Masken, Rüschen, und viel Geheimniskrämerei; so präsentieren sich My Friend Skeleton im Internet. Unter Pseudonymen haben die fünf Jungs und Mädels nun gleich ein Doppel-Debutalbum bei Danse Macabre herausgebracht. Aber was genau darf man sich unter „Gothic/Visual Key/Melodramatischer Pop-Song“ genau vorstellen? Eines Vorweg: So mysteriös wie es sich anhört ist es auch…
Die erste CD des Doppelalbums, „Hinter der Maske der Schönheit…“, beginnt mit einem recht ruhigen instrumentalen Intro. Intros scheinen generell eine Art Markenzeichen von My Friend Skeleton zu sein, denn quasi jedes Lied beginnt auf diese Art. Weiter geht es dann mit „Black Widow“, welches ebenfalls sehr ruhig ist, jedoch durch seine nett gesetzten Dissonanzen und die alles dominierende Orgel besticht. Im Marschrhythmus geht es direkt weiter zu „The Dead One“. Der Name ist Programm, denn passend zum Titel zieht sich ein herzschlagartiger Beat durch das gesamte Stück, der am Ende folglich aussetzt. Ist mal was Anderes. Gleich darauf heitert einen „Charonpenny“ mit seinem folkigen, fast schon ausgelassenen Sound wieder auf.
Die schon 2009 veröffentlichte Single „Funeral of a Broken Doll (her version)“ ist danach leider eher nichtssagend. Irgendwie wollen die knapp 11 Minuten nicht wirklich enden. Das folgende Stück, „Alice“, bringt mit seinem an die Alice aus dem Wunderland angelehnten Text Erinnerungen an Kindertage zurück. Die Beatmungsmaschine im Intro und die Flatline am Ende des Songs lassen jedoch vermuten, dass diese Geschichte kein Happy End hat. Passenderweise heißt der nächste Track „Requiem“. Und so hört er sich auch an. Lacrimosa meets Sopor Aeternus. Ganz nett, aber eben nicht mehr. Als nächstes begrüßen uns die „Schwestern im Spiegel“ mit einem Mix aus Deutsch und Englisch. Eine schizophrene Mischung aus Wispern und Gesang, wobei man hier an der nicht gerade vorbildlichen Englischen Aussprache mäkeln könnte. Weiter gehts mit den Schwestern im Walzertakt zu „Caroline“, was leider überflüssig ist. Die Stimme ist piepsig und brüchig und das Lied generell zu ruhig. Den Abschluss der ersten CD bildet „Spinning Dream“, welches mit seinem weißen Rauschen, dem Geblubber und dem insgesamt etwas elektronischeren Gesamteindruck eine Überleitung zum zweiten Teil des Albums bildet.
„…lauert der Tod“, der Titel der zweiten CD, soll wohl nicht nur zeigen, dass die beiden Scheiben zusammengehören, sondern auch einen Vorgeschmack auf die Vision einer Robotergesellschaft geben. Düster mutet das halbstündige Opus „Roboterblut“ an, welches sich in 5 Akte aufteilt. Allerdings ist nicht so recht zu erkennen, was uns die Alter Egos der Band, My Skeleton Friend, damit genau sagen wollen. Insgesamt ist das Opus um einiges elektronischer als die Songs des ersten Albumteils, jedoch scheinen sie etwas planlos zusammengewürfelt. So wechseln sich Electro- und Gruftrockelemente mit Tribalmusik und roboterhaft verzerrtem Sprechgesang ab. Wenn darin eine Struktur zu erkennen sein soll (abgesehen von 1-2 Melodien, die immer wieder auftauchen), dann ist diese mir wohl leider verborgen geblieben. Auch die Mischung aus elektronischen Klängen, orientalischen Instrumenten und Spinettmelodien ist ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Ohne eine direkte Überleitung geht es mit dem zweiten Teil von „Funeral of a Broken Doll“ weiter, diesmal aus männlicher Sicht (his version). Glücklicherweise ist sie elektronischer (wer hätte es gedacht), kürzer und schneller als „her version“. Allerdings gibts auch hier Minuspunkte, denn eine Band, die sich im Netz fast nur in englischer Sprache präsentiert, sollte auch in der Lage sein, sich nicht anmerken zu lassen, dass die Muttersprache der Mitglieder eindeutig Deutsch ist. Bei Peter Heppner mag das ja charmant klingen, aber hier wirkt es einfach nur wie gewollt und nicht gekonnt.
Genauso verhält es sich leider auch beim nächsten Stück, „Fassadenbaustelle“. Hört sich an, als wolle jemand Alex Kaschte zu harten Eektrobeats immitieren. Schade, hätte man sicherlich einen guten Song draus amchen können. Genausowenig passt „Ochita Tenshi“ in das Gesamtkonzept. Japanischer und englischer Sprechgesang im Stil von Sara Noxx, dazu nen Schuss Echoeffekt. Ist das dann der Visual Key-Part? Anscheinend ist bei der Band jemand (heimlicher) Falcofan, denn „Cherie“ hört sich am Ende verdächtig nach „Jeanny“ an. Netter, ruhiger Elektrosong mit markantem Glockengeläut im Hintergrund. Ebenso unzusammenhängend endet das Album dann auch mit „Missed Calls“, einer ruhigen Melodie mit Anrufbeantwortermeldungen. Am Ende sitzt man doch mit ziemlich ratlosem Gesicht da. Was wollen die Künstler einem damit denn jetzt genau sagen?
Fazit: Was zuerst begeisterte, bewegte mich mit jedem weiteren Song immer mehr zum Stirnrunzeln. Es hätte ein tolles Album werden können, hätte man vielleicht ein etwas verständlicheres Konzept ausgearbeitet. So hört sich es doch erschreckend danach an, dass einfach alles auf zwei Tonträger geklatscht wurde was da war. Auch diese teilweise extremen Stilbrüche, die musikalisch, sowie konzeptuell vorhanden sind, wirken doch eher dilettantisch und befremdlich, als gewollt und gut durchdacht. Weniger ist halt manchmal mehr. Vielleicht ist es doch ganz gut, dass die Identitäten der Musiker verheimlicht werden… Bis auf einige wenige, durchaus hörbare Stücke, ist Vanitas leider eher ein Griff ins Klo.
Tracklist:
Hinter der Maske der Schönheit…
- The Nightmare Within
- Black Widow
- The Dead One
- Charonpenny
- Funeral of a Broken Doll (Her Version)
- Alice
- Requiem
- Schwester im Spiegel
- Caroline
- Spinning Dream
…lauert der Tod
- Roboterblut Ouverture
- Roboterblut Act 1
- Roboterblut Act 2
- Roboterblut Act 3
- Roboterblut Act 4
- Roboterblut Act 5
- Funeral of a Broken Doll (His Version)
- Fassadenbaustelle
- Ochita Tenshi
- Cherie
- Missed Calls
Veröffentlichungsdatum: 26.02.2010
Anspieltipps: Charonpenny, Alice, Cherie
Website: http://www.my-friend-skeleton.com