Rezension: Melechesh – Enki

Im Februar 2015 haben Melechesh mit Enki ihr sechstes Album in voller Laufzeit veröffentlicht. Euch erwarten neun Songs zwischen fernöstlichen Klängen und geballten Blackmetal-Rhythmen.

Melechesh - Enki - Artwork

Das Album beginnt mit Tempest Temper Enlil enraged. Die Gitarren verharren noch in der Rückkopplung, als vereinzelte kurze Leads den musikalischen Raum langsam anheizen. Dann bricht mit hämmernden Double-Bass-Drums und rasenden Riffs die Hölle los. Mächtiges Blackmetal-Dauerfeuer löst sich unter kurzen atmosphärischen Vocals in mitreißende Rhythmus-Parts auf. Die Gitarren sind erbarmungslos satt und treiben ihre rasanten Melodien vor den heftigen Schlägen des Schlachtwerks voran, während die grelle Stimme aus den Tiefen spricht – Enlil ist mächtig sauer! Ein absolut gelungener Opener.

Der zweite Song heißt The Pendulum speaks und beginnt weniger brachial mit hastig gespielten, markanten Riffs, betonten Drums und ausgiebigen Vocal-Parts. Durch dynamische Wechsel und vielseitige Melodien entsteht ein musikalischer Kern, der immer wieder in fesselnden kraftvollen Klangfacetten gipfelt.

Lost Tribes führt das musikalische Werk entlang von dumpfen, treibenden Drums, gehetzten Gitarrenriffs und bestialischen Gesangspassagen (Max Cavalera ist hier Gastsänger) weiter hinab in kraftvolle, wütende Sphären.

Mit Multiple Truth beginnt der vierte Song des Albums. Die bis dahin fesselnde Dynamik geht hier angesichts der kurzen, wiederholten Riffs und des verhältnismäßig unauffälligen Schlagzeugs verloren. Zwar kommt der kehlig-satte Gesang dadurch besser zur Geltung, aber der Funke will einfach nicht überspringen.

Enki Divine Nature Awoken startet mit fernöstlichen Tönen, die nahtlos in gefestigte Gitarrenmelodien übergehen. Aus den ruhigen, betonten Klängen entwickelt sich langsam eine kraftvolle Rhythmik, die mit Double-Bass-Drums und epischen, choralen Passagen vollendet wird.

Der sechste Track trägt den Namen Metatron and Man. Gewohnt infernalische Drums treffen auf abwechslungsreiche, peitschende Riffs und werden von den kehligen Versen aus den Tiefen zu einer mitreißenden Einheit gebannt. Die musikalische Stimmung fiebert mit kurzen Bursts ihrem Höhepunkt entgegen, dann wechselt das Tempo zu betonten, rhythmischen Klängen, bei denen der Facettenreichtum der Instrumente deutlich hörbar wird.

The Palm The Eye and Lapis Lazuli ist ein weiterer Song, der fernöstliche Melodien in passende, verzerrte Gitarrenriffs übersetzt. Leider birgt das Konzept an siebter Stelle des Albums wenig Überaschendes und lässt ein wenig Monotonie aufkommen.

Im Anschluss folgt Doorways to Irkala. Ruhige omnipräsente Percussions bilden eine Basis für die volkstypischen Klänge aus dem nahen Osten. Ein absolut authentisches, musikalisches Ambiente, das durch fesselnde Rhythmen besticht.

Der letzte Track des Albums ist The Outsiders und greift die Töne der vergangenen Lieder wieder auf. Unter betont atmosphärischen Melodien führt die Stimme aus den Tiefen gekonnt durch klangvolle Gitarrenpassagen und betont kraftvolle Drum-Parts.

Fazit:

Mit Enki haben Melechesh ein Album geschaffen, das vor allem durch die Vocals in Kombination mit den ungewohnt, spirituellen Melodien und den satten Drums wirkt. Songs wie Tempest Temper Enlil enraged und Metatron and Man stecken voller wütender Energie, die sich unbarmherzig und doch abwechslungsreich im Geist des Zuhörers entlädt. Ambiente-Tracks wie Doorways to Irkala überzeugen durch die geschaffene exotische Atmosphäre, während Lieder wie The Outsiders über die vollen 12! Minuten mit Facettenreichtum glänzen. Leider ist der Eindruck nicht durchgängig, so dass bei einigen Songs ein Hauch von Monotonie oder ein ziemlich plötzlicher Themenwechsel aufkommt. Trotzdem bleibt Enki grade wegen dem Spagat zwischen fernöstlichen Melodien und brutalen Blackmetal-Blasts absolut empfehlenswert. Überzeugt Euch selbst!

VIDEO: Lost Tribes

Tracklist:

01 – Tempest Temper Enlil Enraged

02 – The Pendulum Speaks

03 – Lost Tribes

04 – Multiple Truths

05 – Enki Divine Nature Awoken

06 – Metatron and Man

07 – The Palm The Eye and Lapis Lazuli

08 – Doorways to Irkala

09 – The Outsiders

 

About Rost

Musik ist eine der schöpferischten Dinge die es gibt. Sie kann verborgene Kräfte freisetzen und ungeahnte Tiefen aufdecken. Ein und derselbe Moment kann durch die "richtige" Musik unvergleichlich werden. Musik ist der Versuch ein Gefühl in wenigen Minuten Spielzeit einzufangen. So viele unterschiedliche Facetten es von menschlichen Emotionen gibt, so unterschiedlich kann auch die Musik sein. Und so erschlossen auch schon das Feld der Interpretationen von musikalischen Themen scheint, so überraschter ist man doch, wenn hier und da neue Werke entstehen, die noch tiefer unter die Haut gehen als jemals für möglich gehalten. Lasst uns schwache Momente haben in Sphären voller Traurigkeit, lasst uns von Zerstörung träumen in Zeiten der Wut und lasst uns mit einem Lächeln die Augen schließen wenn der Klang der Melodien die Hoffnung nährt. Musik ist lebendig. Also lasst uns gemeinsam die richtige Musik suchen für den richtigen Augenblick.

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