Revolting Cocks - Got Cock

Revolting Cocks – Got Cock (Review und Kritik)

Revolting Cocks - Got Cock
Revolting Cocks - Got Cock

Was ist heute schon noch anstößig? Beim Blick zurück in das alte Rom, hat es schon zu einem Eklat geführt, als Catull in einem seiner Gedichte das Wort „saugen“ verwendete. Dank moderner Medien scheint einem nichts mehr zu unanständig. Im Big Brother Container gibt es rund um die Uhr Silikonkissen unter der Dusche und Galileo ist ohnehin nur noch ein Vorwand um Titten vor 23.00 im deutschen Fernsehen zeigen zu können. Wo Rammstein ganz Deutschland und Europa mit Gewalt und homoerotischen Videos reizen, drücken die freundlichen Amerikaner um Alain Jourgensen den amerikanischen Abgeordneten der Republikaner die blank polierten Hintern auf die Windschutzscheibe.Das ist doch mal ein Cover! Simpel, auffallend, eindeutig, effektiv. Und alles ist drauf, was drin ist. Wir haben einen überaus ansprechenden weiblichen Mund umrahmt von herrlich doppeldeutiger weisser Flüssigkeit und dem Namen des Albums frech in die Lippe tättowiert.

Musikalisch wohl fühlen dürfen sich vor allem Fans des Industrial Metal. Durch das ganze Album ziehen sich gewohnt seichte  aber sehr gut verträgliche Rhythmen, perfekt für das Cruisen im offenen Cadillac oder für die Pinkelpause auf einem Harley Roadtrip. Der bedeutendste Unterschied zu anderen Industrial Metal Bands dürften die klaren und hellen Popmelodien sein.

Die erste Liebeserklärung setzt beim zweiten Song ein. „Filthy Señoritas“, der Traum jedes häuslichen amerikanischen Familienvaters, der sich nicht nur eine Putzfrau wünscht. Beschrieben wird wenig originell, was eine „Filthy Señorita“ ist, was sie macht und was die Typen von Revolting Cocks mit ihnen anstellen würden. Dennoch ein spaßiger Song mit einem eingängigen Refrain, den sicher jeder Volltrunkene noch genüsslich mit grölen kann. Die Band will Party Musik machen, das schafft sie und so muss man sie auch bewerten.

Das nächste Opferschema „Dykes“, was soviel wie Mannweiber bedeutet, sollte am besten auf Motorrädern und in Texas im Heimatort der Band genossen werden. „It’s nothing wrong with being a dyke, but if you want to hang with RevCo, we’d prefer if you switched here“. Die ganz klare Aussage hinter dem Song ist, dass man sich als Mann für keine Frau zu schade sein sollte und dass man alles ausprobiert haben muss. Selbstbewusstsein muss man den Jungs auf jeden Fall zugestehen.

Der nächste Song beschäftigt sich wieder mit der Doppeldeutigkeit des Wortes „Juice“. Ja, sie bewegen sich auf heikles Terrain. In Amerika darf man das ja auch ausdrücklich. Für deutschsprachige Hörer ist es dennoch etwas schwierig auf Parties dieses Lied zu hören:“There’s one thing I hate about this world. It’s the Juice. Apple Juice. Orange Juice(…)You’re scheisse. You’re scheisse.“ Vorgetragen natürlich in echt polemischer Reichskanzler – Gedenkstimme.

Und was ist die logische Folge von exzessivem Bier- und Alkoholgenuss? Mann stellt sich in Reih und Glied auf und salutiert der „Piss Army“. Musikalisch braucht man über die Songs wirklich nicht viel zu diskutieren. Man kann sagen, dass die Qualität konstant bleibt.Wir hatten jetzt schon  „Trojan Horse“ (durchaus ein Plural), „Sex Monkeys“, „Filthy Señoritas“ und die „Dykes“. Zeit für Selbsterkenntnis! Zeit für „Bitch Addictive“. Ein absolutes Highlight. Irre komisch und ein einhämmernder Refrain. Genug der Kontemplation, zurück zu Doppeldeutigkeiten. „Air Traffic Control“ heißt die Devise im Mile High Club. Etwas düsterer, noch ein bisschen anzüglicher, aber im Grunde die gleiche Thematik.

Das einfallsreichste Lied des Albums „Poke-A-Hot-Ass“ erwartet uns am Schluss. „If I was an Indian, I’d be Poke-A-Hot-Ass“. Ein göttlicher Refrain. Besonders aktuell dabei der Ausspruch:“I get more ass than a catholic priest“. Und man muss bedenken, dass das Album vor der öffentlichen Diskussion über die Kindesmisshandlungen aufkam. Durchaus scharf beobachtet, den Track gerade jetzt aufzunehmen.

Richtig erotisch wird es am Schluss noch einmal mit „Me so Horny“. Ihr fragt euch, ob es überhaupt noch einen Unterschied zu den letzten Liedern gibt? „Ja klar!“, muss ich sagen. Der Beat besteht zum Großteil aus Frauenstöhnen. Also nichts wie Anlage aufdrehen, Fenster runterkurbeln und die Altstadt rocken.

Messi

Fazit: Trifft den aktuellen, nordisch geprägten, europäischen Metalgeschmack überhaupt nicht, ist aber durchaus solide Partymusik. Im Vergleich zu den letzten Alben hat „Got Cock“  ein paar weniger Schwächen, ist sehr Mainstream orientiert und hörbarer geworden. Doch die Songs können durchaus mit All Time Favorites wie „Hookerbot 3000“ mithalten. Leider sind scharfsinnige und sozialkritische Analysen wie „Viagra Culture“ rar gesät. Für alle Fans der Band eine unumschränkte Kaufempfehlung, für alle anderen empfehle ich, mal in „Poke-A-Hot-Ass“ reinzuhören. Wem der Song gefallen hat, springt schleunigst zu „Me So Horny“. Und wer dann das Verlangen nach Alkohol und weiblicher Gesellschaft verspürt, sollte sich das Album und diese beiden Posten beschaffen. Ach, und bevor ich morgen eine Demo der Frauenrechtsbewegung vor der Tür habe: RevCo ist von Männern für Männer.

Tracklist:

  • Trojan Horse
  • Filthy Señoritas
  • Dykes
  • Juice
  • Piss Army
  • Fuck Monkey
  • Bitch Addictive
  • Poke-A-Hot-Ass
  • Me So Horny
  • Me So Horny (Remix)
8/10

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