Peste Noire - L'Ordure à l'état Pur

Peste Noire – L’Ordure à l’état Pur (Review und Kritik)

Peste Noire - L'Ordure à l'état Pur

Holla, ich bin ja einiges gewohnt, durchaus auch von Peste Noire, aber was die als schlichtweg wahnsinnig zu bezeichnenden Franzosen um Mastermind La sale famine de valfunde bei ihrem offiziellem vierten Album raushauen, wird vermutlich nicht nur hartgesottene Fans verschrecken. Dabei steckt hinter dem Wahnsinn durchaus Methode, aber zu erkennen, was diese nun sein könnte, ist gar nicht mal so leicht.

Zunächst einmal sei denen versichert, die den wirklich abartigen Klängen des Vorgängers Ballade cuntre lo anemi francor, was ich durchaus positiv meine, nichts abgewinnen konnten, dass Peste Noire sich zumindest in Sachen Produktion dieses Mal wieder gemäßigter zeigen und für deren Verhältnisse einen wirklich glatt polierten Sound aufwarten können. Da liegt dann aber auch schon der Hase begraben, denn zum einen wirkt nach dem schönen introesken Abschnitt der erste Eindruck von Casse, Pêches, Fractures et Traditions reichlich ernüchternd, was sich jedoch mit weiterem Verlauf dann doch schlagartig ändert. Schöne, leicht verschrobene Melodien und Riffs, die nach der Hälfte der Zeit plötzlich in altbekannter französischer Volksmusik münden, nur um dann im Humppa-Beat zum Veitstanz aufzurufen. Das verspricht Abwechslung und macht sogar richtig Spaß und man kann durchaus das Gefühl bekommen, dass die Franzosen sich kaum so ernst nehmen, als es vermutlich ihre Anhänger tatsächlich tun. Allerlei Geräusche und Samples aus dem Stall, gekrächtzte Hühnergeräusche und noch viel mehr wahnsinniger Kram zerhacken alles, was mal als traditioneller Black Metal anfing.

La sale famine de lafunde

Wenn man dann ein Lied mit dem verdammt genialen Namen Cochon Carotte et les sœurs Crotte (als Lateiner musste ich Babelfish bemühen) mit haufensweise technoiden Beats und Riffs jenseits der Schmerzgrenze anreichert bleibt kaum ein Auge trocken. Industriell geht es zunächst beim 20 Minüter J’avais rêvé du Nord weiter, entwickelt sich mit der Zeit wieder folkloristisch, mit der schönen Stimme von Amesoeurs Audrey veredelt, weiter, nur um dann nach sieben Minuten grenzgeniale schwarzmetallische Riffs auszupacken, wie sie noch auf dem Debut La Sanie des siècles hätten stehen können. Über allem thront dabei die abgrundtief krächzende Stimme Valfundes, welche in der Form meiner Ansicht nach zur absoluten Schreihals-Speerspitze zählt, da er kreischt, leidet, singt und gackert (!) wie kaum ein anderer.

Abgeschlossen wird das einstündige Album vom depressiven La condi hu, welches die Stärken der Band nocheinmal bündelt und den ganzen Einmannschlafzimmer-Schnibbel-Bands zeigt, wie man stimmungsvolle Musik arrangiert ohne seine instrumentalen Unzulänglichkeiten kaschieren zu müssen. Denn musikalisch sind die Mannen (und das Mädel) um Valfunde absolut fit. Immer wieder stechen interessante Drum-Patterns und vor allem der mutig gespielte Bass hervor, auch leider eine kleine Seltenheit in dieser Form der Musik.

Fazit:

War ich anfangs doch noch etwas geschockt, entwickelte sich mit den Hördurchgängen wieder einmal diese Liebe zu den Verschrobenen Klängen der Franzosen. Wieder ein bisschen anders und wieder sehr gelungen, auch wenn auch dieses Mal nicht alle bösartigen Ideen vollständig aufgehen. Dafür bekommt man ein absolut abwechslungsreiches Album mit viel eulenspieglerischen Witz und wahnwitziger Musik. Einen Französisch-Kurs sollte ich doch wirklich einmal besuchen, denn ich will schließlich auch wissen, warum ein Schwein Karotte heißt…

Trackliste:

  1. Casse, Pêches, Fractures et Traditions
  2. Cochon Carotte et les sœurs Crotte
  3. J’avais rêvé du Nord
  4. Sale Famine Von Valfoutre
  5. La condi hu
(8,5/10)
(8,5/10)

Erscheinungstermin:

22. Mai 2011

La Mesnie Herlequin Label Homepage

Wer übrigens politische Problem bei der Band sieht (immerhin gab es da mal ein gewisses Demo), der soll sich das Labelstatement von Valfunde durchlesen.

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