Rezension: Ontal-Entropia, VÖ: 23.10.2015

Das Berliner Ad Noiseam Label hat sich mit Ontal einen der Geheimtips schlechthin gesichert wenn es um Dark Techno geht. Dark-TECHNO??? Ja, ihr habt richtig gelesen…Techno.
Ehe ihr aber nun schreckhaft diese Seite verlasst lest erst einmal weiter… es lohnt sich, versprochen 😉

Ontal, ein Duo aus Serbien, ist schon seid 2011 im Industriellen Underground aktiv und hat sich hier den Ruf eines Geheimtipps erspielt. Boris Brenecki (ehemals Noiz bzw. Lost In The Sound) und Darko Kolar (auch unter dem Namen Unknown Structures aktiv) haben sich seit der Gründung ihre eigene Soundwelt aus einer Mixtur aus apokalyptischem Techno und Industrial aufgebaut.

cover artworkZielten die bisherigen (Vinyl) Maxis hauptsächlich auf die Tanzflächen der Clubs nehmen sie sich nun auf ihren Full-Length Debut die Zeit und bauen in ihre immer noch stark nach vorn treibenden Tracks auch ruhigere Elemente, Athmos, Breaks und Glitches ein; kleine Soundspielereien, die das Album bei aller Clubtauglichkeit auch für die heimische Anlage mehr als interessant machen. Kurz gesagt: Es gibt zwischen den treibenden Beats und sehr düster gehaltenen Melodien viel zu entdecken wenn man sich die Zeit nimmt und genau hinhört.

„Foray“, der erste Track des Albums, begrüßt einen mit einem düster-bedrohlich gehaltenen Intro, ehe einem ab etwa Minute 2 die erste derb angezerrte Bassdrum mitten in die Fresse haut (sehr geiles Mastering nebenbei bemerkt, das Album kracht mit richtig viel Druck aus den Boxen). Der Track an sich ist sehr minimal gehalten, so kann die verspielte Melodie, die den Übergang zum nächsten Track aufbaut, gut zur Geltung kommen.

Und nun wirds krank: „Terraform“ ist eine Co-Produktion mit Fausten, welche ebenfalls auf Ad Noiseam veröffentlichen. Wer das Fausten Debut (erschienen 2013 auf Ad Noiseam) kennt der weiß, das die beiden denkenden Köpfe hinter diesem Projekt schlicht wahnsinnig sind.
In diesem Track passiert einiges, es schichtet sich Element über Element, wiederum wird alles von einer treibenden Bassdrum in Gehirn und Beine befördert. Zwischen den Beats knarzt, knack, rauscht und knistert es an allen Ecken und Enden.

Weiter geht’s mit „Loa“: Hier wird man von einem an asiatische Gamelans erinnernden Intro empfangen, in welches aber recht schnell wieder die typischen verzerrten Percussions einfallen und sich hochsteigern. Alles in allem bleibt der Track recht ruhig. Man wartet bei jeder Steigerung auf die Explosion, die aber, zumindest in diesem Track, ausbleibt. Eher was für die Anlage zu Hause als für den Club.

Die Explosion folgt im direkten Anschluss: „Entropia“, der Titeltrack, empfängt einen mit einer heftig komprimierten Bassdrum und reichlich Noise. Und genau dieser Noise trägt das gesammte Stück. Die Bassdrum verändert sich nicht groß und hämmert stur durch das Stück. Der „Krach“ der sie umgibt ist hier das tragende Element: Aus Weißem Rauschen und diversem anderen, was wir normalerweise als Störgeräusch empfinden haben Ontal hier geschickt Percusssionmuster, Drones, Sweeps etc. gebaut, die dem Track Leben einhauchen.

Bei „Spiritus Ex Machina“ wird es wieder ein wenig ruhiger. Der Track ist wieder mehr für zu Hause konzipiert, es passiert wieder einmal viel im Hintergrund bzw. auf Ebenen abseits klassischen Songelemente.

Im selben Stil beginnt „Transmigration“, ehe hier Ansätze von Drum n Bass über die sich Loopenden Flächen gelegt werden.

„Sojutsu“ ist ein Stück, welches mich von der Art wie es gemacht ist doch sehr an den Industrial der Marke SPK, Throbbing Gristle ect. Erinnert: Klangkollagen, hier kombiniert mit einer für Acid House typischen Basssline.

Kurz vor schluss gibt’s mit „Steels Forms“ nochmal einen Ausflug in Richtung Rythm n Noise. Hier haben Ontal mit 2nd Gen zusammen gearbeitet. Wer sich von den doch schwer verzerrten Vocals im Stück nicht abschrecken lässst und etwas genauer hinhört wird hier auch wieder sehr viele Elemente im Hintergrund ausmachen können, die die Atmosphäre des Tracks tragen.

Zu guter Letzt: „Invigorated“: Der Track started genau so bedrohlich wie das Album und fasst die Elemente, die Ontal über die gesamte Spielzeit verbaut haben noch einmal schön zusammen ohne dabei überladen zu wirken. Wider ein tanzbarer Track, der um Abschluss des Albums nach all dem (an)gespannten zuhören schon fast wie eine Befreiung wirkt.

Alles in allem ein sehr starkes Album-Debut von Ontal. Zwar keine leichte Kost, aber das soll dieses Album auch nicht sein. Wer sich auf Ontal und ihren Sound einlässt wird bei so ziemlich jedem Durchhören neues entdecken… und genau das macht, neben starken Songs, ein gutes Album aus.

Daumen hoch von mir!

Ontal (1)

Tracklist
1. Foray
2. Terraform (feat. Fausten)
3. Loa
4. Entropia
5. Spritus Ex Machina
6. Transmigration
7. Sojutsu
8. Steel Forms (feat. 2nd Gen)
9. Invigorated

 

Ontal Album Teaser

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