Rezension: Harpyie – Blindflug (Re-Release)

Die Mittelalter-Szene war lange Zeit in ihren Strukturen festgefahren. Neue Inspirationen kamen wenig oder gar nicht. In dieser Zeit machte sich eine Band auf, diesen Zustand zu ändern. Mit Folk-Metal Elementen, einem Schuss Fantasy und einer unglaublichen Spielfreude machten sich Harpyie auf den Weg, um einem Subgenre neues Leben einzuhauchen. Der Rest ist Geschichte. Als Vorband auf einigen Touren sammelte man Erfahrungen und brachte die limitierte CD „Blindflug“ heraus, die schließlich schnell ausverkauft wurde. Nun ist es an der Zeit dieses Werk neuaufleben zu lassen.
Die Songs sollten bereits bekannt sein, allerdings sind einige Diamanten immer wieder ein paar Worte wert. „Rattenfänger“ ist zweifelsohne ein Track, der den Zuhörer direkt in eine märchenhafte Welt entführt, ohne dabei in romantischen Kitsch zu versinken. Hier zeigt sich die musikalische und textliche Vielfalt dieser Band. Legendär ist ebenfalls „Die tanzende Schlange“. Ein absoluter Nackenbrecher, der direkt die Headbanger-Fraktion begeistert. Mit orientalischen Einflüssen und einem ordentlichen Drive ausgestattet, brettert euch dieser Track aus den Boxen. Selbstverständlich darf in dieser Aufzählung auch nicht der Titeltrack fehlen. „Blindflug“ erzählt die Bandgeschichte und erschafft einen Mythos, der bis heute anhält. Ungewöhnlich, da mit vielen Tempiwechsel versehen, punktet „Lunas Traum“. Dieser Beitrag ist so ungewöhnlich wie die Sagengestalt der Harypie. Ein wirklich interessantes Stück. Kaum aufzuhalten ist diese Band. Spätestens bei „Hexe und Halunken“ war es auch dem letzten Kritiker klar. Ein melodisches, hartes Brett, dass euch Harpyie hier näherbringt. Echte Gefühle werden bei „Irrlichter“ euch präsentiert. Ein sanfter Abschlusstrack des Ursprungs-Album. Jedoch ist diese Band so erfrischend und überraschend, wie man es sich nicht ausmalen kann und so findet sich eine Bonus-CD, die sicher zu begeistern weiß. Während „Löwenherz“ ganz neue Qualitäten in der Akustik-Version erkennen lässt, zeigt sich die unbändige Gewalt von „Elisa“ in einem „Subway to sally“-Remix. Eine wunderbare Melange dieser zwei stilprägenden Bands. Das Highlight ist zweifellos „die glorreichen Sieben“. Hier vereinen sich Tanzwut, Nachtgeschrei, Vogelfrey und Feuerschwanz zu einem legendären Chor. Die wohl beste bandübergreifende Zusammenarbeit seit „Das Stimmlein“. Hier wird Geschichte geschrieben, lasst es euch nicht entgehen. Die Band „Soulbound“ steuert die englischsprachige Version von „Das Zweigesicht“ in Form von „Two Face“ bei. Für alle Gothic-Fans ein absoluter Höhepunkt. Anscheinend kann Frontmann Aello auch gut den Zirkusdirektor geben und lädt euch zum „Karneval der Kreaturen“ ein. Sicher das ungewöhnlichste Stück dieser zweiten CD. Mit dem Shouter Robse von „Equilibrium“ geht das Juwel mit „Schöne neue Welt“ dem Ende entgegen. Hier vermischen sich beide Stimmen und ringen diesem Beitrag völlig unbekannte Seiten ab.
Fazit: „Blindflug“ ist definitiv ein Pflichtkauf. Besser kann man die Entstehung der Harpyien nicht nachvollziehen. Mit viel Herzblut und Ehrgeiz hat sich diese Band ihren Platz innerhalb der Szene redlich verdient. Die Bonus-CD gehört bereits jetzt zu einer der besten Kollaboration-Zusammenstellung, die die schwarze Szene jemals gesehen hat.
Tracklist:
CD1:
1. Gen Siebenbyrgen
2. Hundertdreyssig
3. Nemo
4. Die tanzende Schlange
5. Blindflug
6. Lunas Traum
7. Hexe & Halunken
8. Legenden
9. König und Bettler
10. Irrlichter
CD 2:
1. Die Glorreichen Sieben
2. Löwenherz (Akustik Version)
3. Elisa (Subway To Sally Remix)
4. Twoface (Soulbound Remix)
5. Karneval der Kreaturen (Orchestral Remix)
6. Schöne neue Welt

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