Ehe am Sonntag um 12 Uhr Mono Inc. auf der Mainstage den zweiten Tag des Amphi-Festivals starten durften, war es erst einmal wieder Zeit für Honey, der darüber aufklärte, dass am Vorabend beim Konzert von Feindflug nicht etwa die gesamte Rheinparkhalle eingestürzt sei (Hatte das irgendjemand behauptet?), sondern sich nur ein zwei Quadratmeter großes Stück Putz von der Decke gelöst habe. (Vor meinen Augen erschien die potenzielle Express-Schlagzeile „Grufties hauen auf den Putz!“) Und es sei auch niemand zu Schaden gekommen. Aber nun seien alle Konzerte von dort in das Theater verlagert worden. (Gut zu wissen.) Doch nach einem „Spezialapplaus“ für die Hilfskräfte, die für einen raschen Umbau gesorgt hatten, war es dann endlich Zeit für einen „Spezialapplaus“ für Mono Inc., eine Band, die zuletzt als Support von Subway to Sally in Köln gewesen war und dort als Anheizer absolut überzeugen konnte.
Die Musiker betraten die Bühne – und verschwanden erst einmal im Nebel. (Randnotiz: Überhaupt wurde Nebel auf diesem Amphi mehr als reichlich eingesetzt. Wobei sich mir so langsam die Frage stellt, ob es eigentlich irgendein Gesetz gibt, nach dem Musiker ständig in Nebelschwaden gehüllt werden müssen …) Doch das waberige Zeugs verzog sich zum Glück schnell wieder, Katha Mia legte auf den Drums los, Sänger Martin erschien und alle gaben bereits beim ersten Song, This is the Day, volle Power. Schon jetzt konnte man in den Randbereichen einige Zuschauer erspähen, die sich fast hypnotisiert im fetzigen Rhythmus wiegten, und es war klar: Diese Band rockt!
Dabei kam sie rein optisch eher harmlos daher: Carl Fornio und Manuel Antoni im Bandshirt, Sänger Martin Engeler im schwarzen Anzug, auf dessen linkem Ärmel der Titel des aktuellen Albums Pain, Love & Poetry zu lesen war. Auch Katha, die wahrscheinlich schönste Drummerin der Szene, trug schlichtes Schwarz.
Doch diese unscheinbare Optik stand in krassem Gegensatz zur Bühnenpräsenz der Band, die von den relativ wenigen Frühaufstehern unter den Goths schon nach diesem ersten Stück mit kräftigem Applaus belohnt wurde.
Es folgte der Titelsong des Vorgängeralbums, Temple of the Torn, gefolgt von Voices of Doom. Erst danach nahm sich Martin Zeit für ein paar kurze Kommentare, nannte für den Fall, dass es jemand nicht mitbekommen hatte, den Bandnamen, wies auf das aktuelle Album hin und erwähnte, dass sie nun schon innerhalb weniger Wochen erneut „im erweiterten Ruhrgebiet“ aufträten. Zum Glück schienen die meisten Kölner noch zu schlafen …
Für Bloodmoon wurde die Bühne in rotes Licht getaucht, während Martin, wie schon zuvor, voller Energie über die Bühne fegte.
Es folgte die obligatorische Werbepause mit dem Hinweis auf den Merch-Stand und der Aufforderung: „Kauft reichlich!“
Bei In my Heart hatte selbst der Himmel ein Einsehen: Nach einem nasskalten Tagesbeginn lugte plötzlich die Sonne hinter den Wolken hervor und sollte noch für weitere Stunden für eine etwas freundlichere Atmosphäre als am Vortag sorgen.
Inzwischen wurde in den Randbereichen bereits getanzt und bei Sleeping my Day Away auch mitgesungen.
Als Martin Get Some Sleep als letzten Song ankündigte, wurde Protest laut. Doch es half nichts, der Veranstalter war diesbezüglich unerbittlich. Noch einmal durfte gesungen, getanzt und geklatscht werden. Aber dann war Schluss.
Was in Erinnerung bleibt, ist, wie schon bei dem Subway-to-Sally-Konzert, die enorme Energie und Begeisterung, die Mono Inc. ausstrahlen, und mit der sie es verstehen, Leute, die vorher noch nie von ihnen gehört haben, spontan in ihren Bann zu ziehen. Es ist zu hoffen, dass wir dieser Band (nicht nur) auf zukünftigen Amphis wiederbegegnen dürfen.