Leviathan sind eine Progressive-Metal-Band aus Colorado, Denver, die es schon ewig gibt: 1989 gegründet, 1998 aufgelöst, 2001 zunächst unter anderem Namen wieder zueinander gefunden und 2007 neuen Drummer gefunden und dann endgültig das Comeback von Leviathan gefeiert.
Zum Valtentinstag bescherten uns die Progressive-Metaller nun eine ganz unkonventionelles Geschenk: Das neue Album mit dem Titel „Beholden To Nothing, Braver Since Then“ mit 15 Songs und 76 Minuten Spielzeit – für Prog-Metal nicht unbedingt außergewöhnlich. Was diese 15 Songs so zu bieten haben, soll im Folgenden rezensiert werden.
Dieses Album ist derart heterogen, dass man hier nicht drum herum kommt, jeden Song einzeln zu begutachten;
Der erste Track, „Ephemeral Cathexis“ ist ein fulminantes, episches Intro, gefolgt von „A Shepherd’s Work“. Die zwei Folgenummern, „A Shepherds Work“ und „Intrinsic Contentment“ sind Rocknummern mit Alternative-Anflügen und einem Hauch Metal. Titel 4, „Overture To Exasperation“ ist ein kurzes klavierlastiges Instrumentalstück, das einen perfekten Übergang zu „Creatures oft he Habit“ formt. Dieser Song ist zwar stilistisch dem zweiten Titel recht ähnlich, allerdings werden hier vermehrt Streicher und Synthesizer sowie ein eingesprochener Text als weiteres Stilmittel eingesetzt.
Laut Infobroschüre erfolgt nach dem 5. Song ein Schnitt, denn die nächsten Titel stehen unter der Überschrift „Religion: Superstition, Imposed Tradition & Spiritual Crutch of Human Crux“ – die Intention wird also schon vorher verraten.
Das kurze Intro „Solitude Begets Ignorance“ ist recht düster und somit richtungsweisend für die nächsten Nummern: Mit „A Testament For Non Believers“ geht es gleich brachial und schwer weiter. Erinnerte die Musik im ersten Teil der CD noch sehr an Hardrock und Alternative, sind hier jetzt eher Heavy-Metal-Elemente aufzufinden, sowohl in der Komposition als auch im gesanglichen Stil. An epischen Gitarrenläufen und Streichern wird nicht gespart, der groove ist sehr getragen. An Abwechslung mangelt es also nicht!
Es folgt eine neunminütige Auseinandersetzung mit einer bekannten Frage: „If The Devil Doesn’t Exist“. Hier wird der Zuhörer mit einem gängigen Klischee des Progressive Metal konfrontiert: Endlos lange Gitarrenparts ohne Gesang. Nach ca. fünf Minuten wird den Saiten dann endlich die Hookline entlockt und nach einer weiteren halben Minute setzt dann auch der Gesang ein. Trotzdem ist das Stück aufgrund zahlreicher Spielereien hörenswert, insbesondere Fans des Genres dürften hieran Gefallen finden.
Und jetzt wird es ein wenig schräg: Mit abgefahrenen Sounds und verzerrten WahWah-Effekten wird und gezeigt, wie man mit den „Magical Pills Provided“ Farben hören kann oder so… So komponiert man also einen LSD-Trip^^ Auf Gesang wird hier mal wieder verzichtet, dafür werden gesprochene Texte eingespielt. Der nächste Song… nein halt, das ist noch gar nicht der nächste Song, das ist immer noch der gleiche, nur plötzlich in einem völlig anderen Gewand. Die plötzlichen Metal-Riffs passen nicht zu dem psychedelischen Gedudel davor. Aber was soll’s? Progressive ist halt etwas für Spielkinder, da ist alles erlaubt…
Es folgt „Thumb Your Nose At Those Who Oppose“, eine zunächst gefühlvolle, lineare Nummer mit vielen Akustikgitarrenparts und leicht orientalischen Riffs. Der orientalische Touch bleibt das ganze Stück über erhalten, aber wir wären hier nicht im Progressive-Metal, wenn nicht mindestens ein Bruch pro Stück aufträte. So wird es in der Mitte etwas schneller und härter, um dann in Chillout-Manier auszuklingen – Opeth lassen grüßen!
Das nächste Stück ist über sieben Minuten lang und trägt den Titel „Empty Vessel Of Faith“. Stilistisch wird hier ein wenig an den Song davor angeknüpft, denn auch hier haben wir Rock mit einem Hauch Morgenland. Allerdings ist diese Nummer wesentlich schneller und weniger schwermütig. Im Gegenteil: Hier toben sich die Gitarristen mal richtig aus und rasen so schnell über die hohen Saiten, dass ich beim ersten Hören dachte, jemand hätte an meiner Tür geklingelt… Dann kommt auch hier ein totaler Bruch und es wird ganz ruhig und schwer mit eingesprochenem Text. Die Atmosphäre wechselt von orientalisch zu heavy und düster.
Song Nr. 12 ist laut beiliegender Broschüre der letzte, der unter die Überschrift fällt. Er heißt „Word Borrowed Wings“ und beginnt in einer ähnlichen Heavy-Metal-Manier wie die anderen Songs aus diesem Themenabschnitt auch. Nach knapp 2,5 Minuten ist hier Schluss, keine Spielereien, keine Breaks, keine Stilwechsel.
Drei Songs haben wir noch, mal sehen, was uns da noch erwartet…
„Bettering Darklighter“ ist ein kurzer surrealer Geräuscheteppich mit eingesprochenem Text, erst Englisch, dann Deutsch mit einem starken Akzent.
Natürlich passt dieses Interlude kein bisschen zum Intro des vorletzten Stücks „Misanthrope Exhumed“, welches langsam beginnt und uns mediterran-melancholisch anmutende Gitarren sowie einen herzzerreißend schönen Gesang zu einer – mit den einsetzenden E-Gitarren – immer schwermütiger werden Musik beschert. Der deutlich hörbare, wummernde Bass und die schnarrenden E-Gitarren bilden einen schönen Kontrast zu den hellen Akustikgitarrenriffs und dem weichen, hohen Gesang. Nanu? Wieder ein 7-Minuten-Stück und kein musikalischer Patchwork? Es muss schön sein, sich nicht festlegen zu müssen^^
Und jetzt wird es zum Abschluss noch einmal richtig delikat: Der letzte Song, der denselben Titel trägt wie das Album („Beholden To Nothing. Braver Since Then“) ist länger als 10 Minuten. Er erinnert stilistisch wieder stark an die letzten Songs des Blocks in der Mitte. Rockig, streicherlastig, episch aber hin und wieder leicht abgezackt, durchzogen von Instrumentalparts und Soli. Nach 7 Minuten wird dann wieder sehr langsame, atmosphärische Musik eingespielt, die gesprochenen Text untermalt, ehe der Gesang wieder einsetzt und zu bisherigen Stil des Songs zurückkehrt.
Jetzt noch ein zusammenfassendes Fazit zu schreiben, wäre wohl überflüssig und Anspieltipps kann ich hier leider auch nicht wirklich geben aber ein kleiner Hinweis sei dennoch gegeben: Auch wenn man nicht zu den Progressive-Metal-Fans gehört, kann man sich dieses Album ruhig geben, sofern man Rock, Alternative und Heavy Metal nicht abgeneigt ist, denn hier ist „Progressive Metal“ größtenteils eine Synthese aus genau diesen Stilen, ohne sie dabei allzu stark zu verwischen.
Trackliste:
1. Ephemeral Cathexis
2. A Shepherds Work
3. Intrinsic Contentment
4. Overture of Exasperation
5. Creatures of Habit
Religion: Superstition, Imposed Tradition & Spiritual Crutch of Human Crux
6. I. Solitude Begets Ignorance
7. II. A Testament for Non-Believers
8. III. If the Devil Doesn’t Exist…
9. IV. Magical Pills Provided
10. V. Thumbing Your Nose at Those Who Oppose
11. VI. Empty Vessel of Faith
12. VII. Words Borrowed Wings
13. Bettering Darklighter
14. Misanthrope Exhumed
15. Beholden to Nothing, Braver Since Then
Bildquelle: www.metal-promotions.de