Rezension: ASCENDANCY – „The amazing Ascendancy versus Count Illuminatus“

Im April 2014 erschien bei Metalgate “The Amazing Ascendancy Versus Count Illuminatus”. Die enthaltenen 13 Songs warten mit einzigartigen Tönen zwischen epischen Power-Metal-Parts und spacigen Progressive-Einschüben auf.

Ascendancy - The Amazing Ascendancy versus count illuminatus - Artwork

Mit ASCENDANCY hören wir Progressive Power-Metal aus Tschechien. Albumtitel und Artwork lassen zunächst vermuten, dass sich das musikalische Thema eng um Comic-Helden, Superschurken und den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse drehen wird.

Der erste Track „Zeroes and ones“ bestätigt die Vorahnung in Form eines Synthi-Intros mit epischer Lead-Passage, die wie eine kurze Reise durch die Weiten des Weltalls klingt und dann unter ruhigen ausklingenden Riffs und einem Backgroundchor in Powermetal übergeht. Hastige Gitarren werden von Keyboard und Synthi-Effekten zu einem Ausflug in Sphären zwischen den guten und bösen Mächten der SciFi-Welt ergänzt. Durch Stimmverzerrung wird dem Gesang ein Kontrast zu Grunde gelegt, der den Unterschied zwischen Zeros und Ones hörbar verkörpert. Schlagzeug und Bass bleiben eher unauffällig, während die markante Lead-Passage vom Anfang am Ende erneut aufgegriffen wird.

A man without identity” bringt den Metal deutlich mehr in den Vordergrund, geizt aber auch nicht mit Keyboard und Synthi-Effekten, die sich entlang von rasanten Lead-Riffs durch den Refrain ziehen. ASCENDANCY zeigen, dass sie ihre Instrumente mehr als nur beherrschen und spannende kraftvolle Akzente in ihrer Musik setzen, die durch einzigartige Klangeffekte zu einer hypnotisierenden Gesamtwirkung werden. Mit dem dritten Song „My Escape“ setzt sich der bisherige Stil etwas ruhiger fort. Stellenweise wirken die melodischen Elemente ganz witzig und erinnern an Spielautomaten-Effekte.

Als der vierte Song „Why“ anfängt wird klar, dass der Held der Geschichte etwas verloren und damit einen schweren Schlag erlitten hat. Melodisch gefühlvoller Gesang trifft auf kurze melancholische Piano-Keyboard Töne während satte Gitarren die Basis für das musikalische Thema bilden. Mit „Catastrophic Event“ geht der Verlust noch einen Schritt weiter. Das rein instrumentale Zwischenspiel birgt Spacige Synthi-Töne die auf sich steigernde Metal-Rhythmus-Elemente treffen und im nächsten Song gipfeln.

Der sechste Song heißt „Count Illuminatus“ und nimmt die geschaffene musikalische Atmosphäre sofort auf. Der eindrucksvolle Auftritt des Bösewichts der Heldengeschichte wird durch erbarmungslos kurze Gitarren-Riffs, die auf dramatische Keyboard-Töne treffen und eine absolut geile Lead-Melodie verkörpert. Der Gesang wirkt in den Strophen rauchig – im Refrain kraftvoll melodisch. Obwohl der Song nur etwas mehr als 2 Minuten fasst mein absolutes musikalisches Highlight auf der Scheibe.

Secret Society“ besteht aus wenigen ruhigen Synthi-Tönen und betont gesetzte Drum-Schläge. Das Zwischenspiel gipfelt im achten Song, welcher „Subterranean Utopia“ heißt. Count Illuminatus führt uns in seine unterirdische Welt, in der er der Gott ist und der Menschheit eine neue Bedeutung geben will. Musikalisch gesehen überzeugt das Werk mit epischen Passagen, die durch chorale Elemente geschaffen werden. Der Track ist stark vom Gesang getragen, der ausdrucksstark den Monolog des Bösewichts verkörpert und bis auf wenige herausstechende Drum- und Keyboard-Passagen eher passiv begleitet wird. Ein paar Power-Metal-Parts lassen sich finden. Die Synthis schaffen im Hintergrund eine sich aufbauende Spannung, die dann in einem Lead-Solo in das nächste Lied übergeht.

Mit dem neunten Song treten „The Amazing Ascendancy“ auf den Plan. Alle bis dahin zerstreuten Gedanken und musikalischen Kräfte werden gesammelt, um die erstaunlichen ASCENDANCY zu verkörpern. Den Hörer erwartet Power-Metal mit einigen Progressive-Einschüben.

Confrontation“ folgt direkt im Anschluss und sorgt für einige musikalisch umgesetzte Schrecksekunden. In „The dark side of the philosophy“ erfolgt der unausweichliche Dialog zwischen Gut und Böse, der durch technische Drum- und Rhythmus-Gitarren-Parts verkörpert wird, an denen entlang sich markante Keyboard- und Lead-Melodien erstrecken. Der Gesang wirkt vielseitig, melodisch und kraftvoll und kann die beiden Gesprächs-Parteien gut verkörpern. Der Song endet in einer melancholisch spannungsvollen Atmosphäre aus eindringlichen Piano-Tönen.

Mit deutlich mehr Geschwindigkeit startet „Battle Plan“. Treibende Double-Bass-Drums treffen auf Spielautomaten-Synthis, Background-Keyboards, rasante satte Gitarrenriffs und hoffnungsvoll optimistischen Gesang. Die Helden schmieden ihren Schlachtplan entlang epischer Refrain-Parts die durch spacig technische Effekte ergänzt werden.

Der letzte Track „The World doesn’t want to be saved“ beginnt mit der Erkenntnis, dass die Welt vielleicht gar nicht gerettet werden will. Die Helden bleiben in einer vernichtenden Stimmung zurück, die durch melancholischen, mehrstimmigen Gesang, ruhigen begleitenden Metal, hypnotische Synthis und choralen Refrain verkörpert wird. Das Album endet wie es begann: ruhig und atmosphärisch.

 

Fazit:

Mit ihrem dritten Studiowerk haben ASCENDANCY ein Album geschaffen, dass zwischen spacig-epischen Power-Passagen und verspielten Progressive-Parts vor allem eins bietet: eine Geschichte um die Grundfeste der Dramaturgie – dem ewigen Kampf zwischen Gut und Böse. Die Höhen und Tiefen entlang der Gefühlswelt des Konzeptes sind kraftvoll und vielseitig verkörpert. Und so hat „The Amazing Ascendancy Versus Count Illuminatus” durch Keyboard- und Synthi-Elemente seinen ganz eigenen Stil. Meiner Meinung nach absolut hörenswert. Ein Tipp zum Anhören: Die volle Wirkung entfalten die einzelnen Songs erst im Kontext des Gesamtwerkes.

 

Tracklist:

  1. Zeroes and ones
  2. A man without identity
  3. My escape
  4. Why
  5. Catastrophic event
  6. Count Illuminatus
  7. Secret society
  8. Subterranean utopia
  9. The Amazing Ascendancy
  10. Confrontation
  11. The dark side of philosophy
  12. Battle plan
  13. The world doesn t want to be saved

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Musik ist eine der schöpferischten Dinge die es gibt. Sie kann verborgene Kräfte freisetzen und ungeahnte Tiefen aufdecken. Ein und derselbe Moment kann durch die "richtige" Musik unvergleichlich werden. Musik ist der Versuch ein Gefühl in wenigen Minuten Spielzeit einzufangen. So viele unterschiedliche Facetten es von menschlichen Emotionen gibt, so unterschiedlich kann auch die Musik sein. Und so erschlossen auch schon das Feld der Interpretationen von musikalischen Themen scheint, so überraschter ist man doch, wenn hier und da neue Werke entstehen, die noch tiefer unter die Haut gehen als jemals für möglich gehalten. Lasst uns schwache Momente haben in Sphären voller Traurigkeit, lasst uns von Zerstörung träumen in Zeiten der Wut und lasst uns mit einem Lächeln die Augen schließen wenn der Klang der Melodien die Hoffnung nährt. Musik ist lebendig. Also lasst uns gemeinsam die richtige Musik suchen für den richtigen Augenblick.

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