Rockharz Festival 2010

Rock Harz Open Air 2010

Rockharz Festival 2010

Vom 8. -10. Juli war es wieder soweit: Der Flugplatz in Ballenstedt verwandelte sich in eine Zusammenkunft der Künstler und Liebhaber aus vielen Bereichen der Metal- und Rockszene. Nicht nur auf den Bühnen ging es heiß her – Wetter und gute Laune ließen die sonst so ruhige Gegend um Ballenstedt erbeben.  Bereits das zweite Jahr fand das Rock Harz nicht mehr in Osterode, sondern in der so malerischen natürlichen Umgebung des Flugplatzes Ballenstedt statt, die nebst den hochkarätigen Künstlern für ein gelungenes Festival sorgte.

Knapp 60 Euro haben sich die Fans das Schauspiel kosten lassen – und sie kamen trotz hochsommerlichen Temperaturen zuhauf bereits ab Mittwoch auf den dieses Jahr bestens organisierten Zeltplatz. Ich war begeistert von den sehr

Rock Harz

freundlichen Securities und Einweisern sowie der Organisation, dass sogar Parken am Zelt dieses Jahr ohne Probleme möglich war. Die Strukturen ließen dennoch zu, den Zeltplatz mit dem Auto zu verlassen und wieder zu befahren. Vom Zeltplatz aus hatte man – dem Himmel sei Dank – bei Temperaturen in Sauna-Gegend keine 5 Minuten Fußweg bis zur Ausgabe von Trinkwasser, Duschen, der Bühne sowie der Merchandise- und Essensmeile. Auch gekühltes Bier war in mehr als akzeptabler Nähe zu ergattern.

Donnerstag ging es ab 14:30 los mit den ersten Bands. John Tennis, Vice und Van Canto hatten nicht nur mit Mittagshitze zu kämpfen, sondern auch mit den von selbiger geschwächten Fans. Trotzdem kam erste Feier- und Rockstimmung auf und die ersten Flitzer waren im Publikum zu beobachten, wenn auch am besten von den leider seltenen Schattenplätzen aus. Glücklicherweise waren Eis, Milchshake und kühles Blondes nicht weit! Mit fortschreitender Zeit füllte sich zunehmend der Zuschauerraum vor der Bühne, die Laune stieg mehr und mehr und Cast in Silence, Devil Driver, The Haunted, Sonata Arctica und die Reiter steigerten auch die Feierlaune. Krönenden Abschluss bildeten Edguy und Feuerengel. Letztere sind als Rammstein-Coverband heiß diskutiert worden – denn niemand kann Rammstein erreichen. Feuerengel legten jedoch eine Energie an den Tag, die den Vorbildern um nichts nachstand.  Mit Publikumsnähe, nach außen scheinender Begeisterung von der Musik und großem Engagement begeisterten sie auch vorher kritische Besucher – sie sind nicht Rammstein, aber sie sind Feuerengel und das gefällt! Wohl die große Hitze führte zu nicht geringem Bierkonsum, was der After-Show-Party in nicht geringem Maße zuträglich war. Mit gut gemischter Musik und viel Gefühl fürs Publikum sorgte

Nächtliches Rock Harz Gelände

die Party für einen gelungenen Abschluss für Musiker und Feierwillige, die sich nicht nur aus Rock- und Metalfans aus der Gegend zusammensetzten. Aus ganz Deutschland und sogar aus den Niederlanden, Östereich und anderen umliegenden Ländern kamen Besucher in Scharen. Noch spät in der Nacht, die ja dank Hochsommer lange auch angenehm warm war, waren von überall her auf dem wunderschönen Gelände Gelächter und feiernde, beigesterte Festivalbesucher zu hören.

Früh am Morgen begann – für viele mit einem dezenten Biernachhang – der nächste Tag. Wer fahrtüchtig war, begab sich umgehend aus dem Zeltofen. In der wunderschönen Umgebung gab es für die Rock Harz – Besucher genug Gelegenheit, die vorerst musikfreie Zeit zu verbringen. Alte Hasen wie auch Neulinge auf dem Rock Harz nutzten den Vormittag, um auf den Felsen zu pilgern, in umliegenden Orten Sonnenschirme und Planschbecken zu ergattern oder sich zu informieren, wo der nächste See und Freibäder zu finden sind. Erst das zweite Jahr sahen sich die Bewohner von Ballenstedt und Umgebung mit einigen zumeist langhaarigen, verschwitzten Metalheads konfrontiert. Freundlich und amüsiert schienen sie sich jedoch aus den Erfahrungen des letzten Jahres erklären zu können, dass auch wir nur Abkühlung und Nahrungsmittel suchten! Aufgeschlossen zeigten sich viele sogar sehr interessiert an den Begebenheiten und schauten sich das Gelände einfach mal an.

Festivalbesucher im Freibad

Wer die Hitze nicht mehr ertragen konnte, verlagerte den Circle-Pit vom Acker einfach in eins der umliegenden Freibäder, wie zum Beispiel Harzgerode, um die Mittagssonne zu überbrücken. Die letzten Jahre des Rock Harz waren ja zumeist von Regen und schlechtem Wetter geprägt – so kann man wohl von Glück reden, dass dieses Jahr das Gegenteil der Fall war. Jedoch auch am Freitag kämpften die Bands ab kurz vor 12 mit den Problemen, die die globale Erderwärmung im Harz eindrucksvoll hervorrief. Helden des Tages? Ganz klar: Die gut ausgerüstete Feuerwehr und einzelne Securities, die mit bescheidenen Mitteln gegen die Begebenheiten ankämpften. Mit Wasserstrahl lösten sie Euphorie und Fangesängel in der verschwitzten

Held des Tages!

Besuchermenge aus, die beinahe an die Fußballspiele erinnerten. Dankbar nahmen wir Schlammbäder und Kälteschocks entgegen. Mehr und mehr entblößten auch die weiblichen Besucher des Festivals sich, sehr zur Freude vieler Mitfans.

Die musikalischen Eindrücke waren sehr vielfältig gestreut. Während mir bei Kreator die Abwechslung und Bühnenshow deutlich fehlten, aber die Qualität der Musik sehr hoch angesetzt war, zeigte Dero von Oomph ganz klar seine Begabung: Er ist einfach ein Entertainer! Auch wenn Oomph nicht gerade den Geschmack der breiten Masse der Metalheads trafen, so waren viele doch gebannt von deren Auftritt. Songs zum Mitsingen, ins Ohr gehende Klänge und eine bei den meteorologischen Bedingungen nahezu unglaublich energiegeladene Ausstrahlung ließen bei vielen die Frage aufkommen, warum sie Oomph nicht schon viel früher mal genauer betrachtet haben. Natürlich durfte auch „Augen auf!“ im Repertoire des Tages nicht fehlen, was bei vielen die Erinnerung vervollständigte. Ein mancher dürfte gemerkt haben, dass es sich hier nicht nur um die aus den Charts bekannten Musiker, sondern um lokal schon lange geschätzte Größen der Rockmusik handelt! Abgerundet wurde der Abend von Therion und Marduk, die für einen Wechsel des Publikums, aber nicht der blendenden Feierlaune verantwortlich waren. Selbst nach gar gekocht werden im Publikum oder vor dem Zelt strömten auch heute wieder viele zur Aftershowparty.

Besonders am Samstag war der Zeltplatz zunächst wie leergefegt – die Freibäder und der Badesee waren dafür umso gefüllter. Man traf viele Zeltnachbarn in kühlen Nass wieder und genoss die zur Abwechslung nicht aus dem Feuerwehrschlauch stammende Erfrischung.

Musikalisch stand heute ein ganz anderes Programm im Raum. Weniger harte Klänge, mehr Diskussionsstoff: Mit Doro, Subway to Sally, Eisbrecher und Overkill stand jedesmal ein sehr gemischtes Publikum im Vordergrund. Während man bei Subway to Sally viel Altbekanntes und Tanzbares, aber auch ein paar Songs des neuen Albums serviert bekam, bot „der Checker“ AleXx elektronische Klänge, aber auch Provokationen. Kinder auf der Bühne, dazu noch „Miststück“ (eigentlich von „Megaherz“) sorgten für zögerliche Reaktion, doch wer Eisbrecher kennt, weiß auch, dass einfach Partystimmung aufkommt, ebenso wie beim Abschluss des Abends:  Subway to Sally.

Subway to Sally - Rock Harz 2010

Weniger begeistert war ich jedoch von der Darbietung von Doro – wer sie mag, ist sicherlich auf seine Kosten gekommen, denn es war einfach wie immer – Doro. Ich habe zwar mehr Posen und mich weniger ansprechende Unterhaltung als musikalischen Hochgenuss wahrgenommen, aber das Publikum schien dennoch begeistert. Für deutlich mehr Begeisterung sorgte die sehr bekannte, auf der Bühne kaum Platz findende Band Subway to Sally. Die Feuershow, neue Songs des Albums und auch hier große Publikumsnähe sorgten für tanzende, feiernde Publikumsmasse gen Ende des Festivals und rundeten den Abend mit einer Mischung aus Folk und Metal ab.

Etwas verwirrend fand ich die Ankündigung im Flyer des Festivals, dass am Samstag Abend keine After-Show-Party stattfinden würde. Dennoch ging es mit Musik und guter Stimmung auf dem Gelände weiter. Doch wer dazu keine Energie mehr hatte, nahm einfach in einer der vielen gemütlichen Runden auf dem Zeltplatz platz, genoss ein Clausthaler oder einen bis zwölf „Pfeffi“ und lernte neue Leute kennen. Das Rock Harz hat hier wieder eine seiner größten Stärken gezeigt: Trotz internationaler Größen aus vielen Bereichen der breit gefächerten Musikgeschmäcker seiner Besucher ist es eben doch das was ich liebe und schätze: Das kleine, gemütliche Rock Harz, bei dem man einfach zuhause ist.

Fazit: Die Makel des letzten Jahres wurden größtenteils ausgeräumt. Es gab keine Überschneidungen des Sound-Checks auf einer Bühne mit dem noch laufenden Konzert auf der anderen wie im letzten Jahr, die Organisation des Zeltplatzes war super, die Securities freundlich und alle mit gleichen Informationen ausgestattet, es gab Erfrischung und Trinkwasserausgabe, die medizinische Versorgung war ausreichend gewährleistet. Kleiner Verbesserungsvorschlag: Die Müllabgabe am Sonntag gestaltete sich sehr zeitintensiv, wurde aber mit einer Luftaufnahme vom Gelände für nur einen Euro belohnt. Nächstes Jahr wäre es prima, wenn in der Hauptabreisezeit eine zweite Stelle oder mehr Mitarbeiter zur Verfügung stünden, um das Schlangestehen in der prallen Sonne abzukürzen. Außerdem waren wir nicht die einzigen, die sich über ein Eintrittsbändchen, das nicht durch Abfärben und Plastikkanten die Handgelenke ziert, gefreut hätten. Klar, Kunststoff war schon besser als Papier, aber so ganz die optimale Lösung wars noch nicht 😉

Ein großes Lob gilt der Organisation für Musiker und Presse, vielen Dank an dieser Stelle für die unkomplizierte Lösung unseres Problems, dass ein Mitarbeiter ausfiel! Nicht jedes Festival hätte kurzfristig noch reagieren können, was für eine deutliche Verbesserung in der Kommunikation der Organisation spricht. Großes Lob für ein sehr gelungenes Festival trotz nicht gerade einfacher Bedingungen! Hochkarätige Bands in wunderschöner Umgebung lassen mich unweigerlich eine Empfehlung aussprechen: Rock Harz 2011 ist definitiv einen Besuch wert! Schwarze-News.de bedankt sich für ein nicht nur kleines Highlight dieses Sommers!

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