Nacht der drohenden Schatten VII Festival

Nacht der drohenden Schatten VII – Konzertbericht

Nacht der drohenden Schatten VII Festival
Nacht der drohenden Schatten VII Festival

Zum bereits siebten Male ging die „Nacht der dohenden Schatten“ in der Halle 101 in der Domstadt Speyer über die Bühne und dieses Jahr konnte man für das Festival einige große Namen gewinnen, wie sie unterschiedlicher kaum hätten sein können. Black Metal ist nicht nur Krieg (wie ausgelutscht diese Phrase mittlerweile schon ist), sondern auch vielfältig und, dass einem die ein oder andere Band nicht gefällt, liegt einfach in der Natur der Dinge.

Die Franzosen Celestia mussten nur wenige Wochen vorher das Billing leider verlassen, nachdem Rufe aus den antifaschistischen Reihen laut wurden, dass Bandmitglied Noctu Kontakte in die rechtsextreme Szene besitzen soll. Inwiefern das zutrifft und wie weit man das offizielle Statement der Band verfolgt, sei jedem selber überlassen. Ich für meinen Teil war sehr enttäuscht, waren doch Celestia einer der Gründe für mich nach Speyer zu fahren. Die Veranstalter haben sich aber bemüht Ersatz zu finden und haben mit Heretic und Aosoth diesen sogar zweifach bekommen. So standen acht Bands auf dem Plan und man durfte gespannt sein, wie sich der Abend entwickeln würde.

Man kann schon einmal so viel sagen, auf dem Parkplatz ging es oft interessanter zu, als in der Halle selbst. Seien es das Pennerfeuer, an welchem sich eine Vielzahl an Leuten bei lächerlichen -1°C aufwärmten (kein Vergleich zu den -15°C hier im Fichtelgebirge), oder der mit wilden Gesten um sich werfende junge Mann, der seiner Freundin wohl eine unangenehme und uns ein höchst amüsante Zeit einbrachte. Von den beiden Corpse-Paint-Buben will ich noch gar nicht mal reden.


Prosatanos
Prosatanos

Das sind aber nur die Geschichten am Rande, denn das einzige, was wirklich zählen sollte, ist die Musik und hier musste man sagen, haben die Veranstalter eigentlich alles richtig gemacht. Der Opener Prosatanos spielte das, was der Name vermuten lässt. Recht simplen thrashigen Black Metal, nichts wirklich aufregendes, doch schafften es die Thüringer die ersten zum Bangen zu bringen und das ist für den Auftakt doch schon mal zufrieden stellend. Warum man dann unbedingt „Deathcrush“ von Mayhem covern musste, soll mir ein Rätsel bleiben, denn wirklich zwingend war diese Version nicht, da hätte man lieber eines seiner eigenen Stücke wiedergeben können, aber dem Publikum hat es gefallen. Mir persönlich war die Musik dann doch etwas zu uninteressant, was vielleicht an meinem nicht vorhandenen Alkoholpegel lag, zumindest bei etlichen in der gut besuchten Halle sah das aber anders aus.


Nocturnal Depression
Nocturnal Depression

Neben Celestia wollte ich unbedingt Nocturnal Depression sehen, welche ihren ersten Gig in Deutschland absolvierten. Und das, was ich zu sehen bekam, sollte mich in meiner Meinung zur Band nur bestätigen. Der Auftritt verzögerte sich um etliche Minuten, war dann aber umso beeindruckender. Das Selbstmord-Orchester spielte eine Art Best Of-Programm seines Schaffens, verkürzte die sonst wesentlich längeren Stücke so, dass man eine gute Auswahl ihrer Songs zu Ohren bekommen durfte. Von „Fading away with the fog“ vom aktuellen Album bis zu „Anthem of self-destruction“ war alles dabei, was man sich wünschen durfte, verpackt in ein anständiges Soundgewand, ohne Ansagen, ohne großes Gepose, einfach Song an Song, genial.


Paragon Belial
Paragon Belial

Somit war mein persönlicher Höhepunkt der Setlist vorbei und es ging nur noch darum, zu sehen, wie sich die anderen Bands an diesem Abend schlagen werden. Paragon Belial hatten die Halle im Griff. Die drei Mannen servierten dem Publikum thrashigen Black Metal und wurden dafür ziemlich abgefeiert. Nicht sehr innovativ, aber die Bang- und Schuppsorgien im Publikum sprachen wohl für sich. Ich für meinen Teil konnte mit Paragon Belial rein gar nichts anfangen und war eher froh, als man die Bühne endlich verließ. Die Band schaffte es aber unter vielen der Besucher wirklich Stimmung aufzubauen und eine mehr als ordentliche Live-Show zu absolvieren, natürlich nur, wenn man mit der leicht assigen Art des Ex-Bethlehem Sängers Andras etwas anfangen konnte.


Graupel
Graupel

Als viertes durften Graupel die Bühne betreten und die Aachener lieferten eine energische Show ab, schafften es aber nicht wirklich an den Auftritt Paragon Belials anzuknüpfen. Die Reaktionen waren etwas verhaltener, so hatte man auch Schwierigkeiten mit dem Sound, der sehr verwaschen und undurchsichtig wirkte. Zingultus heizte die Menge aber gekonnt an und so waren doch die meisten von Songs wie „Saat zieht Zeit„, „Westradikal“ und „Heimkehr“ sehr angetan. Insgesamt also ein ganz akzeptabler Auftritt mit einer guten Auswahl aus allen Graupel Veröffentlichungen.


Ondskapt
Ondskapt

Aosoth sind dann vollkommen an mir vorbei gegangen und so haben wir uns erst vor Ondskapt wieder in die Halle verirrt. Die ließen sich dann auch recht lange Zeit, was die Erwartungshaltung doch leicht erhöhte. Leider wurde zumindest ich doch schwer enttäuscht. Irgendwie wollte bei den Schweden absolut kein Funke überspringen und mit der Zeit gingen sie mir sogar richtig auf die Nerven. Auch die „more violence“-Rufe Acerbus‘ klangen nicht sonderlich überzeugend. Ein Stromausfall ließ mich dann plötzlich aufhorchen, denn genau in dem Moment waren Ondskapt wirklich am besten und der Vierer spielte den Song im Dunkeln hervorragend zu Ende. Lag es vielleicht im Endeffekt am Sound der Schweden? Man weiß es nicht. Jedenfalls enterten Ondskapt nach Behebung der technischen Probleme doch noch einmal die Bühne und spielten ihr Set bis zum Schuss.

Den okkulten Black Metal Nehëmahs und die Misfits Metaller Heretic haben wir uns dann nicht mehr angesehen. Bei gut vier Stunden Fahrt und in dem Wissen, dass die Franzosen auch auf dem Under the black sun Festival dieses Jahr spielen werden, ließen wir es für den Abend dabei bewenden und haben uns bei eisigen Temperaturen auf den Heimweg gemacht.

Man kann sagen, dass das Festival wirklich gelungen war. Die Veranstalter haben das ganze wirklich hervorragend organisiert. So wurde frisch gegrillt, die Getränke waren günstig (auch wenn das Pfandsystem etwas seltsam anmutete), die Bands waren vielfältig besetzt und so war schließlich für jeden etwas dabei. Man kann davon ausgehen, dass die beiden Corpse-Paint-Buben auch ihren Spaß hatten, auch wenn der vielleicht nur darin lag, böse vor sich hinzuschauen, oder in einer Ecke zu sitzen. Insgesamt ein langer, aber zufrieden stellender Abend in Speyer.


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