Nox Arcanum – Essays zur Selbstvergöttlichung [Buchrezension]

Passend zu unserer kürzlich erschienenen Reihe „Gothics sind keine Satanisten – oder vielleicht doch?“ kommt nun für diejenigen, die letztere Frage für sich mit einem „Ja“ beantworten konnten oder für die einfach Interessierten eine Buchrezension über „Nox Arcanum – Essays zur Philosophie und Praxis der Selbstvergöttlichung“, eine Essaysammlung, die 2013 im Verlag Roter Drache erschienen ist.

Insgesamt 15 Autoren melden sich mit mal kürzeren, mal längeren Beiträgen zu Wort, allesamt sehr abwechslungsreich in Fachgebiet, Ausrichtung und Wortwahl.

Ich persönlich kannte mich vor der Lektüre nicht besonders gut mit der Ideologie der Selbstvergöttlichung aus (abgesehen von bekannten Experimenten seitens Samsas Traum vielleicht), deswegen hat mir die Vielseitigkeit, vor allem was das Niveau der besprochenen Themen anging, sehr gefallen. Der erste Essay bietet beispielsweise eine theoretische Einführung in die Idee des Pfades zur linken Hand, welcher in Abgrenzung zum Pfad der rechten Hand, zu dem sich die Weltreligionen zugehörig fühlen, die Bejahung alles weltlichen Lebens und der eigenen Göttlichkeit bedeutet. Diese grobe Einführung, die komplett ohne Vorwissen verständlich ist, wird später durch andere Essays zum gleichen Thema ergänzt. Man steigt tiefer in die Materie ein, lernt die Götter der Kabbala kennen und erfährt auch einiges zum Thema der Darstellung dieser Götter in der antiken Kunst, immer wieder mit Vergleichen zur christlichen Kunst und Religionsauffassung, wobei natürlich auch die heidnischen Götter, sowie die Götter des Hinduismus berücksichtigt werden.

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Neben diesen ganzen eher theoretischen Überlegungen haben in dem Sammelband aber auch allerhand praktische Tipps ihren Platz. So trägt einer der Essays den Titel „Erste Schritte zur Befreiung der Urschuld“. Dort werden erst einmal verschiedene Persönlichkeitsprofile dargestellt, die immer mit bestimmten Ängsten und Schuldgefühlen verknüpft werden. Dieser Gedanke einer „Urschuld“ findet ja nicht nur in der christlichen Ideologie ihren Platz, dargestellt durch den Sündenfall der Frau, sondern zieht sich durch alle Religionen des Rechten Pfades, bis hin zum Buddhismus, bei dem alles weltliche Sein Schmerz und Leiden ist. Sich davon zu befreien ist die Aufgabe des „Satanisten“ (wobei dieser Begriff in fast allen Essays vermieden wird) und im Text werden mehrere Schritte besprochen, wie man sich von diesen Ängsten lossagen und befreien kann.

Diese praktischen Bezüge fand ich sehr interessant, da sie die ganze Theorie viel greifbarer und erfahrbarer machen, man versteht die Anwendungsbezüge dahinter und kann sich vorstellen, wie diese Auffassung das Leben positiv beeinflussen kann. Natürlich gibt es auch dort wieder Unterschiede, in dem Essay „Ich bin Dynamit“ wird ein Ritual beschrieben, bei dem sich die Energie, die der Körper in bestimmten Ritualen freisetzt, in gelben Energiekügelchen manifestiert, die man auf eingeritzte Vitamintabletten schleudern kann und somit konservierbar macht. Das finde ich zwar nur sehr schwer vorstellbar – ausprobiert habe ich es aber nicht, hier könnt ihr mich also noch überzeugen!

Insgesamt halte ich das Buch für lesenswert, sowohl für Einsteiger, die einfach verstehen wollen, worum es sich bei dem Pfad der linken Hand handelt, als auch für Erfahrene, die ihr Wissen erweitern wollen und nach neuen (oben erwähnten) Ritualen und Anregungen suchen.

Besonders gut haben mir die vielen Illustrationen und Zitate gefallen, die zwischen den Essays abgebildet sind. Viele der Essays sind jedoch bereits erschienen, eine genaue Auflistung der Autoren und ihrer Texte findet ihr deswegen hier.

 

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