Schattenvald – Interview

Schattenvald - N.R. Nachtsturm
Schattenvald - N.R. Nachtsturm

Schon seit etlichen Jahren geistert N.R. Nachtssturm mit seinem Black Metal Projekt Schattenvald im Underground umher und kann für die geringen Auflagen seiner Veröffentlichungen auf eine mittlerweile nicht zu verachtende Fanbasis blicken. Seine streng nummerierten Werke sind nicht nur originell sondern auch absolut eigenständig, in Präsentation und musikalischer Darbietung und so haben wir von Schwarze-News es uns nicht nehmen lassen den Kopf Schattenvalds über das Projekt und seine anderen musikalischen Aktivitäten zu befragen.


Schwarze-News: Hallo, N.R. Nachtsturm, ich hoffe doch, dir geht es gut soweit. Da nicht unbedingt jeder unserer Leser deine Bands/Projekte kennt, würde ich dich bitte uns dich und diese einmal näher vorzustellen.

N.R.: Soweit geht es mir ganz gut, danke! Ich bin Bassist von Cryptic Wintermoon (wozu ich einmal keine Worte verliere), Gitarrist bei Angelus Mortis (eine der dienstältesten Black/Death-Metal Bands der lokalen Oberfränkischen Metal-Szene) und eben der Alleinunterhalter von Schattenvald.  Recht kurz und knapp beantwortet diese Frage.

Schwarze-News: Cryptic Wintermoon ist ja doch nicht zu unrecht ziemlich bekannt geworden durch hochklassige Alben und dem ein oder anderen Review in den großen deutschen Metal-Printmedien. Wie sieht denn die Zukunft Cryptic Wintermoons aus und wie wird es mit Angelus Mortis weiter gehen?

N.R.: Das neue Cryptic Wintermoon Album ist momentan noch in der Schmiede und wird ein Konzeptalbum über den 1.Weltkrieg werden, das ziemlich aus der Art schlagen wird durch die Weiterführung des mit „Bonegrinder 1916“ begonnen Themas und dessen Exzentrik als Anti-Kriegs-Abhandlung verstanden werden soll. Ich bin schon ziemlich gespannt auf die Reaktionen, gerade von den selbsternannten Szenewächtern, die einen gerne mal auf den ersten Blick als Nazis abstempeln, nur weil es im Moment so beliebt und einfach ist.

Angelus Mortis machen nach einigen relativ gelungenen Gigs erst mal Kreativpause, um neue Ideen zu sammeln. Was bringt es denn, andauernd live präsent zu sein, aber immer wieder das gleiche Zeug zu spielen. Das Angelus Mortis-Debut Album ist von den Leuten und der Presse bisher ganz gut aufgenommen worden und für den Nachfolger planen wir ein Konzept über den 30 jährigen Krieg (1618-1648), den ich ebenfalls mit Schattenvald in „Niedergang 1648“ bereits behandelt habe. Es soll aber eher die Sichtweise der einfachen (und im Kriegsfall immer am schlimmsten betroffenen) Leute dargestellt und geschichtliche Hintergründe nur als Zusatzinformation quasi als Bemerkung zu den Lyrics gegeben werden. Also eher eine emotionale, als eine faktisch-dokumentarische Geschichte.

Schattenvald - III
Schattenvald - III

Schwarze-News: Schaffst du es überhaupt die ganzen Bands und Projekte mit dem Studium unter einen Hut zu bringen? Da muss doch zwangsweise etwas auf der Strecke bleiben?

N.R.: Oh, da triffst du meinen wunden Punkt. Eigentlich sollte ich, wenn ich meinen beschissenen Studienplan so anschaue, nicht einmal mehr schlafen müssen, aber dann vergeht einem ja die Lust auf Sämtliches. Ich stecke musikalisch schon viel zurück, wir proben relativ selten (mit Cryptic Wintermoon zur Zeit überhaupt nicht) bzw. muss ich häufig von Proben fern bleiben. Ich würde schon gerne viel mehr machen, aber es kommen auch wieder andere Zeiten. Durchhaltevermögen ist da eben angesagt, haha, ich mache mir da aber auch jetzt nicht zu viele Sorgen. Bei Cryptic Wintermoon ist Larsen die treibende Kraft (oder der Stützpfosten, wenn man so will), ohne ihn würde die Band auch nicht mehr funktionieren. Und bei Angelus Mortis sind im Moment Anja und unser neuer Gitarrist Alexander im Moment die Songwriter, worüber ich sehr glücklich bin. Natürlich müssen gewisse Kompromisse eingegangen werden, aber für den Fall habe ich ja Schattenvald, wo ich der Diktator bin und auch bleiben werde.

Schwarze-News: Du sprichst Schattenvald ja schon an, kommen wir doch gleich zu deinem Projekt. Ich denke, ich übertreibe nicht, wenn ich sagen würde, Schattenvald ist eines der interessantesten Black Metal-Projekte ohne Label in Deutschland. Jetzt stellt sich mir die Frage, hattest du nicht die Angebote deine Alben auf einem Label zu veröffentlichen, oder hat das für dich keinerlei Bedeutung?

N.R.: Ehrlich gesagt, habe ich mich nie darum bemüht mit Schattenvald mal was unter einem Label zu veröffentlichen, da es für mich, wie du oben schon wähntest, einfach nicht von Bedeutung ist. Ich denke da labeltechnisch bei Schattenvald vielleicht anders, als mit meinen anderen Bands, denn dieses Projekt gibt es für mich am längsten und bedeutet mir persönlich zu viel, als mich von irgendwelchen Leuten, die sich in dieser sogenannten Szene mit ihren Labels wichtig tun wollen, abhängig machen zu lassen. Ich habe überhaupt kein Interesse möglichst viel zu verkaufen, deshalb gibt es von jedem Album auch nur 100 handgemachte Exemplare zum niedrigsten Preis, da es für mich halt verdammt mühsam ist mehr herzustellen und meine Zeit für Basteleien auch sehr begrenzt ist, haha. Es gibt übrigens noch sehr viele Tapes, die ich nie veröffentlicht habe und auch nie veröffentlichen werde, ich nehm das Zeug eben in erster Linie für mich auf. bei den ganzen Pagan-Plastik-Teenie-Glitzer-Bands, die da im Moment so gepusht werden, bin ich keinen Deut wehmütig über diese Entscheidung. Die Leute, die offenen Auges durch die Metal-Welt gehen und sich nicht nur von Nuclear Blast, EMP und Konsorten leiten lassen, werden die entsprechenden Releases auch finden. Der Rest kann sich Equilibrium und Eluveite reinziehen, bis ihnen die Drecksflöten, Geigenmädchen und Methörner und was weiß ich sonstwo raus hängen.

Schwarze-News: Wie waren denn die Reaktionen bisher? Siehst du in Schattenvald mehr eine Form der Selbstverwirklichung, oder hast du ein gewisses Interesse daran, was Fans und Anhänger sich wünschen würde?

N.R.: Die Reaktionen waren bis auf ein paar Einzelfälle sehr positiv, was wohl daran liegt, dass der Großteil, dem das Zeug einfach nicht taugt (verständlicherweise) keine Reaktion zeigt und somit mir nur die wohlwollenden Stimmen ans Ohr dringen. Es ist die pure Selbstverwirklichung und beim Entstehungsprozess, wobei ich mich meistens ordentlich betrinke, versuche ich einzig und allein mir und meinen Ansprüchen gerecht zu werden. Es sind gewisse Bilder und Stimmungsszenen, die mich beeinflussen, Wünsche von Leuten kann ich dabei nicht erfüllen. Wobei ich sagen muss, dass mir bisher auch noch nie jemand Wünsche vorgetragen hat.

Schwarze-News: Die Musik war ja bisher immer im melodisch, atmosphärischen Black Metal verwurzelt, bist du damit zufrieden, oder könntest du dir für Schattenvald auch etwas anderes vorstellen? Schließlich hast du ja mit Sodoms „Gomorrah“ auch eine für Schattenvald ungewöhnliche Coverversion am Start.

N.R.: Natürlich bin ich damit zufrieden, sonst würd ich es ja nicht machen! Die Musik ist so was wie ein musikalisches Tagebuch von mir, jeder Song hat eine bestimmte Bewandtnis für mich und ich stehe hinter jedem einzelnen Track, es gibt keine Lückenfüller für mich. Sonst hätte ich schon gar keine Ausdauer, mich solange mit deren Aufnahme zu beschäftigen. Was noch kommt weiß ich selber nicht, da lasse ich mich von meinem Herzen leiten. Ein Coversong war schon immer ein Wunsch, nur um zu wissen, wie der Song aus meiner Sicht klingen würde. Mein Favorit war zuerst EmperorsI am the black wizard“, und daß es jetzt den Sodom Track erwischt hat liegt wohl daran dass ich nicht unbedingt nach Musikrichtung, sondern der dahinterstehenden Stimmung tendiere und auch sehr affektiv handle.

Schattenvald
Schattenvald

Schwarze-News: Wie stehst du denn zur sogenannten Szene? Interssiert dich der Kram überhaupt? Was hältst du von der immer noch akuten Pagan Welle und den damit verbundenen politischen Diskussionen?

N.R.: So viele Frage auf einmal, versuchen wir es mal so: Musikalisch teilweise schon interessant, allerdings habe ich keinen Kontakt zu irgendwelchen „Szene“-Leuten des Black Metals, außer denen meiner Bands. Ich sehe mich nicht als Teil einer Szene, äußerlich wäre ich (außer der langen Haare) dieser wohl auch nicht zuzuordnen und würde gar nicht auffallen. Ich suche keinen gezielten Kontakt, denn Musikgeschmack ist nicht das entscheidende Kriterium wonach ich meinen Umgangskreis auswähle. Zu der Pagan Geschichte: Als die Welle aufkam fand ich sie noch ziemlich verheißungsvoll, da mir ernsthafte Bands wie Himinbjorg, Mayhemic Truth oder sogar die erste Finntroll schon noch sehr gut gefallen haben. Allerdings hat sich daraus ein Kinderhort gebildet, in der sich nur noch Selbstdarsteller wie Varg oder Gernotshagen und dieses gesamte Heiden-Volltrottel-Konsortium tummeln. Ich kann diesem ganzen Odin-Affentheater einfach nichts abgewinnen, es gibt nur wenige Vertreter die noch nicht im Sumpf der Lächerlichkeit versunken sind.

Schwarze-News: Wird man Schattenvald jemals live erleben dürfen?

N.R.: Nein!

Schwarze-News: Du hast bei Schattenvald das alleinige Sagen. Wird sich das jemals ändern? Könntest du dir Schattenvald auch (wieder) als vollständige Band vorstellen, oder wird es immer dein projekt bleiben?

N.R.: Nein, es wird immer mein Projekt bleiben. Ich hatte vor einigen Jahren schon das Vergnügen mit zwei weiteren Mitgliedern und es wäre schief gegangen in dieser Konstellation, sie hielt den Belastungen einer Band nicht stand. Hätte ich mich nicht auf das Projektdasein zurückbesonnen gäbe es Schattenvald nicht mehr. Ich werde den Fehler nicht mehr machen, die Verantwortung meines musikalischen Ein-und-alles in fremde Hände zu geben. Unter Vorbehalt werden vielleicht mal Session Musiker mitwirken (konkrete Pläne gibt es mit Ronny von Cryptic Wintermoon am Gesang), aber das Kommando obliegt mir. Daran wird sich nichts ändern.

Schattenvald - I
Schattenvald - I

Schwarze-News: Nach drei hervorragenden Alben stellt sich die Frage, wie wird es weiter gehen? Ist ein neues Album in Planung? Wird sich etwas an deiner Herangehensweise ändern?

N.R.: Es ist ein Split-Release mit den Re-Unierten Lord Astaroth geplant, die bereits 1996 ein Tape und eine Split LP mit Cryptic Wintermoon veröffentlichten, nur kann ich dazu noch wenig sagen da noch nichts in trockenen Tüchern ist.

Ein Album „IV“ wird es definitiv geben, denn solang ich lebe werde ich auch weiterhin Demos aufnehmen. Es ist ein Zwang, dem ich nicht entkommen kann, denn mir geistern dauernd Melodien im Kopf herum, die nur herausgelassen werden wollen, egal was ich gerade tue. Die Herangehensweise bisher hat sich bewährt und wird auch beibehalten. Bis auf ein paar technische Details bezüglich der Aufnahmen wird sich nichts ändern und ich werde weiterhin meiner inneren Stimme gehorchen.

Schwarze-News: Dann danke ich dir recht herzlich für deine Zeit und überlasse dir zum Schluss noch die berühmten letzten Worte!

N.R.: Ich hoffe mal ich hab noch ein bisschen Zeit bis zu meinen letzten Worten.. haha.

Danke Dir für das Interesse und das Review, geneigte Leser können auf http://www.myspace.com/schattenvald reinhören bzw. mit mir in Kontakt treten.

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