Mondstille - Leandín

Mondstille – Interview mit Leandin

Mondstille - Leandín
Mondstille - Leandín

Die Österreicher Mondstille haben mit ihrem überraschenden Debut „Am Ende“ für einiges an Aufsehen sorgen können, verknüpft es doch melodischen Black Metal mit Akustikmusik auf sehr hohem Niveau. Wir nahmen Kontakt zu Leandin auf, der uns unsere Fragen in einer wahnsinns Geschwindigkeit beantwortete und viel Informatives über Mondstille zu erzählen weiß.

Schwarze News: Stelle doch kurz dich und die Band vor, denn den Meisten wird
Mondstille (noch) kein Begriff sein.

Leandin: Wrath und ich haben schon einige Zeit miteinander musiziert und so gründeten wir im Jahre 2004 das Projekt „Mondstille“. Unsere Intention dabei war, Musik zu schaffen wie wir sie uns wünschen und diese auf
unseren persönlichen Geschmack abzustimmen. Uns war von Anfang an klar, dass wir mit Vorurteilen und Klischees zu kämpfen haben werden, das war uns jedoch egal da wir die Musik primär für uns selbst spielen.

SN: Am Ende ist ja schon ein gutes Stück draußen. Wie sind denn die Reaktionen bisher?

Wrath
Wrath

L: Die Reaktionen reichten von „Klischeeüberladen und billig“ bis „Bestes Album dieses Jahr“. Waren also recht breit gestreut. Wir wussten ja von Beginn an, dass unser Stil Blackmetal und instrumentale Akustik zu mischen die Hörerschaft spalten würde. Allerdings sind die Spielzeiten relativ homogen aufgeteilt, sodass für jede Sparte ca. 30 Minuten zur Verfügung stehen.

SN: Du sagtest ja schon, dass etliche „trve“ BMler euch ohne Grund mit wenig Punkten abgestraft haben. Ärgert dich das persönlich, gerade wenn man so viel Herzblut in seine Musik steckt, oder geht dir das sonstwo vorbei?

L: Wenn man Reviews liest bei denen man eine Seite lang nur runtergemacht wird und sich der Autor gar nicht dabei bremsen kann, was denn nun alles schlecht und billig sei, jedoch kein einziges Argument für die Behauptungen hervorgebracht wird dann ärgert man sich zwar im ersten Moment, lächelt dann jedoch darüber und nimmt es nicht ernst.

SN: Ist es euch überhaupt wichtig in dieser engstirnigen Szene anerkannt zu werden?

L: Wir machen die Musik wie schon erwähnt primär für uns selbst und wir drängen uns nirgendwo bewusst rein und sagen: „Hey, da sind wir, wir sind die Härtesten und Besten und jeder muss uns hören!“ Jeder der etwas mit unserer Musik anfangen kann, ist herzlich eingeladen diese mit uns gemeinsam zu genießen. Ich persönlich brauche nicht zwingend die Anerkennung „großer Szenepersönlichkeiten“. Was mich zufrieden stimmt ist, wenn ich Post von unseren Fans bekomme, denn man kann mit unseren Fans auf gutem Niveau konversieren und mir ist auch sehr wichtig jede
Nachricht umgehend zu beantworten. Die Anerkennung unserer Fans reicht mir völlig aus.

Lundár
Lundár

SN: Nerven euch Vergleiche mit anderen Bands, oder fühlt ihr euch eher
geehrt, wenn bei Rezensionen große Namen fallen?

L: Die Vergleiche sind immer ein zweischneidiges Schwert. Einerseits freut es natürlich wenn man mit seinen Jugendidolen oder großen Bands
verglichen wird. Andererseits passiert es schnell, dass man in eine
bestimmte Schublade gesteckt wird was manchmal etwas hinderlich sein
kann. Manchmal fallen auch Vergleiche die zum Schmunzeln anregen und wo man dann gerne mal nachhaken möchte worin derjenige denn die
Gemeinsamkeiten sieht.

SN: Das Thema Tod steht ja recht Zentral in eurem Album. Darf man die Texte als autobiographisch verstehen, oder liegt darin vielmehr eine Beschreibung bestimmter Atmosphären als eine tatsächliche eigene Erfahrung? Erzähle doch bitte etwas zum Gesamtkonzept!

L: Die Texte sind bis auf „Ich bin der Tod“ von mir. Somit kann ich nur für diese sprechen. Sie sind sehr persönlich und spiegeln intime Stimmungen wider, die ich in bestimmten Zeitpunkten und Lebensabschnitten erfahren „durfte“. Sie sind aber nicht hoffnungslos sondern immer mit der Aussicht auf Erlösung und Freiheit. Es herrscht bei diesem Album lyrisch wie auch musikalisch eine sehr dichte melancholische Grundstimmung die sich durch die gesamte Spieldauer zieht. Die Texte sind nicht sehr kompliziert geschrieben, jedoch sehr direkt und ehrlich.

SN: Am Ende ist in zwei Teile aufgeteilt. Wie kann man sich vorstellen, kam das zu stande? War das von vorne herein festgestanden, oder ist der Akustikteil einfach eine andere Form euch auszudrücken. Wie sehen denn Proben bei euch aus? Sagt ihr, heute proben wir die Akustikstücke, oder probt ihr durcheinander?

Mondstille - Am Ende...
Mondstille - Am Ende...

L: Die Teilung war ein natürlicher Prozess. Wir wollten immer schon akustische und Blackmetalstücke schreiben und vereinen. Es war beim Start der Aufnahmen nur noch nicht klar, ob diese untereinander gemischt oder eben geteilt werden sollten. Die Teilung hat uns dann vom Gesamteindruck mehr zugesagt und war somit besiegelt. Mondstille ist Musik „aus dem Bauch heraus“. Wir sind Autodidakte, komponieren nicht im
herkömmlichen Sinn und können sehr beschränkt Noten lesen. Wenn wir spielen kommt eben was dabei heraus oder nicht. Sollte das Ergebnis gut sein wird weiter gemacht bis es uns zu 100% zufrieden stellt. Die Proben sind bei uns strickt getrennt. Da wir momentan gerade bei den Metalstücken am Bass und Schlagzeug auf befreundete Gastmusiker zurück greifen müssen ist die Organisation nicht immer so leicht. Geschweige denn dafür geeignete Räumlichkeiten zu finden.

SN: Das Album ist ja mittlerweile komplett ausverkauft. Mit dem Label White Bird Records scheint es ja nicht wirklich geklappt zu haben, Zugriff auf die Homepage besteht jedenfalls keine mehr. Wird man eine Wiederveröffentlichung erwarten können?

L: Es wurden damals 500 Stück gepresst und 100 davon haben wir zu Beginn erhalten. Danach ist der Kontakt zum Label abgerissen und wir haben seitdem keine Antwort auf zahlreiche Mails, Briefe etc. erhalten. Somit war für uns die Zusammenarbeit beendet und wir konnte nur die 100 Stück unter die Leute bringen. Eine Wiederveröffentlichung wäre Interessant, jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt denn jetzt liegt unser Fokus auf der Zukunft Mondstilles.

SN: Wie sieht die Zukunft von Mondstille aus? Neue Songs, neues Album, Live-Tournee? Gibt es schon etwas zu einem Label zu berichten, oder habt ihr vor erst einmal unabhängig zu bleiben, nach der Enttäuschung mit White Bird Records?

L: Jetzt steht mal das erste Metalkonzert seit langer Zeit im Rahmen der Nachtreisen Tour mit Dornenreich in Wien an. Dieses wird im Oktober stattfinden. Im Herbst möchten wir unseren Fans eine kleine Aufmerksamkeit in Form eines neuen Akustiksongs zukommen lassen. Dieser wird etwas umfassender (Drums, Bass, Gitarren, Geige) als bisher und spiegelt auch unsere derzeitige musikalische Entwicklung wider. Das Lied wird von Stefan Fasan, der uns „Am Ende…“ vor der Veröffentlichung neu gemastered hat“, aufgenommen und abgemischt werden. Das Ganze wird dann
als kostenloser Download angeboten und wird voraussichtlich auf keinem Album veröffentlicht.

Die Live Aktivitäten werden eher im kleinen Rahmen bleiben, denn wir wollen jetzt endlich das nächste Album vorantreiben. Es gibt auch schon Pläne für das Dritte. Musikalisch werden wir unsere gewohnte Schiene
weiterfahren, nur mit der natürlichen musikalischen Weiterentwicklung versehen. Textlich werden wir beim zweiten und vor allem beim dritten Album mehr Abstand vom Tod nehmen. Man will sich ja nicht ständig wiederholen und ich wüsste auch gar nicht mehr was ich schreiben sollte, denn die Texte von „Am Ende…“ sind doch schon ein paar Jahre alt und ich habe mich als Mensch doch weiter entwickelt und meine Prioritäten und Ansichten auf natürliche Weise verändert.

Wenn ein gutes Labelangebot kommen sollte, würden wir uns natürlich freuen. Allerdings haben wir kein Problem damit das nächste Mondstille Album alleine auf die Beine zu stellen. Denn wenn du willst das etwas gut wird…. man kennt den Spruch ja und unsere Erfahrungen mit „Am Ende…“ haben uns einiges gelehrt!

SN: Wie kann man sich einen Live-Auftritt von Mondstille vorstellen, eher introvertiert, oder lebt ihr das Material extrovertiert auf der Bühne aus?

Leandin
Leandin

L: Das hängt davon ab ob man uns plugged oder unplugged erlebt. Die Akustikkonzerte sind introvertiert und haben eine sehr intime Stimmung. Es ist einfach herrlich wenn du deine Lieder spielst und vor dir sitzt oder steht das Auditorium mit geschlossenen Augen, ganz still und mit genau der gleichen Gänsehaut die auch dich gerade packt. Großartig!

Die Metalkonzerte fallen dann eher typisch wild und extrovertiert aus. Mit Schreigesang, Männerschweiß und wild rotierenden Haarprachten.

SN: Was sind denn die letzten drei Alben, die du dir gekauft hast? Alltime-Favorites?

Ich muss gestehen, dass mich von den momentanen Veröffentlichungen nichts derart anspricht um dieses Album auch zu kaufen. Gespannt bin ich auf die nächste Dornenreich Veröffentlichung.

Alltime-Favorites Akustik/Folk:

Antimatter – Leaving Eden

Tenhi – ziemlich alles

Ulver – Kveldssanger

Alltime-Favorites Metal:

Nagelfar – Virus West und Hünengrab im Herbst

Ulver – Bergtatt

Anorexia Nervosa – alles

SN: Und natürlich gehen zum Schluss die letzten Worte des Interviews an dich!

L: Natürlich danke ich Dir für das Interview und ein großes Dankeschön an unsere Fans und an alle die uns tatkräftig zur Seite stehen!


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Fragen und Kontakt: Stefan „Iskharian“ Döring

Bandphotos: Caroline Traitler (www.photopit.com)

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