Nitzer Ebb – Industrial Complex (Review und Kritik)

imagemagic
Nitzer Ebb - Industrial Complex

„Jetzt ist es wieder mal so weit, es war auch allerhöchste Zeit, und sie sind wieder mal genial, tut mir furchtbar leid!“ Interessant, wie einmal Ärzte zitieren mehr sagen kann als 100000 Zeichen. Im Falle Nitzer Ebbs, den großen EBM-Heroen von der Insel sind diese Worte aber so gerechtfertigt wie für kaum eine Band, die sich nach 14 Jahren Albenpause nach einem Vollflop an Album an ein Comeback traut. Und seien wir mal ehrlich, welcher Clubgänger kennt nicht Perlen wie „Join in the Chant“ oder „Let Your Body Learn“? Eben. Neues Material kann man dann entweder in die Tonne kloppen oder die Kinnlade wieder dranschrauben, weil die Maulsperre, die einem richtig geile, gut gemachte und nicht anachronistische EBM verpasst, einem Selbige ausrenkte.

Und ich deutete ja schon an: Meine Kinnlade klebt irgendwo am Boden, ich sabbere meinen Parkettboden voll und meine Ohren haben in etwa die Größe eines durchschnittlichen Mühlsteins. Denn Nitzer Ebb schaffen klarste Verhältnisse, wer auf der Tanzfläche die Hosen an hat. „Promises“ ballert Nitzer Ebb - Munstersich messerscharf und kompromisslos eingängig und so deutlich EBM in die Ohren aller geneigten Stomper – oder generell aller, die bei EBM noch nicht nur an Assinoize denken und Front 242 nicht für eine Militäroperation aus dem ersten Weltkrieg halten.

Und dass EBM nicht anachronistisch sein muss und nach verstaubten 1988er-Drumcomputern klingen muss, beweisen Nitzer Ebb nebenbei auch: Man merkt, dass die Bandmitglieder sich in verschiedensten Bereichen austobten, am bekanntesten ist sicherlich Fixmer/McCarthy, Bon Harris arbeitete mit den Smashing Pumpkins und Marylin Manson. Und das hört man bei diversen Songs ganz deutlich: Bei „Never Known linst Amindustrial-Ikone Trent Reznor um die Ecke, „Going Away“ kreuzt Nitzerschen Qualitäts-EBM mit depechemodingen Sounds.

Fenriz„Payroll“ ist bereits von Konzerten bekannt, „Kiss Kiss Bang Bang“ knallt einem eine geballte Portion Oldschool vor den Latz, „Traveling“ klingt sogar beschwingt, „Once You Say“ verweist wieder auf die großen alten Herrn aus Basildon und so weiter. Braucht ihr eigentlich noch mehr Gequatsche, um euch das Album zu kaufen? Wie? Ja? Gut, dann lasst euch gesagt sein: Dieses Album haut mich noch viel mehr als das letzte Depeche-Mode-Album. Und generell ziemlich viel besser, was mir in der letzten Zeit an Electro entgegenkam. Außer vielleicht der letzten Tyske Ludder. Bäm!

Tracklist:

  1. Promises
  2. Once You Say
  3. Never Known
  4. Going Away
  5. Hit You Back
  6. Payroll
  7. Down On Your Knees
  8. I Don’t Know You
  9. My Door Is Open
  10. I Am Undone
  11. Kiss Kiss Bang Bang
  12. Traveling

(9 von 10)
(9 von 10)

Anspieltipps:

– Promises
– Going Away
– Payroll
– Kiss Kiss Bang Bang
– Traveling

www.nitzer-ebb.de/

About Fenriz

Check Also

Rezension: Funker Vogt – Element 115

Was Wäre Wenn – Wenn die Menschheit einem Irrglauben erlegen ist und die Götter der …