Molybdän aus Köln

Molybdän – Klangprobe (Review & Kritik)

Molybdän aus Köln

„Progressive“ ist ein ziemlich polarisierender Begriff. Nicht Wenige werden der Meinung sein, dass man es entweder liebt oder hasst. Umso schwieriger ist hier eine objektive Beurteilung, weil man nie genau wissen kann, ob die Künstler es hier einfach nur nicht anders können oder wirklich nicht anders wollen. Bei Molybdän haben wir genau so einen Fall. Molybdän sind ein Trio aus Köln, bestehend aus der Kabarettistin Beate Rademacher (Gesang) und den beiden studierten Musikern Karsten Vorwerk (Keys) und Philip Parusel (Drums). Die Musikrichtung wird von den Machern selbst als „Progressive Rock“ bezeichnet. Die Qualifikation der Musiker lässt auf Spitzenqualität hoffen – inwiefern diese auf dem Demo mit vier Stücken gegeben ist, soll im Folgenden rezensiert werden.

Das Klavierintro des ersten Songs „When Angels Were Falling“ ist vielversprechend – umso enttäuschender ist das, was danach kommt. Ein Synthesizer, der eine 8-Bit-Gitarre imitiert, immer mal wieder gefüllt mit schrägen Soli – so schräg, dass auch die anspruchsvolle Technik da nicht mehr viel herausholen kann.

Frau Rademacher offenbart hier gleich mal Kabarett-Allüren durch typische Variationen in der Stimme und zeigt an einigen Stellen, dass sie stimmlich ziemlich viel zu bieten hat, indem sie in Nina-Hagen-Manier mit einer vollen Bandbreite zwischen rauer Rockröhre und Operngesang loslegt. Dazwischen klingt der Gesang aber leider ziemlich schief und passt überhaupt nicht zum Rest – überhaupt scheint da Einiges nicht zusammenzupassen.

Eindruck nach dem ersten Song: Komisches Zeug!

Im zweiten Song mit dem Titel „Katharina Henot“ wird die Leidensgeschichte besagter Dame thematisiert, der auch Wolfgang Lohmeyer schon einen Roman widmete. Ein Stück Kölner Geschichte: Katharina Henot wurde als Hexe angeklagt und hingerichtet, obwohl trotz unerlaubt zahlreicher Folterprozeduren kein Geständnis abgelegt hatte und nach der damaligen Rechtsprechung hätte freigesprochen werden müssen. Auf jeden Fall eine interessante Thematik.

Teile der Prozessakten werden in rotzigem Sprechgesang, der Refrain in wieder opernhaftem Gesang vorgetragen. Gesang und Melodie passen hier auf jeden Fall besser zusammen.

Und dann wird es wirklich entschieden zu eigenwillig. „Die Magd des Herrn“ bezieht sich auf die Heilige Maria. der Song beginnt mit einem Dialog zwischen dem Engel Gebriel und Maria, in dem er sie darauf vorbereitet, dass sie Jesus gebären wird. Bis dahin ok, aber Textpassagen wie „Der Heilige Geist wird mächtig über mich kommen, das ist gut, das ist gut, das ist gut, Baby, ja, das ist gut“ sind weder witzig noch blasphemisch-provokant sondern einfach nur platt und albern. Auch der restliche Text ist nicht sonderlich geistreich: Sexfantasien zwischen dem Heiligen Geist und Maria, untermalt von einem wieder ziemlich schief klingenden: „Iiiich bin die Maaaagd des Häääärn!“

Nein Leute, im Ernst – so etwas kann man, trotz einer einigermaßen hörbaren Melodie nur noch als Trash bezeichnen!

Das letzte Stück, „Einsamkeit“, beginnt wieder mit einem, hier sehr fröhlichen, Pianopart. Es ist ein reines Instrumentalstück, bei dem Vorwerk sich noch einmal richtig austobt. Hier zeigt sich das durchaus vorhandene kompositorische Talent der Musiker. Wirklich schade, dass sie dieses nicht anders einsetzen.

Fazit:

Natürlich will sich niemand anmaßen, studierte Musiker maßgeblich zu kritisieren. Kompositorisch und technisch gibt es hier auch nichts zu beanstanden – allein der Stil ist mehr als gewöhnungsbedürftig. Natürlich ist Geschmack immer subjektiv, aber man fragt sich, wem alberne Texte, die schräg vorgetragen und mit einem Gameboy-Sound begleitet werden, gefallen sollen? Molybdän sollten vielleicht einmal in  Erwägung ziehen, ihren Stil zu überdenken und eine andere Richtung einzuschlagen – insofern  sie es nicht einfach tatsächlich bezwecken, die Zuhörer zu verwirren.

Aber auch, wenn man persönlichen Geschmack völlig ausblendet, ist diese Klangprobe nicht mehr als 3,5 Punkte wert.

(3,5 von 10)

Tracklist:

1. When Angels Were Falling
2. Katharina Henot
3. Ich bin die Magd des Herrn
4. Einsamkeit (Instrumental)

About Mustaveri

Alter: 28 Beruf: Übersetzerin (freiberuflich) Lieblingmusik: Metal (Death, Dark, Black, Thrash, Symphonic, Gothic) Hobbys: Musik, Sport, Schreiben, Kunst, Kochen

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