Sanguis et Cinis - Tragic Years

Sanguis et Cinis – Tragic Years – A Collection Of Early Releases And More (Review und Kritik)

Sanguis et Cinis - Tragic Years
Sanguis et Cinis - Tragic Years

Manche Platten begleiten einen wirklich eine lange Zeit, ohne dass man sie wirklich in den Händen hatte. Wenn ich an Sanguis et Cinis denke, so ist die Tragic Years Compilation, welche neben diversem Bonusmaterial die Alben „Schicksal“ und „unfreiwillig abstrakt“ auf zwei CDs vereint, irgendwie ein ständiger Begleiter gewesen. Und das, obwohl ich mit dem Spätwerk der Österreicher wirklich gar nichts mehr anfangen kann und ich diese Doppel-CD erst seit kurzem endlich mein eigen nennen darf. Aber was lange wärt, wird meistens gut und auf eine morbide Art und Weise bin ich immer noch sehr begeistert von dieser kalten und depressiven Atmosphäre, die Sanguis et Cinis wohl nie mehr erreicht haben.

Sanguis et Cinis - Schicksal 1996
Sanguis et Cinis - Schicksal 1996

Dabei ist die Band selbst gar nicht einmal so begeistert von ihrem eigenen Frühschaffen und wenn man die interessanten Liner Notes liest, glaubt man, es wäre ihnen auch lieber gewesen, die Stücke für immer in der Versenkung verschwinden zu lassen. Ein großer Fehler, denn im Gegensatz zur Band finde ich, dass man Sound technisch die nekrotische Atmosphäre kaum hätte besser einfangen können. Und gerade der Stilmix aus Gothic, Ambient und Doom mit leichter Black Metal Depressivität ist es, was mich so fasziniert. Klar, der Gesang Eve Evangels ist schon verdächtig nah bei Tilo Wolff angesiedelt, die minimalistische Musik, welche zumeist aus Keyboards und Synthesizern besteht versteht sich blendend mit der Neuen Deutschen Todeskunst, aber auch Goth Rock Anleihen, wie man sie von späteren Werken der Österreicher kennt, fanden ihren Platz auf Tragic Years.

CD1 legt nach dem „Introitus“ des Debuts „Schicksal“ zunächst die vier Stücke der „unfreiwillig abstrakt“ MCD vor, hat einen leicht dilletantischen Charme, welcher sich vor allem beim vorletzten Stück „Engelssturz“ deutlich zeigt. Die Live Aufnahme von 1995 ist schon schwer zu ertragen, da der hämmernde Drumcomputer und das immer wiederkehrende Gittarenriff wenig von dem zeigt, was die Band eigentlich kann. Drei Versionen des Stückes „Lebende Fackel“ sind wohl auch nicht unbedingt so nötig gewesen, denn die einzelnen Mixe unterscheiden sich kaum. So bleibt auf CD 1 das Ambient-lastige Minialbum, welches den Hörer in einen Strudel der Emotionen zu ziehen vermag. Rhythmisch ist man bei den vier Stücken noch eher im Metal als im Rock angesiedelt, was der Band wirklich gut tut, da sie sich dadurch wohltuhend abhebt.

Sanguis et Cinis
Sanguis et Cinis

CD2 ist dann der eigentlich Grund sich Tragic Years zuzulegen, denn das von der Band so schlecht geredetet „Schicksal“ ist alles andere als mies. Folkloristische Melodien werden mit Synthesizer Trommeln versehen und geben der Musik eine gewisse minimalistische Erhabenheit. Zum Glück ist der Gesang der Trällerelse Celine C. Angel ausreichend in den Hintergrund gemischt worden, denn diese hohe Engeslstimme nagte auch bei den späteren Werken ziemlich an meinen Nerven, wirkt hier aber in Verbindung mit der düsteren Schwere, wie ein Rettungsanker heraus aus der Schwermut. Ein toller Gegensatz! „der Bewahrer (des Siegels)“ wird mit Einsatz des Konservendrummers und den leisen Gitarren genau so, wie ich es mir wünsche, doomig und düster, verstärkt durch den undeutlichen, aber dadurch irgendwie kultigen Gesang Eve Evangels. Nicht minder geil ist das dunkel-majestätische „Schicksalswölfe„, welches vom besten Stück des Album „Kind der Unschuld I“ sogar noch übertroffen wird. Akustikgitarre und Flüstern sind so eindringlich, das Stück selbst so traurig, dass es schon schmerzt. Kerzen, Dunkel, Alleine…mehr möchte man nicht haben und sein. Teil II des Stückes verwandelt sich in einen durch die eingefügte Kirchenorgel okkult rockenden Kracher. Und auch die restlichen Stücke können zwischen treibend (Wein der Sünde) und sich minimal bewegend (Flucht) vollkommen überzeugen, aber auch nur denjenigen, der sich darauf einlässt und mit einer gewissen gothischen Schnulzigkeit auch etwas anfangen kann.


iskharian3Fazit: Für mich das einzige hörenswerte Material der Österreicher Sanguis et Cinis auf einer Doppel-CD zusammengefasst. Alles was danach kam, hatte kaum mehr die Tiefe von „Schicksal“ und so bin ich froh mir nach vielen Jahren dieses Schmuckstück ins Regal stellen zu können, passt auch perfekt zur aktuellen Jahreszeit, denn herbstlich/winterlich wirkt die Atmosphäre der Stücke absolut.



Trackliste:

CD1:

1. Introitus
2. Als Hätte Ich Nichts Mehr Zu Sagen
3. Sententia
4. Lebende Fackel
5. Ein Drama Als Komödie (Death In Paris-Mix)
6. Die Braut Im Regen (Different Mix)
7. Lebende Fackel (Lost In Tibet-Mix)
8. Lebende Fackel (The Holy Heart Of Mary-Mix)
9. Engelssturz (Live 1995)
10. Aborta (Live 1995)

CD2:
1. Der Bewahrer (Des Siegels
2. Schicksalswölfe
3. Kind Der Unschuld I
4. Kind Der Unschuld II
5. An Einem Wintertag
6. Making Of … An Einem Wintertag
7. Wein Der Sünde
8. Flucht
9. Zwischen Narziss Und Selbsthass
10. Tempel Der Erkenntnis

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