Es gibt wohl nur wenige Bands mit einer derartigen Ambivalenz wie die Untoten. Ziemlich viele Stile und mindestens ebenso viele Thematiken haben die beiden Ausnahmekünstler Greta und David schon durch und dabei eigentlich immer gute Ergebnisse fabriziert. Auch das neue Album „Zeitmaschine“ ist zwar auch wieder ein Konzeptalbum, wartet aber mit sehr viel Abwechslung und Anspruch auf, wie im Folgenden genauer erläutert wird.
Wie der Albumtitel schon verrät, begleitet uns dieses Album an verschiedene Orte zu verschiedenen Zeiten. Jeder Song bezieht sich auf ein bestimmtes Ereignis zu einem bestimmten Zeitpunkt. Das entsprechende Jahr steht hinter den Songs in Klammern, aber um welches Ereignis es sich handelt, darauf müssen wir von selbst kommen.
Das Album beginnt mit einer Soundcollage aus Wolfsgeheul, Synthieklängen, Kirchenglocken, Pferdekutschen, diversen anderen Geräuschen und hellen Glöckchen, vermutlich von Uhren. Diese hellen Glöckchen ziehen sich wie ein roter Faden durch das ganze Album und taucht in diversen Nummern wieder auf.
Der zweite Song, „Alles, was ich weiß“ ist eine Anspielung darauf, dass „die Sieger die Geschichte schreiben“, was den Zeitreisenden dazu animiert, sich ein eigenes Bild von der Geschichte zu machen. Die Nummer gehört zu den schnelleren auf diesem Album und ist soundtechnisch recht „beladen“.
Nach der instrumentalen Rock-Ballade „Ungeschehen“ geht es zum existenzialistischen Song „Weltschmerz“, dem das Jahr 1989 zugeordnet ist. Er beginnt mit dem charakteristischen Uhrenticken und weist leichte Barock-Elemente auf. Thematisch setzt er sich mit der Schnellebigkeit unserer Gesellschaft auseinander, die den Menschen krank machen kann: „Alles dreht sich immer schneller, bis es auseinanderbricht“.
Das kurze Intermezzo „Feuer“ ist eine Soundcollage, die das Jahr 1944 beleuchtet und auf Nazideutschland anspielt.
„Das Zweite Gesicht“ ist wieder eine rockige Ballade, in der es darum geht, die Welt als Ganzes zu erfassen.
Nach dem Sound-Intermezzo „Geisterwelt“, dessen Titel für sich spricht (klingt wie ein Soundtrack aus einem Horrorfilm!), geht es weiter mit der getragenen, aber tanzbaren Nummer „Willkommen in der Ewigkeit“. Hier haben wir wieder die tickenden Uhren und eine Soundcollage als Thema. Die Message dieses Songs ist ziemlich eindeutig: „Alles ist vergänglich!“
Dem nächsten Song, „Kinder der Untsterblichkeit“ ist das 5. Jahrhundert v. u. Z. zugeordnet. Das rockige Stück mit schönen Klavierläufen sagt aus, dass das Böse überall auf der Welt ist. Es wurde schon immer bekämpft, aber bis heute ohne Erfolg, was unter anderem auch daran liegen dürfte, dass „gut“ und „böse“ im historischen und kulturellen Kontext Bedeutungen zugewiesen kriegen, die sich manchmal sogar stark widersprechen.
Das Stück „1900“ führt uns wieder zum Thema der klingenden Uhrenglöckchen zurück und leitet zum nächsten Track über: „Märchen“. Hier wird auf das Märchen von „Dornröschen“ angespielt. Die schlafende Prinzessin hat sich im Traumzustand wohler gefühlt als im Wachzustand. Diese Schilderung sowie die im Refrain immer wiederkehrende Aufforderung: „Lies mir doch ein Märchen vor!“ deutet auf einen Eskapismus hin, der sich auch als Thema durch das ganze Album zieht. Musikalisch zeichnet sich dieses Stück durch einen etwas schnelleren Beat und stilistische Elemente aus dem Neo-Folk aus.
„Wo sind meine Träume hin“ ist wieder eine wunderschöne Ballade, die unter die Haut geht und Existenzialismus pur rüberbringt.
Im letzten tatsächlichen Song (mit Text) dieses Albums reisen wir ganz weit in die Zukunft (802.701). Die Science-Fiction-Manier wird durch entsprechende Soundeffekte und den elektronischen Stil, in dem der Song verfasst ist, unterstrichen. Textlich finden wir hier eine Reprise der „Kinder der Unsterblichkeit“. „Die Dunkelheit ist mein Schild“ verdeutlicht, dass der Mensch schon vor 2500 Jahren gegen „Das Böse“ gekämpft hat und dies auch in 800.000 Jahren noch tun wird.
Musikalische Besonderheit dieses Liedes ist der abwechselnde Gesang von Greta und David. In allen anderen Songs singt nur Greta und bringt in den stilistisch breit gefächerten Songs ihre vielseitige Stimme in unterschiedlichen Lagen gekonnt zum Einsatz.
Das Album klingt aus mit drei Instrumentalstücken, in denen wieder die tickenden Uhren, die Geräusche aus dem Intro und zudem Percussions, düstere Synthie-Klänge, Elektrosounds, eingespielte Stimmen etc. eine Art Synthese des Albums darstellen.
Fazit:
Wie man sieht, haben wir es hier mit einem Werk zu tun, das sich, ebenso wie die Künstler selbst, nur schwer einordnen lässt. Allgemein betrachtet ist dieses Album eher ruhig mit vielen Balladen und eher soften Sounds aber vielen verschiedenen und vielseitig eingesetzten Instrumenten. Die Texte stimmen nachdenklich und regen durch die zugewiesenen Jahreszahlen zur Recherche an.
Einzige Kritikpunkte sind der leicht inflationäre Umgang mit instrumentalen Intermezzi und Soundcollagen zwischen den eigentlichen Songs sowie die Tatsache, dass leider keine Stücke dabei sind, die einen nun komplett vom Hocker reißen. Die Qualität ist zwar schon wirklich gut, aber im Großen und Ganzen tritt dieses Album nur bedingt aus der Masse heraus, daher „nur“ 8 von 10 Punkten.
Dark News verlosen das neue Album der „Untoten“!
Beantwortet dafür einfach folgende Frage: Welcher künstlerischen Tätigkeit geht Untoten-Sängerin Greta noch nach?
Sendet eure Antworten bitte bis zum 06.12. an verlosung@dark-news.de
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