habe – so war ich bisher beispielsweise noch nie auf dem Cover eines Magazins. Generell versuche ich natürlich immer, meine Bilder irgendwo unterzubringen, schreibe dazu teilweise auch die Leute selbst an.

Schwarze News: Abschließend noch eine Frage, die nichts mehr mit der Tätigkeit als Model zu tun hat. Wir stehen kurz vor dem ersten Advent. Wie feierst du Weihnachten und Silvester?
Melle Noire: Das weiß ich noch nicht – ich bin auch noch nicht so wirklich in Weihnachtsstimmung. Ich frage mich eher, wo denn die ganze Zeit geblieben ist und kann eigentlich kaum glauben, dass Weihnachten nun schon wieder vor der Türe steht.
Vielleicht komme ich ja ein bisschen in Festtagslaune, wenn ich mit meinem Freund in den nächsten Tagen Plätzchen backe. Er hat jedenfalls schon diverse Rezepte rausgesucht und auch die Einkaufsliste zusammengestellt… Mal sehen, wie das wird.
An Heiligabend essen wir – wie jedes Jahr – Pute à l’Orange mit Reis – mein Freund und ich kochen natürlich selbst ! Dieses Jahr feiern wir außerdem unser 5. gemeinsames Weihnachtsfest.
Silvester liegt für mich gedanklich noch in weiter Ferne. Konkret geplant haben wir demzufolge für den Jahreswechsel noch nichts.

Schwarze News: Leider sind wir nun durch. Danke für deine zahlreichen Antworten. Es hat mir wieder richtig Freude gemacht. Ich hoffe ich habe nicht zu viel genervt. Wünsche dir noch schöne Tage auf dem Weihnachtsmarkt oder in deinem Fall beim Backen von Plätzchen. Wir lesen und schreiben uns ja an anderer Stelle wieder.
Melle Noire: Auch mir hat es großen Spaß gemacht! Ich wünsche Dir und allen Lesern dieses Interviews ebenfalls noch schöne Adventstage und ein besinnliches Weihnachtsfest!

Lordy
Lordy
Geführt wurde dieses Interview von: Lordy

About Lordy

Check Also

Interview: CALABRESE

CALABRESE – eine US-amerikanische Horrorpunk-Band gegründet von den drei CALABRESE Brüdern Jimmy, Bobby und Davey, …