Pendulum ist tot – es lebe Pendulum?

Digital & HostileManumit schmeißen nicht nur Dubstep, Post-Hardcore und Drum ‘n‘ Bass durcheinander, sie treten auch noch live mit Schlagzeug und Gitarre statt reinem Sampler auf. Wer sich davon und vom vermeintlich merkwürdigen Namen der Waliser nicht abschrecken lässt, kommt in den Genuss einer ziemlich verrückten Mischung aus Metal und Elektro.

Doch jetzt mal im Ernst, was soll dieser Name bedeuten? So viel sei gesagt: Mit Wales, der Heimat des britischen Vierers, hat es nichts zu tun. Vielmehr mit einer Sprache, die vor fast 2 Jahrtausenden mit den Römern auf die Insel kam. Der Begriff „manumittere“, der sich in etwa mit aus der Sklaverei entlassen übersetzen lässt, wurde in die englische Sprache übernommen, wo ihn nun von einem walisischen Dubstep-Producer übernommen hat, der bei Lost Generation Records unter Vertrag ist.

Obwohl die Debut-EP „F**k Genres – Love Music“ noch stark vom Wubbeldiwub dominiert wurde, suchte man sich für das Album, das im September erscheinen wird, andere Einflüsse. Da werden unter anderem Alexisonfire, Pendulum, Nine Inch Nails und Nero genannt. Insbesondere die ersten beiden sind auf den Album-Tracks klar herauszuhören. Da muss man schon genau hinhören, denn die Ähnlichkeit mit Rob Swire ist streckenweise verblüffend.

Was hat sich sonst verändert zum Vorgänger, nun da Manumit „einen Ruf zu den Waffen auf einem gesättigten Markt“ (Zitat Pressetext) veröffentlicht hat?

Einiges, so viel steht nach aufmerksamem Zuhören fest. Partysongs zum Mithüpfen Marke „I Can Feel It“? Gibt’s nicht mehr? Bösartige Drops wie “The Instructor”? Ausgewechselt gegen digitale Breakdowns. Aber es ist jetzt nicht so, als hätten wir eine komplett neue Band vor uns. Mastermind Manumit wurde durch seine Live-Verstärkung in Form von Bandit, Skullfunk und Larusso sicherlich beeinflusst, aber im Kern ist es immer noch seine Musik, lediglich um einige Post-Hardcore-Elemente erweitert. Verstärkter Fokus auf Drum ‘n‘ Bass und die Screams von Skullfunk sind hierbei das neue Erkennungsmerkmal der Gruppe, bei der die Elektronik eindeutig im Vordergrund steht.

Doch nun endlich mal zur Albumbesprechung! Los geht es mit gediegenen Gitarrensounds, Clean-Gesang und Piano, dann kommt das typische Doubletime-Muster, das die Spannung zum Drop aufbaut, und dann… sag‘ mal, sind das nicht Pendulum? Nein, eben nicht. Aber ziemlich gut getroffen, was einem da an feinstem Drum ‘n‘ Bass um die Ohren gefeuert wird. Dominante Synths über ausgehaltenen Gitarren, aggressive Screams und Melodien im Durbereich machen die erste Hälfte des Albums aus, bevor mit „When I’m Gone“ der Midtempo-Teil eingeleitet wird. Mit „Your Body Giving Up“ ist sogar eine richtige Chillstep-Nummer mit weiblichem Gesang am Start, die den Wendepunkt der Platte bildet.

ManumitAusgehend von den dezenten 8 Bit-Sounds in diesem Song wird im darauffolgenden nämlich aus allen Rohren gefeuert, was das Zeug hält. Gesang, Geschrei und richtig druckvoll abgemischte Breakbeats machen diese ehemalige Single definitiv zu einem, wenn nicht dem Anspieltipp, denn sie vereint alles, was Manumit auf diesem Album darbieten. Danach geht es munter weiter im Drumstep-Fokus, wobei insbesondere beim Schlusstitel stärkere Metal-Einflüsse zu hören sind. Stilistisch bewegt man sich hier sehr nah bei The Luna Sequence und ähnlichen FiXT-Künstlern.

Was man dem Album insgesamt zu Gute halten muss, ist die gelungene Abmischung und die fließenden Übergänge der Songs, denn die „alten“ Singles „Walk Away“, „Can You Hear Us?“ und „Afterglow“ wurden gekonnt in das Gesamtwerk integriert, anstatt einfach hintendran geklatscht zu werden. Wenn Manumit aber mit dem Schlagwort Post-Hardcore auf’s Presseparkett aufschlagen, wünscht man sich schon mehr als Screams und Gitarrenteppiche im Hintergrund. Das Riffing bei „Afterglow“ weist in die richtige Richtung, könnte aber noch mehr ausgebaut werden. Auch bei den Breakdowns ist noch einiges herauszuholen. Ansonsten bleibt abzuwarten, ob das Konzept weiter gedeihen kann, oder ob die Waliser zurück zu Drumstep oder völlig in Richtung Post-Hardcore kippen. Für ein weiteres Album dieser Machart braucht es jedenfalls noch weitere Songwriting-Elemente, die für Abwechslung sorgen. Wenn beim nächsten Album die Live-Band auch im Studio etwas beitragen würde, kämen da sicherlich interessante Dinge heraus.

Trackliste:
1. Sacrifice
2. Walk Away
3. Do The Right Thing
4. Everything Changes
5. When I’m Gone
6. Your Body Giving Up
7. Can You Hear Us?
8. Abuse Of Power
9. The Passing Of Nothing
10. Afterglow

Veröffentlichtung:
1. September 2014

Offizielle Facebook-Seite der Band

 

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