Cover von In Exile

Noblesse Oblige – In Exile (Review und Kritik)

Cover von In Exile
Cover von In Exile

Das französisch/englische Duo Noblesse Oblige irritiert mit seinem zweiten Album, In Exile.

Das 2004 von dem deutschen Songwriter und Producer Sebastian Lee Philipp sowie der französischen Performerin, Songwriterin und Sängerin Valerie Renay gegründete Duo stellt mit In Exile ihr nunmehr zweites Album vor. Das Debüt-Album Privilege Entails Responsibility (die englische Übersetzung des Bandnamens) erschien bereits 2006.

Nachdem die beiden 2006 von London nach Berlin umgezogen waren, begannen sie in ihrem Neuköllner Studio die Arbeit an In Exile, welches im September 2008 erschien.

Ihr Werk treibt jedem Rezensenten unweigerlich die Schweißperlen auf die Stirn, denn geschickt entzieht sich das Duo jeder griffigen musikalischen Einordnung. Die Songs sind in englischer, französischer und deutscher Sprache verfasst, mit meist minimalistischen Texten und eingängigen Melodien. Neben elektronischen Klängen kommen auch akustische Instrumente wie Querflöte, Bongo-Trommel und Klavier zum Einsatz. Musikalisch verknüpfen die Stücke Elemente des Elektro-Pop, des Chansons und des Disco-Beats.

Was in der Beschreibung recht verworren und chaotisch klingt, kommt jedoch tatsächlich erstaunlich homogen und relaxed herüber, und zwar so sehr, dass man die Scheibe durchaus im Easy-Listening-Bereich ansiedeln kann.

Mit 4 A.M. beginnt es ruhig und harmonisch. Man kann förmlich die Stille der frühen Morgenstunde spüren, in der man erwacht und über verpasste Gelegenheiten nachgrübelt.

Mein Lieblingsstück ist Jalouse, welches auf Französisch die Eifersucht thematisiert. Valerie Renay trägt es mit der Stimme einer lasziven Chansonette vor, die sich vor meinen geistigen Augen in einer dekadenten, verräucherten Bar im roten Kleid auf einem Piano räkelt.

Der nachfolgende Song, Seaside Suicide, spielt sehr schön mit dem Motiv der Brandung, welches zu Beginn als Meeresrauschen eingeblendet und dann musikalisch übernommen wird, um am Ende in Meeresrauschen und Möwengekreisch überzugehen.

In Hit the Bongo und Monkey Business sind, völlig überraschend, eindeutig afrikanische Tribal-Einflüsse wieder zu finden.

Forbidden Time hingegen ist das ideale Stück zum Träumen an langen Winterabenden.

Zum Aufwachen gibt es zum Schluss das lautere und (etwas) fetzigere Stück Under the Floorboard.


Aus dem Booklet von In Exile
Aus dem Booklet von In Exile

 

Fazit: Wer noch etwas für verträumte Abende zu zweit mit einem Glas Rotwein sucht, oder aber etwas, was man auch während der Arbeit hören kann, ohne zu sehr abgelenkt zu werden, und gleichzeitig bereit ist, sich auf Ungewöhnliches einzulassen, ist mit In Exile gut bedient. Wer allerdings echte Gothic Music sucht, sollte lieber die Finger davon lassen, denn Songtitel wie Tanz, Mephisto!, Seaside Suicide oder Shame können nicht über die doch eher seichten Inhalte hinwegtäuschen, während die Musik als solche eher in eine Bar oder Lounge mit Ledersesseln und dickem Teppich passt als in den Gothic Club.

Tracklist von In Exile:

  1. 4 A.M.
  2. Das Soldatenglück
  3. Jalouse
  4. Seaside Suicide
  5. Tanz, Mephisto!
  6. Barracuda
  7. Hit the Bongo
  8. East of Eden
  9. Duel
  10. Monkey Business
  11. Forbidden Time
  12. Partners in Crime
  13. All or Nothing
  14. Shame
  15. Under the Floorboard
( 5 / 10 )
( 5 / 10 )

Veröffentlichung: 19. September 2008

Noblesse Oblige auf MySpace: http://www.myspace.com/noblesseoblige

Offizielle Band-Site: http://www.noblesseoblige.co.uk/

About midnight-ivy

Check Also

Rezension: Funker Vogt – Element 115

Was Wäre Wenn – Wenn die Menschheit einem Irrglauben erlegen ist und die Götter der …