Rock in den Ruinen

ridr_plakatDas Minifestival Rock in den Ruinen in Dortmund ging in Runde Nummer 9 und mit dabei waren unter Anderem auch Chrome Division aus Norwegen, Honigdieb, The Chameleon (Vox) aus England, Firewind aus Griechenland, Ex-Sub7even Sänger Daniel Wirtz und die Westfalenpunker Donots. Auf dem Gelände des alten Stahlerks Phönix West ging es hoch her, hier die Zusammenfassung:

Chrome Division

Manch einer mag ob des Konzepts dieser Band die Stirn runzeln. „Leute von Dimmu Borgir spielen Musik die nach Motörhead klingt wenn man sie mit Sex Pistols ausstopft? Was zum Teufel?“ Aber das Prinzip klingt nicht nur gut, sondern motiviert an diesem bewölkten aber trockenen Nachmittag an dem die Mannen um Sänger Pal Mathiesen die Bühne entern überraschend viele Leute des sehr Heterogenen Publikums die Haare zu schütteln und ordentlich ab zu moshen. Durch eine Setlist die vor Höhepunkten nur so Strotzt navigieren Chrome Division zielsicher auf Songs wie „Bulldogs Unleashed“, „Serial Killer“ und „Trouble With the Law“ zu. Trotz Wetter und Alkoholisierungsgrad der Anwesenden ist der Gig ein Volltreffer und nach einer ganzen Stunde gefühlt viel zu schnell wieder vorbei.

 

Honigdieb

Irgendwie reut mich bis zum heutigen Tage nicht über diese Band gestolpert zu sein. Von Punk kann bei der Musik mit Hinsicht auf die Instrumentierung nur noch sehr begrenzt die Rede sein, als ein Kontrabass, eine Violine und eine Querflöte auf die Bühne gebracht werden und die Honigdiebe von Stund an zwar extravagant aber enorm rotzig loslegen – wie anders soll man es bei Songs ausdrücken die „CUV – Chronisch untervögelt und ungenießbar“ heißen? Egal, die Musik findet anklang, verleitet zum Pogen, Moshen und abgehen in jeglicher Form, die die Schöpfer der Musik sehr gut repräsentiert in Sachen Exzentrik. „IchGott“, „Einzig aber nicht artig“, „Sei wie du bist“, „Auf der Suche nach dem Glück“ – macht es eigentlich sinn aus einer gelungenen Setlist einzelne Titel zu nennen? Irrelevant. Nach einer wieder einmal viel zu kurzen Stunde müssen die Honigdiebe verrichteter Dinge abziehen, obwohl da (Siehe Chrome Division) noch deutlich mehr möglich gewesen wäre.

 

The Chameleons (Vox)

Ich weiß nicht wer auf die Idee kam eine Post-Punk Gruppe zeitlich hinter diese Dynamischen Bands die definitiv Lust auf mehr machen zu stellen. Aber sie war nicht gut. Fakt ist dass es sich lichtet vor der Bühne während die vier Jungs aus Manchester die Bühne entern. Gegründet 1981, aufgelöst 1987, 2000 wieder zusammen gerauft und 2002 wieder auseinander gegangen. Und jetzt sind sie da. Und mein Eindruck ist dass es vielleicht doch noch hätte klappen können an die beiden Vorgängerbands an zu knüpfen, wäre der Sound samt Abmischung nicht dermaßen matschig gewesen, wie man es typisch von Open-Air-Festivals kennt. Und so kommt es das – leider sich ungünstige Faktoren ergänzen und der Gig nicht das wird was er hätte sein können. „In Answer“ schält sich mit seinen Delayteppichen und seinem treibenden Beat aus dem Brei heraus und bei „Second Skin“ matscht der Sound mal zum Glück nicht so katastrophal. Trotz allem muss man leider sagen, dass man dem Potential der Band an dieser Stelle nicht gerecht wurde und ebenso wenig tut man dem Publikum etwas gutes. Sehr schade…

 

Firewind

Man kann über die Fünf Jungs aus Griechenland um den Ozzy-Osbourne-Gitarrengott Gus G. sagen was man will, aber sie kamen, sahen und siegten. Pünktlich um 19 uhr Pilgern sie auf die Bühne und schießen von Stund an Scharf. „Wall of Sound“ – Nomen est Omen. Und sofort explodiert die Stimmung, was zu Massiven Circlepits und Wall of Deaths führt. Das langsamere „Destination Forever“ wird vom Furiosen Titeltrack ihres Aktuellen Albums „Few Against Many“ gejagt, dann folgt der Übersong „World On Fire“ und „Losing my Mind“. Vor „Mercenary Man“ lässt Gus G. Nochmal ein Gitarrensolo hören und ein ganz besonderer Anblick bietet sich als Keyboarder und Rythmusgitarrist Babis Katsionis bei „I am the Anger“ die Ehre gibt und gleichzeitig auf Gitarre und Keyboard ein Solo spielt. Mit dem langsamen aber Wuchtigen „Falling to Pieces“ endet die Setlist stilgerecht und hinterlässt ein vollständig erschöpftes aber glückliches Publikum.

 

Wirtz

Dem einen oder anderen noch als Gitarrist, Sänger und Songwriter von Sub7even bekannt gibt sich Daniel Wirtz samt Band persönlich zur Primetime die Ehre, geht nicht annähernd so hart wie seine Vorgänger aber textlich auf Deutsch zur Sache und versteht es sein Publikum unter Kontrolle zu halten, wenn die ganz große Party, wie seine Vorgänger und Nachfolger auf dieser Bühne sie verstehen zu erzeugen auch ausbleibt. Dafür jedoch sind die Titel eher emotional, mal rückblickend („Ne Weile her“), mal Wütend („L.M.A.A.“), mal Düster rockend („Der Lange Weg“) und mal gradlinig („Akustik Voodoo“). Seine Band versteht ihr Werk, die Menge ist mehr als zufrieden und als er die Bühne verlässt sind die Leute Hungrig auf den Höhepunkt des Abends.

 

Donots

Dass der Fünfer aus Ibbenbüren, der auf den Namen Donots hört immer für einen Spass und noch mehr für Gute, fetzige Musik zu haben ist zwischen Punk und Alternative Rock ist absolut kein Geheimnis als sie um 22 uhr die Bühne zu einem Orchestralen Intro entern. Und dann gabs kein Halten mehr, weder vor der Bühne noch darauf. „Calling“ kredenzen sie als ersts, dann wird ein Zwei Stunden kurzer Abriss über die letzten 20 Jahre und 9 Studioalben Bandgeschichte gemacht, der das zwar schon gut ausgetobte Publikum ziemlich fertig macht, aber trotz allem noch dazu bringt die Sau raus zu lassen. Unter anderem Zaubern die Mannen noch regulär ein Cover von „All die ganzen Jahre“ von den Toten Hosen aus dem Hut und sowieso sind von „High and Dry“ bis „Duck and Cover“ alle Bandklassiker dabei. Mit „Dead Man Walking“ beschließen die Jungs das Reguläre set, ehe sie sich – wie zu erwarten war nochmal zum Obligatorischen „We’re not Gonna Take it“ – cover (Original von Twisted Sister) und die Show bevor ihnen der Strom abgedreht wird mit ihrem Aktuellen Output „So Long“ beschließen. Bombig und definitiv ein würdiger Headliner.

 

Soviel zu den Bands. Ein ganz großer Wermutstropfen im Fass ist jedoch die Verkehrsanbindung bei diesem Festival: Egal ob man Bus, Bahn oder mit den eignen vier Rädern unterwegs ist: da das Gebiet weiträumig abgesperrt kommt man bedauerlicherweise um Fußmärsche unter zwei Kilometern zur nächsten Haltestelle nicht herum. Doch – um es zu relativieren – nach Beendigung dieses Festivalabends war mir selbst das egal. Ich freue mich aufs nächste Jahr!

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