Rocktower Festival

Rocktower Festival in Lübeck am 11.04.09

Rocktower Festival
Rocktower Festival

11.04.09 in Lübeck, MuK. Ein neues Festival öffnet der schwarzen Welt des Nordens seine Tore: Das Rocktower.

Im Vorfeld: Stress, weil Bands absprangen. Im Endeffekt: Ein hochkarätiges Line Up aus Newcomern und etablierten Größen aller Metalgenres.

Den Anfang machten schon um 12 Uhr in der noch nicht ganz gefüllten Halle Kivimetsän Druidi. Auch wenn es den meisten der nachtaktiven Schwarzträger wohl noch zu hell war, sorgten die Finnen für einen angemessenen Auftakt. Schon von Beginn an waren sie voll dabei und auch im Publikum begannen die ersten Köpfe sich zu drehen. Mit Melodie und einem schönen Kontrast zwischen gegrowlten Lyrics und cleanem Frauengesang trieben die Druiden die Menge voran und bei Stücken wie Blacksmith oder Halls Of Shadowheart ging es auch schon weiträumiger zur Sache, so dass der Bassist Simo Lehtonen es schaffte, den ersten kleinen Circle Pit des Tages zu provozieren. Insgesamt auf jeden Fall ein gelungener Auftakt eines vielversprechenden Festivals.

Während sich das Publikum ein wenig in Richtung der Merchandise-Stände verlief, enterten die Hamburger Stone Cold Black die Bühne und ob aus Interesse oder Enttäuschung darüber, dass die Shirts der Headliner erst später mit den Bands eintreffen würden – die Menge kehrte zurück und lauschte den harten Klängen der Thrasher. Auch sie bewiesen gute Bühnenpräsenz und die Fähigkeit, ihre Hörer zum Mitmachen zu animieren, auch wenn sie und ihr posendes Verhalten auf der Bühne sicher nicht den Geschmack aller trafen, waren viele doch vorwiegend der Finnen wegen gekommen und genossen während der Auftritte der anderen Bands lieber die Sonne an Lübecks Traveufer.

Zwischen den einzelnen Auftritten gab es zudem ein weiteres Highlight: Alle Bands kamen in den Umbaupausen heraus, um Autogramme zu geben. Sogar Haggard passten an den mit nur acht Stühlen besetzten Tisch, denn sie hatten einen Teil ihrer Mitglieder zu Hause gelassen. Auf diese Weise erfüllten die gratis verteilten Plakate voll ihren Zweck, konnte man sie doch mit den Unterschriften seiner persönlichen Lieblinge des Tages verschönern lassen.

Bullet
Bullet

14:11 Uhr: Bullet. Angekündigt, abgesagt und jetzt doch dabei. Zum Einstimmen: Akkorde von Highway to Hell. Und das Publikum war da. Hatten die anderen Bands noch ein, zwei Stücke und Ansagen gebraucht um die Menge auf Touren zu bekommen, bei Bullet war das nicht nötig. Aus allen Löchern strömte es in Richtung des täuschend echten Motorradgeknatters auf der Bühne. Die schon beim Einspielen geweckten Assoziationen zu AC/DC wurden von Spiel und Stimme aufrecht erhalten, die Musik blieb dem allgemein treu: Klassischer Heavy Metal der alten Schule, was das Publikum mit Begeisterung honorierte. Irgendwelche Hände waren immer in der Luft, die Haare flogen durchgehend und Band wie Menge kommunizierten mit Euphorie. Als kleine Showeinlage bediente Gitarrist Erik Almström sein Instrument sogar noch mit der Zunge, das Publikum jubelte und durfte daraufhin sogar selbst singen, das „Wohoho!“ konnte sich hören lassen. Die Show: Trotz allen Chaos im Vorfeld sehr gelungen.

Paul Di'Anno
Paul Di'Anno

Glockengeläut kündigte Paul Di’Anno an und auf die Bühne kam: Seine Band. Energiegeladen heizten sie den Saal vor bis ihr Meister ihnen humpelnd folgte. Doch seine scheinbare Verletzung schränkte die Stimmgewalt des früheren Iron Maiden Sängers kein bisschen ein. Es dauerte nicht lange, bis der Platz vor der Bühne sich füllte und die Haarrotoren und Hüpfkessel ihren Betrieb aufnahmen. Di’Anno und Band machten definitiv sofort Feuer und holten auch viele der Sonnenanbeter in die Halle zurück. Maiden Klassiker wie Murder in the Rue Morgue brachten Bands wie Coppelius ins Gespräch, die diesen Song gecovert haben und heizten – wie sollte es auch anders sein – dem Publikum gewaltig ein. Verdient bekam man hierfür die ersten lautstarken Zugabenforderungen, die man prompt erfüllte mit dem „besten Song der jemals aus den USA kam“: Blitzkrieg Bop.

Firewind
Firewind

Mit Firewind hielt der Power Metal Einzug in die MuK. Und nomen est omen, kraftvoll spielten die Griechen auf und hatten schon beim ersten Into the Fire alle Hände des Publikums vor sich, nicht zuletzt dank der Tanzeinlage mit seinem Mikroständer, die Sänger Apollo Papathanasio hinlegte. Mit diesem Einsatz arbeitete er weiter, ging auf das Publikum zu und gab von der Bühne herab – genau wie die gesamte Band – alles. Eine gelungene Songzusammenstellung gepaart mit enormer Spielfreude: Das waren Firewind, deren Mitglieder ausnahmslos wild und enthusiastisch auf der Bühne herumsprangen. Bei den Ansagen überschlug sich Papathanasios Stimme geradezu, der Spass der Band war besonders bei den Soli nicht zu überhören. Mercenary Man sowie ihr verrücktes Kultcover von Maniac durfte bei Firewind natürlich nicht fehlen und wurde gebührend abgefeiert. Auch das Publikum durfte wieder mitsingen und tat dies freudig und gerne. Auch

Deathriders
Deathriders

Auch die Deathriders mit Neil Turbine gaben richtig Gas, brauchten aber dennoch einige Zeit, bis sie das Publikum zurücklocken konnten von Grill und Merch. Trotzdem: Verrückte, wilde Gitarren und kreischender Gesang wussten zu fesseln und die Haare flogen nur so herum. Unbeirrt durch die anfängliche Leere vor der Bühne spielte die Band souverän und authentisch ihr Programm runter. So war es kein Wunder, dass der Platz vor ihnen sich bald füllte. Zum Abschied schenkte der Drummer seinen Fans noch in alter Rockermanier die Sticks – und die Headliner konnten kommen.

Vor der MuK herrschte weiter reger Betrieb am Grill, denn der strahlende Sonnenschein zwang geradezu zum Verweilen und auch die ganzen Schweine am Spiess waren einen Besuch wert. Genauso an den Merch-Ständen, wo vor allem Kivimetsän Druidi den Kontakt zu den Fans pflegten und man immer wieder die Gelegenheit bekam, von sich und den Musikern Fotos machen zu lassen.

Korpiklaani
Korpiklaani

Korpiklaani – die ersten der Grossen des Abends und endlich hatten sich auch die letzten von der untergehenden Sonne losreißen können: Die Halle war voll. Auf der Bühne standen Skelettköpfe von Hirschen, das Ambiente stimmte, der Klan des Waldes konnte kommen. Frenetisch begrüßt vom Publikum eröffneten sie mit furios spielfreudig, der Beginn einer Schlacht der Klassiker war gekommen, Hände und Haare in der Luft liessen nicht lange auf sich warten. Das selbstbetitelte Stück Korpiklaani, zu dem die ersten Kornkreise anfingen, sich zu drehen, durfte in dieser illustren Runde natürlich nicht fehlen, genau wie Cottages and Saunas, Happy Little Boozer, Pellonpekko oder Journey Man. Eigentlich könnte man hier die gesamte Setlist aufzählen. Korpiklaani gehören einfach zu den grossen Klassikern und machten durchgehend richtig Spass. Aber auch die neuen Songs vom Album Karkelo, für das die Band gerade im Studio ist, wurden exklusiv präsentiert und schlugen sofort ein. Schon nach kurzer Zeit skandierte die Menge „Beer, Beer“, doch sie wurde vom Sänger Jonne Järvelä auf später vertröstet. Das der Kulthit nicht fehlen durfte, war ja ohnehin von vornherein klar. Spätestens bei Voice of the Wilderness stand vor der Bühne nichts mehr still und zum Abschluss erfüllten Korpiklaani endlich den Wunsch des Publikums nach Bier, dass sie selbst auf der Bühne zwar nicht genossen, davor war es jedoch schon in Strömen geflossen. Beer, Beer war ein krönender Abschluss für einen genialen Auftritt.

Ensiferum
Ensiferum

Es folgten, wie vom Sänger angekündigt, „great bands“, die erste davon „Ensiferum“, die sich mit einer auf Finnisch deutlich cooler klingenden Version von „Test, 1, 2, 3“ einstimmten. Vor Beginn der Vorstellung musste allerdings erstmal der Wasservorrat auf der Bühne aufgefüllt werden, den ein Fan entwendet um das kühle Nass an das wahrscheinlich recht dehydrierte Publikum zu verteilen. Insgesamt ließen Ensiferum jedenfalls unverhältnismäßig lange auf sich warten, so dass man energisch begann, sie herbei zu fordern, irgendwann aber doch zu resigniertem Abwarten über ging. Um so erfreuter war man, als die finnischen Recken nach einer Umbaupause, die doppelt so lang wie der Durchschnitt war, endlich auf die Bühne kamen – bekleidet mit sehr freizügigen Röckchen. Das Warten schien sich gelohnt zu haben, schon der erste Song nach dem Intro, Windrider knallte richtig rein, ließ die Haare kreisen, die Hände sich Valhalla entgegenstrecken, heraus aus der wogenden Masse. Nach einer Begrüßung auf Deutsch – einem erstaunlich akzentfreien „Hallo Lübeck“ – folgte Into Battle, gefeiert und grandios gespielt. Obligatorisch nach jedem Stück waren die Wasserflaschen, die Ensiferum unter den Anfeuerungsrufen der Menge leerten. Sogar Crowdsurfingversuche wurden bei diesem Auftritt vermehrt unternommen, was die Security jedoch wie zuvor vehement unterband. Teilweise waren, zumindest auf der Empore im hinteren Hallenbereich, die Instrumente etwas zu laut und überdeckten den Gesang, das tat aber dem Hörgenuss bei unter anderem Tale of Revenge absolut keinen Abbruch. Auch Old Man, Iron oder Victory Song wurde toll dargeboten, die bekanntesten Songs der Band waren also eindrucksvoll vertreten. Irgendwann forderte die Band einen Moshpit – sie bekam ihn, ausgewachsen gross und später schaffte es sogar eine kleine Wall of Death in die Lübecker MuK. Genau so wenig wie dieser Metal-Volkssport durfte natürlich Ensiferums Gute-Laune-Hymne fehlen: Lai Lai Hei. Eine wunderbare Show trotz der Verspätung, die die Erwartungen an Ensiferum voll erfüllte.

Als krönender Abschluss folgten Haggard – für die zunächst einmal die gesamte Bühne umgebaut werden musste, was vermutlich auch ihren Platz im Line up erklärte. Für die Fans bedeutete das überwiegend: Erneutes Warten. Sehr schade, denn so konnte ich nur den Anfang ihrer Show sehen, der mit gesprochenem Intro und vielen Lichteffekten eindrucksvoll daherkam. Lust auf mehr kam durchaus auf, aber gedankt sei es der Bahn, ich musste gehen. Haggard haben jedoch mit Sicherheit eine ebenso gute Show hingelegt, wie ihre Vorgänger auf der Bühne. Dank reduzierter Ensemblestärke passte die Band sogar darauf. Ich hätte gerne mehr gesehen, aber auch so war es schon toll.

Anna
Anna

Fazit:

Ein geiler Tag und ein gelungenes Festival. Es gab einige kleine Haken, beispielsweise das späte Eintreffen der Merchandisestände oder auch falsche Zeiten auf der Running Order für die Presse, insgesamt war der Ablauf aber flüssig und gut organisiert, die Security zuverlässig immer präsent und die Stimmung genial. Ich hoffe auf eine Wiederholung mit ebenso hochkarätigem Line Up.



Setlists:

  • Kivimetsaen Druidi
  • Northwind – Prelude (Intro)
  • Blacksmith
  • Jäässä Varttunut
  • Kristallivuoren Maa
  • Pedon Loitsu
  • Halls of Shadowheart
  • Veljet
  • The Tyrant
  • Mustan Valtikan Aika
  • Stone Cold Black
  • folgt
  • Bullet
  • Roadking
  • Rock us tonight
  • Dusk till dawn
  • Heading for the top
  • Rambling man
  • Turn it up loud
  • Bite the bullet
  • Bang your head
  • Rebels return
  • Rock n roll remedy
  • Speeding in the night
  • Paul Di’Anno
  • folgt
  • Firewind
  • Into the Fire
  • Head up high
  • Kill to live
  • Angels forgive me
  • The silent code
  • The Fire and the Fury
  • Feast of the Savages
  • My Loneliness
  • Mercenary Man
  • Till the End of Time
  • Between Heaven and Hell
  • Maniac
  • Falling to Pieces
  • Deathriders
  • Religion of Hate
  • Crimson Warrior
  • Metal thrashing mad
  • Riders of the Apocalypse
  • Armed and Dangerous
  • Hellride
  • Death from above
  • Never die
  • Panic
  • Rise up
  • Soldiers of Metal
  • Give em Hell
  • Deathrider
  • Gung ho
  • Korpiklaani
  • folgt
  • Ensiferum
  • Intro
  • Windrider
  • Into Battle
  • One More Magic potion
  • Tale Of Revenge
  • Old Man
  • Little Dreamer
  • Ahti
  • Lai Lai Hei
  • Treacherous Gods
  • Deathbringer From The Sky
  • Victory Song
  • Iron
  • Haggard
  • folgt

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