Opeth - The Roundhouse Tapes
Opeth - The Roundhouse Tapes

Opeth – The Roundhouse Tapes (Review und Kritik)

Opeth - The Roundhouse Tapes
Opeth - The Roundhouse Tapes

Schon 2007 veröffentlichten die progressiven Schweden Opeth um Stimmwunder Mikael Åkerfeldt das Live-Boxset „The Roundhouse Tapes“ via Peaceville Records. Seitdem sind vier Jahre vergangen und eine beachtliche Anzahl von sage-und-schreibe elf weiteren Veröffentlichungen (Singles und Live DVD´s eingeschlossen) auf dem Markt gelandet. Da das 2-CD/ DVD Package aber erst nun den Weg auf meinen Schreibtisch gefunden hat, wollen wir euch Opeth´s Livequalitäten trotz der zwischenzeitlichen Flut an neueren Werken nicht weiter vorenthalten.

Bei solch einem enormen Umfang an zu rezensierenden Material auf einem Schlag bietet es sich sicherlich an zunächst den rein akustischen Teil des Auftrittes zu besprechen, doch zuvor möchte ich etwas auf die Aufnahme-Location des

Das "The Roundhouse"
Das "The Roundhouse"

Auftrittes eingehen. Das „The Roundhouse“ steht nun schon seit 1847 und war zunächst einfach ein  Lokschuppen für die London North-West Railway. Nachdem es aber schon in den 1960er Jahren für die Eisenbahn zu klein wurde, gab die Londoner Stadtverwaltung das Gebäude für Kunstveranstaltungen frei. Seinen guten Ruf bekam das Rundhaus sicher nicht zuletzt dadurch, dass sich neben dem Eröffnungskonzert von Pink Floyd auch viele andere Bands mit Rang und Namen hier die Klinke in die Hand gaben und noch immer geben. Led Zeppelin, die Rolling Stones, Jimi Hendrix, die Ramones… und 2007 Opeth!

Langer Rede kurzer Sinn – ein Auftritt in eben einem solchen Laden hat einen würdigen Mitschnitt mehr als verdient. Wenn ich dabei allerdings an das einzige Konzert der Schweden zurückdenke, das ich bisher miterleben durfte lege ich die erste Scheibe mit etwas gemischten Gefühlen ein. Einerseits liebe ich Opeth für ihre Studioalben, andererseits war der Wacken auftritt 2008 eine Enttäuschung wie ich sie bei Konzerten selten erlebt hatte.

Opeth - Ghost of Perdition
Opeth - Ghost of Perdition

Glücklicherweise wird schon bei den ersten Klängen von „When“ klar, dass alle Bedenken vollkommen unbegründet sind. Damals schienen die Schweden einfach unter schlechtem Sound zu leiden, denn die größte Stärke der Truppe ist meiner Meinung nach die gewaltige Stimme des Frontmannes die in Wacken leider komplett unter ging.

Was dann folgt ist ein bunter Zusammenschnitt aus (beinahe) allen bis Dato erschienenen Opeth Alben. Einzig „Deliverance“ wird etwas stiefmütterlich behandelt und ausgelassen. War meine Angst auch groß, die Motivation die gesamten zwei Scheiben durchzuhören würde bei einer durchschnittlichen Songlänge von etwa zehn Minuten schwinden, war ich schnell eines besseren belehrt. Nach und nach bietet einem die erste Scheibe des Sets noch „Ghost of Perdition“, „Under the Weeping Moon“, „Bleak“, „Face of Melinda“ und „The Night and the silent Water.“ Ich denke auf die einzelnen Stücke brauche ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen, da sie einem echten Fan wohl sehr geläufig

Mikael Åkerfeldt - Blackwater Park
Mikael Åkerfeldt - Blackwater Park

sein dürften. Erwähnt sei eher, wie klar die Aufnahmen sind und wie stark die „Live-Atmosphäre“ in den einzelnen Stücken zu spüren ist. Natürlich wurde hier sicher im Nachhinein noch vieles ausgebessert, aber die Musik klingt so glatt produziert und gut aufeinander-eingespielt, dass so mancher Track auch als Studioversion hätte durchgehen können, wenn die deutlich hörbare Euphorie des Publikums zwischenzeitlich nicht in wahre Beifallsstürme ausbrechen würde.

Besonders nett und auflockernd sind dabei die zwischenzeitlichen Späße und Ansagen von Songwriter Mikael Åkerfeldt. Der Mann hat zu beinahe jedem Titel einen lockeren Spruch auf Lager, und so wird der erste Titel von CD Nr. 2, „Windowpane“, als Song der Ihnen „Chicks backstage bringen wird“ anmoderiert. Der komplett klar gesungene Song ist ein ziemlich guter Einstieg in die zweite Scheibe, die mit dem mächtigen „Blackwater Park“ und „Demon of the Fall“ vom „My Arms, Your Hearse“ Album, nur noch zwei weitere Titel beinhaltet. Das mittlere Stück macht dabei besonders viel Spaß – wo andere Bands langweilig ihre Songs runterspielen

Das Roundhouse war voll
Das Roundhouse war voll

und vom Publikum kaum was zu hören ist (ich will ja keine Namen nennen), beziehen Opeth die Meute direkt mit ein. Ein Ton wird vorgegeben den die Menschen „den ganzen Song über“ halten sollen – dürfte beim längsten Titel des gesamten Live-Alsbums allerdings schwierig werden. Die Tracklänge von 18:59 Minuten erklärt sich allerdings daher, dass der Frontmann sich am Ende schon gebührend und wortgewaltig von seinen Fans verabschiedet und das letzte Stück ansagt – nicht ohne sich ordentlich feiern zu lassen natürlich.

Zu guterletzt sei der audiovisuelle Teil des Live-Albums zu erwähnen. Die DVD kommt in einem

Das begeisterte Publikum im Interview
Das begeisterte Publikum im Interview

eigenen Digipack innerhalb des Pappschubers daher, und enthält noch einmal das komplette Konzert zum ansehen und „dabei sein.“ Auch hier machen ein gestochen scharfes Bild und glasklarer Sound den Auftritt selbst am heimischen Fernsehgerät zu einem Highlight. Die ausgelassenen Fans in den ersten Reihen des offensichtlich nicht gerade kleinen Roundhouse lassen einem wünschen direkt vor Ort zu sein und die Matte mit schütteln zu können. Interviews mit begeisterten und verschwitzen Fans, der Band selbst sowie einem Soundcheck und einer Bildergalleie runden das ganze ab, und sollten beim ansehen der Scheibe nicht ignoriert werden. So mancher lustige Moment wurde auch hier von der Kamera dokumentiert. Jedem interessierten sei an dieser Stelle nahegelegt zunächst bei Youtube reinzusehen – auch wenn die Qualität dort natürlich bei weitem nicht so gut ist, lässt sich hier schon ein guter Eindruck vom Gesamtwerk gewinnen.

Fazit: Ein „Must-Have“ für jeden Fan progressiven Death Metals. Am liebsten würde ich an dieser Stelle keine Wertung abgeben, denn dieses Live-Set ist natürlich gleichzeit eine Art Best-Of und sowas ist sicherlich etwas schwierig zu bewerten. Neben all dem was man hier geboten bekommt, weiß schließlich auch noch das gesamte Artwork und Booklet, wiedereinmal gestaltet von Travis Smith, zu begeistern und kaum Wünsche offen zu lassen. Bei Live Alben würde ich eigentlich sagen, dass sie eher was für langjährige Anhänger, die sowieso alles von einer Band besitzen, sind. Nicht hier – dieses rundum Opeth-Paket dürfte für jeden etwas sein, für Einsteiger nicht weniger als für Die-Hard Fans.

Titelliste von „The Roundhouse Tapes“ CD I:

  1. When (My Arms Your Hearse – 1998)
  2. Ghost of Perdition (Ghost Reveries – 2005)
  3. Under the weeping Moon (Orchid – 1994)
  4. Bleak (Blackwater Park – 2001)
  5. Face of Melinda (Still Life – 1999)
  6. The Night and the silent Water (Morningrise – 1996)

Titelliste von „The Roundhouse Tapes“ CD II:

  1. Windowpane (Damnation – 2003)
  2. Blackwater Park (Blackwater Park – 2001)
  3. Demon of the Fall (My Arms Your Hearse – 1998)

Titelliste der „The Roundhouse Tapes“ DVD:

  1. When (My Arms Your Hearse – 1998)
  2. Ghost of Perdition (Ghost Reveries – 2005)
  3. Under the weeping Moon (Orchid – 1994)
  4. Bleak (Blackwater Park – 2001)
  5. Face of Melinda (Still Life – 1999)
  6. The Night and the silent Water (Morningrise – 1996)
  7. Windowpane (Damnation – 2003)
  8. Blackwater Park (Blackwater Park – 2001)
  9. Demon of the Fall (My Arms Your Hearse – 1998)
  10. Band Interviews
  11. Fan Interviews
  12. Soundcheck
  13. Gallery

9/10

Anspieltips:
Ich denke hier wird jeder seinen eigenen Highlights haben. Großartig ist jeder Song. Meine Favouriten sind „Ghost of Perdition“ und „Blackwater Park.“

Erscheinungstermin:
05.11.2007

http://www.myspace.com/opeth

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