Schwarz auf Weiß! Mark und Lydia Benecke: „Vampire unter uns! Band 2: Rh. neg.“

vampire_h_www_Art_in_Black_com_Mark_Benecke_04Für den Großteil der Interessierten ist ein Vampir eine erfundene Figur innerhalb eines Fantasy Romans. Kontaktlinsen, aufsetzbare, verlängerte Eckzähne und eine dunkel-romantische Erscheinung ist für den eingefleischten Vampir-Fan ein Muss. Auch ein authentisches Auftreten eines Rollenspielers bei Pen&Paper- und Live- Rollenspielen ist besonders wichtig. Denn darüber verdeutlicht er sein Interesse für Vampire und verleiht seiner Rolle Leben.

Andere Menschen versuchen ein vampirisches Verhalten in ihren Alltag zu integrieren, in dem sie sich kleiden oder sich verhalten, wie ein Vampir es wohl tun würde. Wirkliche psychische Vampire jedoch verhalten sich zum Teil wie ein Parasit. Sie beuten ihre Mitmenschen aus, achten auf ihren Vorteil. Dies versuchen sie über Mitleid oder sogar durch Gewaltausübung zu erreichen. Oder sie ziehen durch ihr einnehmendes Auftreten und ihre Ausstrahlung die Aufmerksamkeit anderer Menschen auf sich. Ihre Anwesenheit ermüdet oder bedrückt die Energie ihrer Mitmenschen.

Für einen kleinen Personenkreis ist ein Vampyr jedoch ein real existierendes Wesen, das sich zwar des Nachts nicht in eine davon fliegende Fledermaus verwandelt, sich jedoch Blut von Menschen einverleibt. Dies tut er um dessen Energie in sich aufzunehmen, einen inneren Drang zu befriedigen und ein ausgeglichenes Leben führen zu können.

Bei der ersten und zugleich größten Gruppe spricht man von den Vampir-Fans. Die zweite Gruppe thematisiert den psychischen Vampirismus und ist die zweitgrößte Gruppe. Schließlich beinhaltet die dritte Gruppe den sanguinen Vampir, den erwachten Vampyr *, der über das Trinken von Blut Energie in sich aufnimmt.

Frater Mordor, ein Schriftsteller und Künstler, veröffentlichte ein Buch über Vampirismus, das von der Bundesprüfstelle indiziert wurde. Er kommt gleich zu Beginn von „Vampire unter uns! Band 2 Rh. neg.“ zu Wort und spricht über Vampire in Deutschland, über den angeblichen Zusammenhang zwischen Vampirismus und Satanismus, über die Identität des Vampirs innerhalb der Gesellschaft und seinen Individualismus. In diesem Zusammenhang unterscheidet er zwischen unterschiedlichen Gruppen von Vampiren.

Nach ihrer Veröffentlichung des Bandes „Vampire unter uns! Band 1 Rh. pos.“ legen Mark (Foto 1, oben) und Lydia Benecke (Foto 2, rechts) mit „Vampire unter uns! Band 2 Rh. neg.“ ein weiteres Buch über den klinischen Vampirismus nach.
„Vampire unter uns! Band 1 Rh. pos.“ legte den Fokus auf Leichenmerkmale, die häufig aufgrund von überliefertem Glauben und generationsüberdauernden Erzählungen als vampirisches Erscheinungsbild gedeutet werden. Man sprach ebenfalls von existierenden und praktizierenden Vampyren, die via Kanüle Blut von ausgesuchten Spendern entnehmen und in sich einverleiben. Auch wurde besonders die amerikanische Vampyr-Szene in den 1990er Jahren, ihre Verbindungen, ihre Erkennungszeichen und die Orte ihrer Zusammenkünfte thematisiert.

Ein großer Themenblock setzte sich mit dem geschichtlichen Hintergrund Vlads III. Draculea und dessen Heimatland Rumänien auseinander. Ebenfalls äußerte sich Nicolae Paduraru, der bereits verstorbene, ehemalige Präsident der Transylvanian Society of Dracula **, über die Entwicklung des Tourismusansturms von Dracula-Fans aus der ganzen Welt, die sich auf die Spuren der fiktiven literarischen Vampirfigur Dracula begeben wollen, sich aber weniger für ihre Vorlage, die historischen Figur Vlads III., interessieren.

405px-Vampircover_2010_ml„Vampire unter uns! Band 2 Rh. neg.“ (links) führt die Themengebiete des ersten Bandes über den heutigen Vampirismus genauer aus. So stehen im zweiten Band, neben der Definition der drei Gruppen des Vampirismus von Frater Mordor, einzelne heute real existierende Vampyre und ihr Leben innerhalb der Gesellschaft und ihrer Gemeinschaft besonders im Vordergrund. Auch wird der existierende Vampirismus in Polen und der ihm zugrunde liegende Aberglaube, der im Zusammenhang mit dem katholischen Glauben steht, thematisiert.

Mark und Lydia Benecke befassen sich nicht nur innerhalb ihres Berufslebens mit Themen der menschlichen Existenz, die der Gesellschaft durch fehlende Kenntnis oder durch eine ablehnende Haltung verbogen bleiben. Auch ihr außerberufliches Interessengebiet beschränkt sich nicht auf alltägliche Geschehnisse und Personengruppen, die pauschal als „normal“ gelten würden.

So kommen die beiden Autoren in Vampire ohne Bis(s) als befragte Interviewpartner zum Einsatz und äußern sich bei Bernd Harder, Journalist und Chefredakteur der Zeitschrift „Skeptiker – Magazin für Wissenschaft und kritisches Denken“ über bekannte Vampire der Literatur und des Films, über die sexuelle Metaphorik Draculas und über die neue veränderte Rolle des Vampirs als Mädchenschwarm und Vertreter moralischer Werte, wie er in der Buchreihe „Bis(s)“ in Erscheinung tritt. Auch erläutern sie, in wie weit die Lebenseinstellungen, Moralvorstellungen und gesellschaftlichen Umstände von Bram Stoker und Stephanie Meyer in die Geschichten ihrer Vampirfiguren als Inspiration und Kritik mit eingeflossen sind.

Der größte und umfassendste Themenblock greift das bereits behandelte Kapitel Einige Gedanken über die Gothic Szene aus psychologischer Sicht aus „Vampire unter uns! Teil 1: Rh. pos.“ auf und erscheint erneut in einer überarbeiteten und um einige Unterkapitel erweiterten Fassung unter dem Titel Gedanken zur Gothic- und Vampyr-Subkultur aus psychologischer Sicht.

Die wissenschaftliche Ausarbeitung von acht Seiten im ersten Band hat sich im zweiten Band auf beachtliche siebenundzwanzig Seiten ausgedehnt. Einzelne Kapitel, wie beispielsweise Psychische Störungen in der Gothic-Subkultur und Vampire/Vampyre, wurden übernommen, umformuliert, umstrukturiert oder durch weitere Erkenntnisse ergänzt. Auch wird das Kapitel über Positive Effekte der Zugehörigkeit mit einer genaueren Fokussierung auf die Gothic-Subkultur erneut thematisiert.

Innerhalb des zweiten Bandes beschäftigt sich Lydia Benecke (Foto 3, rechts) auch intensiver mit den psychischen Vorraussetzungen, die zum Zwang des 10615813_607715512681194_1173790016_nBluttrinkens führen können. Sie stellt nach mehreren Gesprächen mit Vampyren innerhalb der Subkultur fest, dass der Drang nach dem Trinken von Blut eine zwanghafte und keine sexuelle Intention besitzt. Denn für viele Vampyre hat Blut keinen sexuellen Anreiz, sondern ist eine Prämisse für ein zufriedenes Leben. So forschte Lydia Benecke weiter und ordnete anhand von zehn festgelegten Merkmalen zur Feststellung von Zwangsstörungen bei einem Menschen des DSM-IV (Diagnostisches und Statistisches Handbuch Psychischer Störungen der American Psychiatric Association) den Drang des Bluttrinkens in die Kategorie der Zwangsstörungen ein.

Im Zuge dessen spricht Sie über eine, von Gewalt und sexuellem Missbrauch geprägte, vampyrische Kindheit, die Auswirkungen auf die psychische Entwicklung eines Menschen haben kann. Die Folgen dieser Traumatisierung und versuchten Verarbeitung sind meist eine posttraumatische Belastungsstörung, eine Borderline-Persönlichkeitsstörung, eine Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung oder eine Dissoziation, auf die Lydia Benecke genauer eingeht.

Um die ansteigende und als unerträglich empfundene innere Anspannung zu bewältigen, greifen Betroffene auf starke Sinnesreize zurück, die sie aus negativen Gefühlszuständen herausholen soll. So kann auch Blut als Emotionsregulation empfunden werden und den gleichen Effekt besitzen.

Mark (Foto 4, beim Signieren von Exemplaren der „Vampire unter uns!“ – Bände) und Lydia Benecke stellen ihre Erkenntnisse und Theorien in dem Buch vor. Eine Praxisnähe erfährt der Leser durch ein Plädoyer von Jeannette und Markus, die beiden Moderatoren der Vampyrvereinigung Nexus Noctis, ehemals Conventum Tenebrarum, die sich über Vampyre und das Trinken von Blut äußern und vermitteln möchten, wie Vampyre nach den Ursachen ihrer Intention, ihres Verhaltens und nach dem Ursprung ihres Dranges nach Blut suchen. Außerdem erklären sie, wie Vampyre und Spender (Donors) auf eine respektvolle, jedoch weniger auf eine emotionale oder erotische Weise miteinander umgehen.

Auch durch Interviews, die von Mark und Lydia mit real existierenden Vampyren des Nexus Noctis geführt wurden, ist es für den Leser möglich, einen noch tieferen Einblick in das Leben innerhalb ihrer Gemeinschaft und der menschlichen Gesellschaft, in die einzelnen Personen, ihre Intentionen und ihre vermeintlichen Ursprünge zu erhalten.

An der Fertigstellung des zweiten Bandes „Vampire unter uns! Band 2 Rh. neg.“ waren hauptsächlich nur Mark und Lydia Benecke als Autoren und als Wissenschaftler involviert. Die Künstlerin Kathrin Sonntag und die aus Weißrussland stammende Nastassia Palanetskaya, die beide jeweils einen Beitrag zum ersten Band beisteuerten, treten im zweiten Band nicht mehr in Erscheinung.

„Vampire unter uns! Band 2 Rh. neg.“ wirkt mehr als das vorangegangene Buch „Vampire unter uns! Band 1 Rh. pos.“ wie eine wissenschaftliche Ausarbeitung eines Themas, das innerhalb der Gesellschaft kaum bis gar keine Beachtung findet. Besonders die Formulierungen des Themenblocks Gedanken zur Gothic- und Vampyr-Subkultur aus psychologischer Sicht von Lydia Benecke sind sehr wissenschaftlich. Dies ist aber für ein interessiertes Lesen und Verstehen nicht hinderlich, sondern sogar anspruchsvoll und angemessen. Dies wird ebenfalls durch einen zum Schluss angehängten Fragebogen unterstützt, der von verschiedenen Personen bearbeitet wurde. Er soll Rückschlüsse auf psychische Störungen oder Anomalien ermöglichen, die die Ursache für das Trinken von Blut erklären könnten.

So erscheint das Buch nicht wie ein klischeehaftes Thematisieren von Personen, die sich durch ihre unkonventionelle Optik und die Andersartigkeit ihres Verhaltens absichtlich von der Gesellschaft abgrenzen oder sich gar über sie erheben, sondern wie ein gut recherchiertes und an der Praxis orientiertes Werk über Personen, die aufgrund von traumatischen Geschehnissen in der Kindheit und daraus resultierenden psychischen Störungen und Veränderungen Blut für das innere Wohlbefinden benötigen.

Es ergibt sich beim Lesen beider Bände eine umfassende Ausarbeitung der Vampir-/Vampyr-Thematik, die dazu einlädt, sich noch weiter und intensiver mit diesem wenig wahrgenommenen und bekannten Inhalt zu befassen und auseinander zu setzen.

© verfasst von Saskia Schäfer, Dark-News.de

 

Bestellt HIER eurer Exemplar von „Vampire unter uns! Band 2: Rh. neg.“!

 

Dr. Mark Benecke – Homepage

Lydia Benecke – Homepage

 

Fotoquellen:

Titelbild by Annie Bertram

Foto 1 by www.art-in-black.com

Foto 2 by Olivier Favre

Foto 3 by Thomas van de Scheck

Foto 4 by Valerius

Buchcover: www.forensicbox.de

 

Anhang:

* Die verschiedenen Schreibeweisen der Wörter „Vampir“ und „Vampyr“ besitzen unterschiedliche Definitionen. Bei einem „Vampir“ spricht man beispielsweise von einem Vampir-Fan, dessen Interesse sich auf die Vampirfigur in der Literatur und im Film bezieht und sich damit identifiziert. Der „Vampyr“ wiederum bezieht sich auf den „erwachten“, bluttrinkenden Vampyr im realen Leben. Dieser Unterschied wird von Mark Benecke in „Vampire unter uns! Band 2 Rh. neg.“erläutert.

Tsd_logo** Die Transylvanian Society of Dracula (TSD) wurde 1991 in Bukarest in Rumänien gegründet. Es ist eine internationale, gemeinnützige Organisation, die sich mit der Erforschung von Bram Stokers  literarischen Grafen Dracula des 19. Jahrhunderts und dem historischen Grafen Vlad III. des 15. Jahrhunderts beschäftigt. Die TSD hat bis heute ihren Hauptsitz in Bukarest. Weitere Standorte befinden sich in ganz Europa und in Kanada. Zum jetzigen Zeitpunkt befindet sich kein Standort in den USA.

Die TSD in Rumänien veranstaltet jährliches ein Symposium und Dracula Kongresse. Das eigene offizielle Reisebüro „Company of Mysterious Journeys“ bietet Dracula-Touren zu historischen und literarischen Orten des Dracula-Mythos in Rumänien an. Die Zu den Mitgliedern der TSD gehören unter anderem Wissenschaftler, Schriftsteller, Künstler und Filmfans. Zu den Ehrenmitgliedern der TSD gehören derzeit Bram Stokers Großneffe Patrick Stoker und Stokers Urenkel Noel Dobbs.

(Quelle: Elisabeth Miller: Dracula‘s Homepage. Transylvanian Society of Dracula. Canadian Chapter. )

 

About Poes Rabe

Was schreibt denn da als Redakteurin für Dark News über Literatur, elektronische Musik und Konzerte? Es handelt sich dabei um Poes Rabe, der, anders als erwartet, weiblich, hellhäutig und mit rotem Hauptgefieder gekrönt ist. Namentlich ist dieses Exemplar als Saskia Schäfer bekannt. Das 1990 geborene Rabentier ist Studentin an der Philipps-Universität in Marburg und besucht ebenfalls die Deutsche POP Akademie in Frankfurt am Main.

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