Schwarz auf Weiß! Mark und Lydia Benecke: „Vampire unter uns! Band 1: Rh. pos. “

a_mark_benecke_by_rocksau_pictures_tattooNach dem Tod eines Lehrers in Marotinu de Sus in Rumänien vermuteten die Hinterbliebenen, dass er als strigoi – die rumänische Bezeichnung für einen Vampir – aus seinem Grab steige und seinen Familienmitgliedern auflauere.
In einer Nacht öffneten seine Familienmitglieder sein Grab und versicherten sich, dass er vampirische Merkmale besitzt. Sie schnitten ihm an einer Wegkreuzung, die das christliche Kreuz symbolisiert, das Herz heraus, verbrannten es, verdünnten die Asche mit Wasser und tranken sie. Danach, so der alte Glaube der Verwandten, würde der Verstorbene endlich seinen Frieden finden und seine Familie könne ohne nächtliche Heimsuchungen weiterleben.
Eine schaurige Geschichte, die sich vermutlich vor hunderten von Jahren zugetragen haben muss. Wahrscheinlicher ist aber, dass es sich nur um ein fantastisches Märchen handeln muss. Doch hierbei handelt es sich um ein Ereignis, das nicht im 19. Jahrhundert stattgefunden hat. Es ereignete sich erst im Jahre 2003.

Dr. Mark Beneckes (Foto 1, oben) Interessenspektrum ist vielschichtig. Das stellt der Kriminalbiologe und forensische Entomologe immer wieder unter Beweis. Nicht nur die Besiedlung von Insekten auf Leichen, um die Liegezeit und Todesumstände eines Verstorbenen zu ermitteln, gehört zu seinem Aufgabengebiet, sondern unter anderem auch die Arbeit als Buchautor von wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Publikationen.
Im Zusammenhang mit der Transylvanian Society of Dracula * entstanden zwei Bücher, die im Verlag „Roter Drache“ erschienen sind und sich mit dem Thema des Vampirismus im Film, in der Literatur und im realen Leben beschäftigen: „Vampire unter uns! Band 1: Rh. pos.“ und „Band 2: Rh. neg.“.

Umschlag.indd„Vampire leben mitten unter uns!“. So wird das Interesse der Leser für das populärwissenschaftliche Werk „Vampire unter uns! Band 1: Rh. pos.“ (links), an dessen Fertigstellung auch Beneckes damalige Frau, die Diplmpsychologin Lydia Benecke und weitere Autorinnen (die Künstlerin Kathrin Sonntag und die aus Russland stammende Nastassia Palanetskaya, die 2008 mit der Geschichte „Vlad Draculea: Die andere Seite des Monsters“ einen Autorenwettbewerb gewann) beteiligt waren, geweckt.

Doch existieren Vampire wirklich? Sind sie nicht nur ein Hirngespinst oder eine Erfindung, um einen unheimlichen und verdorbenen Antagonist innerhalb der Literatur und des Films zu erschaffen? Oder beruhen die Kenntnisse über Wesen, die über den Tod hinaus leben, auf tatsächlichen Ereignissen vergangener Jahrhunderte, die uns in Romanen und Erzählungen vermittelt werden und so erhalten bleiben?
Es entspricht der atsache, dass Leichen in ihrem Sarg Geräusche erzeugen, die wie ein Röcheln klingen können. Auch ist es möglich, dass aus ihrem Mund und ihrer Nase Blut fließen kann. Dies kann im ersten Moment aussehen, als würde die flüssige Beute der vergangenen Nacht aus dem Mund des Vampirs rinnen. Dass es sich dabei um Verwesungsmerkmale handelt, erklärt Benecke in Die ruhelosen Toten – Über Vampire und Verwesungsmerkmale und geht auf sachliche und verständnisvolle Weise auf die Ängste und den Glauben der damals und teilweise heute noch lebenden Menschen ein, die ohne wissenschaftliche Erkenntnisse Merkmale des Verwesungsprozesses eines Leichnams als authentische Vampirmerkmale definieren.

Laut der Erkenntnisse von Lydia (Foto 2, mit Schmetterlingsammlung) und Mark Benecke (Foto 3, unten, mit aufsetzbaren Vampirzähnen) existieren sie aber dennoch: Vampire. Sie brauchen Energie. Die Aura von Menschen, die sie in ihrer Gegenwart von ihnen absaugen und in sich aufnehmen können. Es ist die edlere Methode, den eigenen Drang zu befriedigen. Aber manche bevorzugen einen Weg der Energieaufnahme, für die Wesen ihrer Art selbst innerhalb der allgemeinen Gesellschaft bekannt sind: das Trinken von Blut. Somit unterscheidet man im Kapitel Vampire unter uns! zwischen psychischen und „erwachten“, bluttrinkenden Vampyren **.10617653_607713649348047_143155834_n
Jedoch verzichten „moderne“ Vampyre auf den romantisch wirkenden Biss in den Hals ihrer ausgewählten Opfer. Vampyre benötigen Spender (Donors), deren Energie sie nicht durch einen „menschlichen“ Biss, sondern durch eine Blutabnahme via Kanüle abzapfen. Für den Vampyr und den Spender ist diese Handlung ein Akt des Vertrauens. Denn das Risiko, das die Beteiligten eingehen, kann immens sein. Vampyr und Donor benötigen eine beiderseitige Einverständniserklärung, damit klargestellt ist, dass es sich um keine strafrechtliche Tat im Sinne einer (schweren) Körperverletzung handelt. Ebenfalls gehört es zum guten und unabdingbaren Ton, einen Gesundheitsnachweis vorzulegen, um Krankheiten wie beispielsweise HIV, Aids und Hepatitis auszuschließen und nicht zu übertragen. Vampyre bleiben meist in ihrem feeding circle, damit die Gefahr von Krankheitsübertragungen gering bleibt oder gar nicht erst entsteht.
Im Unterschied zu Vampyren stehen Blutfetischisten, die, anders als Vampyre, die eine orale Blutaufnahme lediglich als Energieaufnahme nutzen, bei dem Trinken von Blut eine sexuelle Intention besitzen.

Aber obwohl sich Vampyre meist von der allgemeinen Gesellschaft abgrenzen, existieren auch innerhalb der Vampyr-Subkultur scheinbar familiäre Verbünde, Lokalitäten und Orden, die so genannten Covens, Clubs und Clans der Vampyre. Die Vampir/Vampyr-Subkultur im Manhattan der 1990er Jahre wird durch Benecke genauer beleuchtet, der selbst in den 1990er Jahren dort wohnhaft war und die Szene hautnah miterlebte.
Zu dem spricht er über Sigils und Elders und erklärt, um was es sich dabei handelt und welche Funktionen sie innerhalb der Vampyr-Szene besitzen.
Es wird ebenfalls erläutert, dass nicht alle Vampir/Vampyr-Strömungen in der Gothic Szene verwurzelt sind. Sie befinden sich innerhalb unterschiedlicher Szenen, so auch beispielsweise in der SM/BDSM Szene.

Einen genaueren Blick in die Schwarze Szene und auf die sich dort aufhaltenden Vampire wagt die Diplompsychologin Lydia Benecke (Foto 4, rechts), die sich10608836_607715726014506_1905554142_n Einige Gedanken zu Gothic aus psychologischer Sicht macht. Sie schreibt über potentielle psychische Störungen von Vampiren/Vampyren und über den positiven Effekt der Dazugehörigkeit einer Subkultur.
Im zweiten Band wird dieser Themenbereich mit weiteren Diskussionsschwerpunkten ausgebaut und mit neuen Thematiken ausgestattet.

Neben den Vampir-Szenen, die in Amerika und auch in einigen Großstädten innerhalb Deutschlands vertreten sind, die anhand von Forschungen und Interviews mit Vampiren betrachtet werden, behandelt ein weiterer Themenblock zudem die Geschichte des Fürsten Vlad III. Draculea („Sohn des Drachen“; auch als „Sohn des Teufels“ übersetzt), beziehungsweise Vlad III. Tepes (sprich: Tsepesch; auf Deutsch „Pfähler“), Woiwode des Fürstentums Walachei. Es handelt sich um die historische Person, die als Vorlage für Bram Stokers literarisches Werk Dracula dient. Der Vergleich mit Vlad III. und Stokers Romanfigur Dracula und die nachgesagte grausame Hinrichtungsmethode Vlad III., das Pfählen, wird in dem Buch angesprochen. In einer selbstverfassten Geschichte greift die aus Weißrussland stammende und heute in den USA lebende Nastassia Palanetskaya das Leben und das Wirken Vlads III. auf und gewann damit 2008 einen Autorenwettbewerb..
Fälschlicherweise spricht man bei Vlad dem Pfähler gleichzeitig von Vlad Dracul (Name des Drachenordens). Dieser Irrtum wird durch Benecke für den Leser aufgeklärt.

In diesem Zusammenhang spricht Kathrin Sonntag mit dem bereits verstorbenen Nicolae Paduraru (ehemaliger Präsident der Transylvanian Society of Dracula) über die Tourismusführung durch Transsilvanien, über alte Burgen, den Lebensraum Vlads III. und die Entwicklung Rumäniens, das von der literarischen Figur Dracula nachhaltig geprägten wurde. Ebenfalls sprechen Sie über das mangelnde Interesse an der historischen Person und den starken Glauben an den Vampir-Mythos.

vampire_qu1_mark_benecke_at_WGT_vampir„Vampire unter uns! Band 1: Rh. pos.“ ist ein informatives Buch, das seinen Fokus nicht auf die Vampirfigur im Roman legt, sondern sich im Besonderen mit der historischen Figur Vlads III., den heutigen, aus dem Grab auferstehenden Vampiren und den Vampiren des realen Lebens und deren Subkultur auseinander setzt. Letztere Thematik wird im zweiten Band verstärkt thematisiert.
Benecke ermöglicht mit Lydia Benecke, Kathrin Sonntag und Nastassia Palanetskaya, in den bereits vorgestellten und in weiteren Kapiteln innerhalb des Buches, eine Horizonterweiterung des Lesers. Es gelingt ihnen, distanziert von der Darstellung aktueller Vampire im Film, die als Mädchen- und Frauenschwarm moralische Grundsätze vertreten, die heutige Vampir-Szene zu veranschaulichen.
Für die Leser, die sich bisher nicht mit dieser Thematik auseinander gesetzt haben, ist „Vampire unter uns!“ ein guter Einstieg, der einen Einblick in die Legenden des Vampir-Mythos ermöglicht und die modernen Ansichten heute praktizierender Vampire aufzeigt.

Auch im zweiten Band: „Vampire unter uns! Rh. neg.“ beschäftigt sich das Duo Benecke mit dem Vampirismus. Intensiver wird das Leben heute existierender Vampyre, deren Lebensstil, ihre Praxis im Finden von Donors und dem Umgang mit den selbigen beleuchtet. Auch veranschaulicht Lydia Benecke explizierter, in wie weit psychische Störungen und Kindheitstraumata zu einem vampirischen Empfinden und eine Zugehörigkeit zu einer bestimmten Subkultur fördern können.
Ein Land wie Polen, das im zweiten Band von „Vampire unter uns!“ behandelt wird, wird im besonderen betrachtet, da dort der Glaube an Geister, Hexen und Vampire durch einen immer noch existierenden Aberglauben am Leben erhalten wird.

© verfasst von Saskia Schäfer, Dark-News.de 

 

Bestellt HIER eurer Exemplar von „Vampire unter uns! Band 1: Rh. pos.“!

 

Dr. Mark Benecke – Homepage

Lydia Benecke – Homepage

 

Fotoquellen:

Titelbild by Annie Bertram

Foto 1 by Rocksau Pictures

Foto 2 by Annie Bertram

Foto 3 by Benecke.com

Foto 4 by Thomas van de Scheck

Buchcover: www.forensicbox.de

 

Anhang:

Tsd_logo* Die Transylvanian Society of Dracula (TSD) wurde 1991 in Bukarest in Rumänien gegründet. Es ist eine internationale, gemeinnützige Organisation, die sich mit der Erforschung von Bram Stokers  literarischen Grafen Dracula des 19. Jahrhunderts und dem historischen Grafen Vlad III. des 15. Jahrhunderts beschäftigt. Die TSD hat bis heute ihren Hauptsitz in Bukarest. Weitere Standorte befinden sich in ganz Europa und in Kanada. Zum jetzigen Zeitpunkt befindet sich kein Standort in den USA.

Die TSD in Rumänien veranstaltet jährliches ein Symposium und Dracula Kongresse. Das eigene offizielle Reisebüro „Company of Mysterious Journeys“ bietet Dracula-Touren zu historischen und literarischen Orten des Dracula-Mythos in Rumänien an. Die Zu den Mitgliedern der TSD gehören unter anderem Wissenschaftler, Schriftsteller, Künstler und Filmfans. Zu den Ehrenmitgliedern der TSD gehören derzeit Bram Stokers Großneffe Patrick Stoker und Stokers Urenkel Noel Dobbs.

(Quelle: Elisabeth Miller: Dracula‘s Homepage. Transylvanian Society of Dracula. Canadian Chapter. )

** Die verschiedenen Schreibeweisen der Wörter „Vampir“ und „Vampyr“ besitzen unterschiedliche Definitionen. Bei einem „Vampir“ spricht man beispielsweise von einem Vampir-Fan, dessen Interesse sich auf die Vampirfigur in der Literatur und im Film bezieht und sich damit identifiziert. Der „Vampyr“ wiederum bezieht sich auf den „erwachten“, bluttrinkenden Vampyr im realen Leben. Dieser Unterschied wird von Mark Benecke in „Vampire unter uns! Band 2 Rh. neg.“erläutert.

About Poes Rabe

Was schreibt denn da als Redakteurin für Dark News über Literatur, elektronische Musik und Konzerte? Es handelt sich dabei um Poes Rabe, der, anders als erwartet, weiblich, hellhäutig und mit rotem Hauptgefieder gekrönt ist. Namentlich ist dieses Exemplar als Saskia Schäfer bekannt. Das 1990 geborene Rabentier ist Studentin an der Philipps-Universität in Marburg und besucht ebenfalls die Deutsche POP Akademie in Frankfurt am Main.

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