Das große Land Down Under mit der mannigfaltigen Fauna und den überdimensionalen Bierdosen ist trotz bekannter Namen wie Deströyer 666 (mittlerweile auch in Europa heimisch), Drowning the light oder Austere immer noch recht unbedeutend, was Metal genrell und Black Metal explizit betrifft. Klar, der australische Underground gibt schon diverse Namen her, doch wirklich herausragen konnte wohl kaum einer bisher. Mit Nazxul kann und muss sich das unbedingt ändern, denn „Iconoclast“ steigt ganz weit oben in meiner „Beste Alben des Jahres“-Liste ein, ein Meisterwerk symphonisch orientierten Black Metals!
Der Weg, den Nazxul gehen, ist absolut der richtige, denn dass sie tolle Musik machen können, beweist schon allein das unglaublich gute Titelstück selbst, welches mit herrlich nordischen Melodien, stets überraschenden Wendungen und einem wirklich dichten Sound, in welchem die Gitarre nicht zum Beiwerk des syphonischen Tastenspieles kommt, aufwarten kann. Zwischen schleppend und rasend pendelt auch „Set in array„, welches sich ebenso fließend in den Gehörgang einschmiegt. Hier bilden die Keyboards einen orchestralen Teppich für wundervolle Gitarrenriffs, die fernab zu schweben scheinen und zum träumen einladen. Das ganze mit gelungenen Blasts und abwechslungsreichen Gesang unterlegt, schafft „Set in array“ sogar noch eine Steigerung zum Titelstück. Atmosphärisch liegt man im Dunstkreis etwaiger 90er Helden, wie Emperor und alten Dimmu Borgir, wirkt eher etwas gemächlicher, als die Nordmänner. Ein geniales Stück folgt auf das nächste, so ist „Symbol of night & winter“ äußerst packend und walzt mit harter Doublebass so einiges an Stupidität und Regression nieder. Die Melodien sind wieder einfach großartig und können durch eine ausgeklügelte Diversität voll überzeugen.
Auch „Oath (Fides resurrection)“ hat ähnlichen Hitcharakter, nach eineinhalb Minuten Keyboardlandschaft, malen sphärische Melodien ein verträumt verklärtes Bild zum schleppenden Rhythmus der Marschtrommeln. Einfach herrlich, denn Nazxul schaffen es ihrem Stück schon nahezu Shoegaze Atmosphäre einzuverleiben, fallen lassen und genießen. Und so geht es Schlag auf Schlag weiter, denn auch „Stain of harrow“ zieht alle Register eingängig ohne Ende zu sein, ein Hammer von einem Stück, wehmütig bis zum geht nicht mehr.
Ich überschlage mich mittlerweile schon mit Lobeshymnen, doch „Iconoclast“ gibt mir auch jeden Grund dazu, jedes Stück zündet und lässt dem Fan traditionell nordischen Black Metals die Freudestränen in die Augen steigen. Wann hat man denn zum letzten Mal ein solch beeindruckendes Stück symphonischen Black Metals gehört? Ich kann mich kaum daran erinnern, eine solche Bündelung von Hits auf einem Album erlebt zu haben, hier stimmt einfach alles! „World of oblivion“ nimmt einen ebenso gefangen und verzaubert mit einer nie enden wollenden Euphorie. Zu den acht „richtigen“ Stücken gesellen sich noch sechs intro- und outroeske Zwischenspiele, die allesamt zur Atmosphäre von „Iconoclast“ beitragen und dieser absoluten Perle den letzten Feinschliff verpassen.
Ein echter Hammer, weitab von aktuell „modernem“ Black Metal, dennoch nicht regressiv, sondern mehr als Weg weisend. In Sachen Songwriting macht kaum einer den Australiern etwas vor, denn die acht regulären Stücke sind perfekt durchdacht, genial arrangiert und lassen einem vor allem spüren, warum Black Metal eine der emotional aufwühlendsten Musikrichtungen ist, die es gibt. Damit hätte ich beim besten willen nicht mehr nach vierzehn Jahren, die das Debut immerhin schon alt ist, gerechnet.
Trackliste:
- Apoptosis
- Dragon dispitous
- III
- Black wings
- V
- Iconoclast
- I
- Set in array
- II
- Symbol of night & winter (Ancient lords)
- Oath (Fides resurrection)
- Stain of harrow
- World of oblivion
- Threnody
Anspieltipps:
Iconoclast, Set in array, Symbol of night & winter, Oath, Stain of harrow, etc
Erscheinungstermin:
27. Juli 2009
Eisenwald Tonschmiede