Olaf Seider Coincidence - Zeitenwandeln

Olaf Seider Coincidence – Zeitenwandel (Review und Kritik)

Olaf Seider Coincidence - Zeitenwandeln
Olaf Seider Coincidence - Zeitenwandeln

Einen Zeitenwandel möchte Olaf Seider heraufbeschwören. Wer in drei Teufels Namen ist denn nun Olaf Seider schon wieder werden Etliche fragen, denn namentlich dürfte der Allround-Künstler den Wenigsten ein Begriff sein. Bewegte Bilder allerdings hat wohl jeder schon einmal von ihm gesehen, denn Olaf Seider ist nicht nur Musiker, sondern auch Werbefilmer, Videodesigner, Drehbuchautor und Hörspiel-Guru. Herr Seider scheint viel beschäftigt zu sein und benötigt Unterstützung, die er unter den Namen Olaf Seider Coincidence als Treffen wichtiger Köpfe der Gothic Szene zu vermarkten weiß. Leider wirkt sich der Zeitenwandel musikalisch kaum aus und so ist das Album mehr eine Ansammlung an Verbeugungen vor vielen Genregrößen als ein eigenständiges und aufrührerisches Werk, aber selbst das muss ja nicht schlecht sein.

Olaf Seider Coincidence
Olaf Seider Coincidence

Im Falle von OSC aber auch nicht unbedingt gut, denn leider taugen einzig und allein manche Texte des Masterminds und der Einsatz von Anne Clark so wirklich was. Der Rest erscheint eher so, als ob man den für die Genregrößen unverwertbaren Rest in einen Topf geschmissen hätte um daraus eine Art Tribut an die Gothic-Szene zusammenzuzimmern. Elektronische Musik aus vielerlei Coleur wird mit tranigen Gitarren angereichert, die eigentlich kaum nötig gewesen wären. Lotte, der mit den deutschen Gothic Metal-Veteranen Crematory bekannt wurde, gibt sich hier die Ehre und spielt unspektakulär und langweilig zum recht inhomogenen Liedgut. Dazu wirft man ein bisschen versuchten Goethes Erben Avantgarde, harmlose Umbra et Imago-Fickel-Lyrik (ja, sogar das böse „M“-Wort kommt vor), einen Hauch Blutengel-Kitsch und wenn es mal ganz hart werden sollte auch etwas Das Ich oder Suicide Commando („Sieh in dein Herz“ erinnert allein texlich schon an „See you in hell“) dazu. Nun, wenn man sich die weitere Gästeliste so ansieht, wundert einen diese musikalische Zerstückelung nur bedingt. Neben Lotte geben sich Martin Hillebrand (XPQ-21), Marc Werner (Remixe für Front 242), Malle van Marwick (Dark Instance) und eben Anne Clark die Klinke in die Hand. Viele Köche, viel Brei und der wenigste wurde so gewürzt, dass er auch wirklich schmackhaft ist.

Olaf Seider
Olaf Seider

Richtig gut ist eben nur „Eisprinzessin„, denn das atmet die kristallklare Stimme Anne Clarks, ist fesselnd im Aufbau und besitzt durchaus ein bisschen Neue Deutsche Welle-Charakter. Bei „Die Holzkommode“ muss ich mir ein Grinsen noch verkneifen, denn die Atmosphäre und der hohe Anspruch Goethes Erben entsteht in keinster Weise. Ganz groß halte ich „Gebundene Arme„, welches mit „Ich bin dir – du bist mir“ scheinbar absichtlich die Deutsche Sprache ad absurdum führen möchte, wobei mir die Intention davon nicht wirklich klar werden mag, aber seit Kik günstiger ist als wie man denkt, braucht man sich auch nicht weiter wundern, immerhin ist Olaf Seider ja auch in der Werbebranche tätig. Ein weiteres Problem ist auch, dass man die Stimme Olaf Seiders nur im Hintergrund wahrnimmt, da sie viel zu leise abgemischt wurde, da kann man über ihn lästern wie man will, aber solche handwerklichen Sachen hat ein Chris Pohl eben perfekt drauf. Bei „Irgendwann“ gruselt es mich wirklich, denn dass der Text nun gerappt wird, erschreckt mich. Experiment misslungen, denn dabei kann man fast nur Aggro werden (entschuldigt bitte).


iskharian3Fazit: Natürlich ist meine Polemik vielleicht auch etwas übertrieben, denn tatsächlich grottig ist OSC ja wirklich nicht, dafür setzt man die Stücke schon ganz brauchbar um und auch in der Gothic-Bauerndisco wird man sicher danach tanzen, aber nach einer durchzappelten Nacht wird man sich kaum an eines der Stücke wirklich erinnern können. Eigentlich schade, denn „Eisprinzessin“ ist wirklich gelungen und vielleicht wäre aus dem kompletten Album mehr geworden, wenn man sich auf das wesentliche beschränkt hätte. Einen eigenen Stempel drückt man damit leider nirgends auf und der propagierte Zeitenwandel wird sicher nicht stattfinden.


Trackliste:

  1. Der Tagesablauf
  2. Ich komm zu dir
  3. Zeitenwandel
  4. Eisprinzessin
  5. Tiefer
  6. Glücklich allein
  7. Die Holzkommode
  8. Goldener Käfig
  9. Irgendwann
  10. Sieh in dein Herz
  11. Gebundene Arme
  12. Ein letztes Mal
  13. Gedankenschmerz
  14. Todesengel
  15. Todesmarsch


( 5 / 10 )
( 5 / 10 )

Anspieltipps:

Eisprinzessin

Erscheinungstermin:

17. September 2009

Olaf Seider Coincidence Homepage

Olaf Seider Coincidence Myspace

Danse Macabre Records


About Iskharian

Check Also

Rezension: Funker Vogt – Element 115

Was Wäre Wenn – Wenn die Menschheit einem Irrglauben erlegen ist und die Götter der …