Fans der Dark-Metal-Band „Moonspell“ waren sicher gespannt. Hatten die Portugiesen sich doch mit den letzten Alben von „Memorial“ über das Remake „Under Satanae“ bis zum Meisterwerk „Night Eternal“ kontinuierlich gesteigert, war der Ausblick auf das neue Album „Alpha Noir“ vielversprechend. Inwiefern die neue Scheibe diesen Erwartungen gerecht wird, soll im Folgenden rezensiert werden.
Zu Beginn dieses Reviews muss gesagt werden, dass hier nur der Teil „Alpha Noir“ vorliegt. Das „Bonusmaterial“ ist hier ein vollständiges zweites Album mit dem Titel „Omega White“, das aber leider im Promo-Paket nicht enthalten war. Schade. Es wäre sicher interessant gewesen, ob das Zusatzmaterial da noch mehr hätte herausholen können, denn höchste Erwartungen erfüllt dieses neue Album leider nicht.
Wenn man sich die Songs anhört, erkennt man sofort, dass die Künstler ihrem Stil treu geblieben sind, aber das eher nur auf einer durchschnittlichen Ebene. Man denkt: „Ja, Moonspell eben“. Das Album soll nicht schlecht gemacht werden, aber es wirkt fast so, als wäre das ein „Best Of“ der Füller, denn richtige Kracher sind hier nur rar vorhanden.
Schlecht ist das Werk deswegen aber auf keinen Fall – zumindest Fans des Genres kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten.
Der brachial-düstere Opener „Axis Mundi“ ist eines der besseren Stücke und leitet das Album würdig ein. Auch Songs wie „Grandstand“, der in ihrer Landessprache verfasste Track in „Em Nome do Medo“, in dem Bassist Aires Pereira sich etwas mehr austoben darf und der gleichnamige Titel „Alpha Noir“ haben viel Tiefe und warten mit abwechslungsreichem Einsatz musikalischer Stilmittel auf.
Die restlichen Songs fallen musikalisch nicht sonderlich aus der Reihe. Teils schwermütig, teils etwas bewegter und aggressiver gehen Ricardo Amorim und Pedro Paixão ihrem gewohnten Gitarrenspiel nach. Keyboards werden meist dezent eingesetzt und verleihen dem Album einen epischen Touch. Auch Miguel Gaspar vollführt Routinearbeit am Schlagzeug.
Textlich gibt es hier auch nicht viel Neues: Dass Ribeiro einen Faible für Mythologie hat und zudem hinter LaVeys Gedankengut steht, ist für Kenner der Band absolut kein Geheimnis mehr. Auf Mythologie müssen wir hier fast verzichten – wäre da nicht „Lickanthrope“. Allerdings sind die Werwölfe mittlerweile schon ein ziemlich ausgelutschtes Thema, mit dem sich einfach zu viele Bands beschäftigt haben. Da vermisst man Songs im Stile von „Trebaruna“ – ist die lusitanische Mythologie doch schließlich das Steckenpferd der Portugiesen, da sich damit sonst wohl kaum jemand auseinandersetzt.
Die restlichen Texte könnten auch vom Doc persönlich geschrieben worden sein – inhaltlich starke Parallelen zu dessen Schriften und ein ähnlich bissiger Stil. Allerdings wird dennoch deutlich, dass Fernando Ribeiro mehr ist als nur ein Texter. Er ist ein Dichter, der viel Wert auf Texte mit Tiefgang legt und nicht nach dem Motto: „Wir haben gute Musik und brauchen jetzt halt irgend einen Text dazu“ an die Sache heran geht. Kritiker des Christentums werden sich freuen.
Auch andere Stilmittel vergangener Platten vermisst man, insbesondere die düster-erotischen Elemente und die weiblichen Gastsängerinnen. Aber wenigstens verwöhnt Ribeiro uns ab und zu noch einmal mit gesprochenen Passagen mit seiner eindringlichen Sprechstimme.
Das Album endet mit dem etwas ausgefalleneren Instrumentalstück „Sine Missione“.
Fazit:
Vielleicht war die Zeit einfach noch nicht reif für ein neues Album – oder die Erwartungen waren nach den letzten Meisterwerken einfach zu hoch. Moonspell könnten es sich ruhig erlauben, zu experimentieren – für Sin/Pecado wurde ihnen schließlich auch nicht der Kopf abgerissen. Das wäre vielleicht besser gewesen, als ein ganzes Album voller „Moonspell“-Wiedererkennungseffekte aufzunehmen. Dennoch sind einige durchaus gelungene und neuartige Sachen dabei und die Qualität der Produktion ist ausgezeichnet.
Tracklist:
01. Axis Mundi
02. Lickanthrope
03. Versus
04. Alpha Noir
05. Em Nome Do Medo
06. Opera Carne
07. Love Is Blasphemy
08. Grandstand
09. Sine Missione
Anspieltipps:
Axis Mundi, Em Nome do Medo, Alpha Noir
Erscheinungsdatum:
Bereits erschienen
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