Das Castle Rock Festival findet eigentlich jedes Jahr am ersten Juli Wochenende im Hof vom Schloß Broich in Mülheim an der Ruhr statt. Diese Location stand dieses Jahr aufgrund von Sanierungsarbeiten des Bodens nicht zur Verfügung. Veranstalter Michael Bohnes hatte einen Ersatz parat, der sich sowohl vertraut sals auch fremd anfühlte. Das Festival wurde einfach ein paar Meter weiter in den Schlolßgarten verlegt. So nah und doch so fern von den vertrauten Mauern. Ob die heimelige Atmosphäre überschwappen konnte? Werfen wir einen Blick auf die beiden Tage und entscheiden danach…
Freitag, 2. Juli 2019: Der Pott feiert den Pott. Und das unter Volldampf!Alle Bands, die an diesem Tag auftraten, hatten eine sehr überschaubare Anreise hinter sich. Another Tale eröffnete das Festival und holte das Publikum mit ihrem Gothic- Rock schnell aus dem trägen Alltag in das wohlverdiente Feier – Wochenende. Die zweite Band teilte uns mit, dass sie normalerweise mit dem Fahhrad tagtäglich durch den Schloßgarten fahren würden. Da bekommt der Begriff„Heimspiel“ für die Mitglieder von Double Crush Syndrome eine ganz besondere Bedeutung. Nach dem Gothik – Rock von Another Tale und „der Wiedergeburt des Rock´n´Roll“ von Double Crush Syndrome, brauchte man für den Rest des Abends einen ausreichend hohen Alkoholpegel. Nüchter oder schlecht gelaunt sind Gemütszustände, die einfach nicht zu den Lokalmatadoren und Betontod passen wollen. Optisch gewöhnungsbedürftig betraten die Lokalmatadore die Bühne und sorgten feucht – frühliche Bewegung unter den Besuchern. Mit weniger bunter Kleidung, dafür aber mit einem quietschpinken Banner übernahm Betontod den Höhepunkt des Tages. Glücklicherweise benötigt man nur eine Hand, um ein Mikro zu halten, denn Sänger Oliver Meister hatte den rechten Arm eingegipst. Nach einem, aufgrund der aktuellen politischen Entwicklungen, ernsten Appell an den Respekt voreinander und der Forderung eines sozialen Umgangs mit allen Menschen, konnte die Party in vollen Zügen ihrem Lauf nehmen. Mitsingen, pogen und feiern bis zum bitteren, viel zu frühen Ende. Aber es folgte ja noch der Samstag.
Am Samstag erweckte Circus of Fools das Gelände zum Leben. Ihre Verwendung von Zirkuselementen in Kostüm und Musik verbreitete schnell gute Laune und vertrieb die Müdigkeit. Auch wenn es für eine Polonaise noch zu früh war, machte das Publikum bei der anschließenden Aerobikeinlage mit. Ursprünglich sollte Circus of Fools von Schattenmann abgelöst werden bevor The Fright an der Reihe gewesen wäre. Doch leider waren mehrere Mitglieder von The Fright gesundheitlich außer Gefecht gesetzt, so dass der Auftritt kurzfristig abgesagt werden musste. Wie viel gute Freunde wert sind, stellte sich hier unter Beweis. Nach der Absage von The Fright dauerte es gerade mal 20 Minuten bis Voodoma ihren Auftritt für das Near Castle stehen hatte und lieferten einen mehr als adäquaten Ersatz. Schattenmann ist bekannt für ihre Lichtshow mit aufwändigem, fluoreszierenden Make Up. Bei strahlendem Sonnenschein funktioniert dieses Konzept allerdings nicht, was mit extrem viel Nebel kompensiert wurde. Zum Glück muss man eine Band nicht unmittelbar sehen, um zu einem guten Mix aus alten und Songs des neuen, kürzlich erschienenen Albums „Epidemie“ abzugehen.
Es wäre allerdings echt schade gewesen die ästhetisch ansprechende Show von Null Positiv nicht zu sehen. Die reizvolle Bühnenshow gepaart mit der imposanten Stimme von Sängerin Elli Berlin war ein absolutes Highlight zur Halbzeit des Tages. Viel zu schnell übernahm Tri State Corner das Zepter und gab es an Gothminister wieder ab. Während Gothminister verließ uns leider das Glück mit dem Wetter. Nach ein einhalb Tagen mit angenehm warmen Temperaturen öffnete der Himmel sein Scheusen und mit der anhaltenden Nässe wurde es frisch. Mit Gothminister gab es tanzbare Beats auf die Ohren, so dass man sich noch problemlois warm halten konnte. Stahlzeit sorgte zudem mit ihrer ausführlichen Pyroshow für eine weitere Wärmequelle für das im strömenden Regen jubelnde Publikum.
Dieses Wochenende hielt einige Lektionen bereit, die wir nie vergessen sollten.
- Legt dir das Leben Steine in den Weg, dann räume sie beiseite. Es gibt immer einen Weg, wenn man es möchte. Veranstalter Michael Bohnes stand vor der schweren Wahl einer Ausweichlocation und hatte eine sehr gute Wahl getroffen. Nach anfänglicher Skepsis schwappte die gewohnt familiäre Atmosphäre, die das Castle Rock so besonders macht, vom Schloßhof auch in dessen Garten über. Während andere das Festival vielleicht abgesagt hätten, hatte Michael Bohnes das Beste aus der Situation gemacht und seinen Gästen ein tolles Wochenende beschert.
- Lektion Nummer 2 betrifft unsere Mitmenschen. Behandelt euch immer gegenseitig mit Respekt und pflegt eure Freundschaften, denn Freunde sind es, die einem in schwierigen Situation beistehen und helfen.
- Lektion Nummer 3: Sichert euch Karten für das 20. Castle Rock nächtes Jahr, denn es wird genial! Das bisher bestätigte Line Up ist jetzt schon grandios und es kommt noch mehr. Lordi, Lord of the Lost, Crematory, Beloved Enemy, Aeverium und Hellboulevard werden euch am 03. und 04. Juli 2020 in Mülheim an der Ruhr erwarten.
- Lektion Nummer 4: Wenn sich selbst die Polizei schon beschwert, weil es zu leise ist (es war gerade Bühnenumbau), dann hat Michael Bohnes alles richtig gemacht.