Patenonkel, Kampfbiester und Legenden – Hammerfall live in Berlin

Ein besseres Package kann sich ein Power-Metal Fan kaum wünschen. “Serious Black” , “Battle Beast” und die Schweden-Metaler von “Hammerfall” düften keine Wünsche unerfüllt lassen. Schauplatz war einmal mehr das “Huxley’s” in Berlin-Neukölln. Eine legendäre Adresse, wenn man sich die vergangenen Gastspielauftritte verschiedener Bands ansieht. Das Berliner Publikum ist immer eine Herausforderung, denn besonders begeisterungsfähig zeigt man sich in der Hauptstadt eher ungern. Ob es einfach Desintresse ist oder die vielbeschworene Coolness der Berliner wird wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben. 

Den schwersten Part übernehmen auf dieser Tour zweifelsohne Serious Black. Zwar hat man mit “Room 226” ein starkes, neues Allbum am Start, aber die Fanbase ist die letzten Jahre eher langsam gewachsen. Dies sollte kein Maßstab sein, denn die Herren verstehen ihr Handwerk und legten auch an diesem Abend ein solides, kraftvolles Konzert hin, das allerdings kaum gewürdigt wurde. Schade, wenn man Qualität und Spielfreude nicht mehr zu schätzen weiß. 

Zweite Band des Abends und heimlicher Headliner waren Battle Beast. Nach einem grandiosen Festivalsommer flogen Noora und ihren Mannen die Fanherzen nur so zu. Kein Wunder bei Songs wie “Familiar Hell” oder “Straight to the heart”, die auch an diesem Abend nicht fehlen durften. Eine wahre Power-Show, die man einfach immer wieder genießen kann. Von der aktuellen CD wurde der Titeltrack “No more hollywood endings” gespielt, dass sich als Statement gegen die Vorfälle in der amerikanischen Traumschmiede richten. Politische Botschaften umsetzen und dabei noch gnadenlos abrocken ist sicher eine der Stärken dieser Band. Umso trauriger einmal mehr die Reaktion des Publikums oder besser gesagt die Nichtreaktion. En Konzert lebt nunmal zu einem großen Teil von der Zuschauerteiligung. Davon ließen sich Batte Beast jedoch nicht aus der Ruhe bringen und spielten mit “King for a day” ihren erfolgreichsten Song, der einfach immer gute Laune bringt.  

Nun war es also soweit. Hammerfall traten die Bühne und eröffneten mit “Never forgive, never forget”. Richtig Stimmung kam allerdings erst bei „Heeding the call“ auf. Die Klassiker hatten es dem Berliner Publikum also angetan. Endlich entstand auch sowas wie „Konzert-Feeling“. Die Herren wissen einfach, wie man rockt. Ob nun „The way of the warrior“ oder „Any means necessary“, hier saß einfach jeder Track. Zufällig jährte sich in diesem Jahr der 20. Geburtstag des Albums „Renegade“. Ein wirklich beachtliches Werk, das im Laufe der Zeit sogar mehr Fans fand, als zur ursprünglichen Veröffentlichung. Um diesen Feiertag würdig zu begehen, fand sich nach „Blood Bound“ ein gitarrengestütztes Medley auf der Tracklist. Nun war das Eis endgültig gebrochen und man durfte mit „The dragon lies bleeding“ nochmal richtig Gas geben. Der letzte Teil des Konzertes war damit angebrochen und entwickelte sich zu einem Best-Of der Band. „Last man standing“, eigentlich nur als Bonustrack gedacht, bildete den vorläufigen Höhepunkt, der auch gut angenommen wurde. Mit „Let the hammer fall“ wurde das reguläre Set beendet und sorgte für laute „Zugabe, Zugabe“-Rufe. Natürlich lässt sich eine Band wie Hammerfall nicht lange bitten und rockten mit der Festivalhymne „(We make) Sweden rock“ in die Verlängerung. Nach „Hammer high“ fehlte nur noch die Bandhymne. „Hearts on fire“ zündete erwartungsgemäß und sorgte für einen versöhnlichen Konzertabschluss.

Fazit: Serious Black gehen gut ab, allerdings fehlt es bei einigen Tracks am Wiedererkennungswert. Wenn man hier noch etwas arbeitet, steht einem festen Platz im Metalzirkus nichts mehr im Weg. Battle Beast hingegen haben ihren Stil gefunden und haben auf dieser Tour eigentlich mehr Spielzeit verdient. Noora und ihre Mannen sind definitiv die nächsten Headliner, wenn man den Backkatalog und die energiegeladene Show zu Grunde legt. Hammerfall gehen immer. Die Herren haben den Metal in den 90er Jahren praktisch im Alleingang gerettet und schaffen es immer noch große Hallen zu füllen, aber auch hier wäre etwas mehr Spielzeit gut gewesen. Allerdings kann man es bei diesem Publikum auch verstehen, dass die Bands nicht so reagieren wie in Prag oder im Ruhrpott. Bis auf wenige Ausnahmen scheint das Berliner Publikum nicht begriffen zu haben, welche Qualität an diesem Abend geboten wurde. Berlin muss einfach zu alter Stärke zurückfinden, ansonsten wird es diesen Konzert-Luxus nicht mehr allzu lange geben, denn einige Bands meiden die Hauptstadt bereits. Gas geben, Berlin und dann machen wir aus Spree-Athen die Metalhauptstadt Deutschlands.

Text: Fabian Bernhardt

Photos: Lena Behlmer

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