Wie ihr im Review nachlesen könnt, bin ich absolut begeistert vom großartigen Debut-Album von Zorns Projekt Simple Existenz. So konnte ich es mir auch nicht nehmen lassen und musste Zorn mit ein paar Fragen löchern, denn die Hintergründe zu einem so authentischen und ehrlichen Album wollte ich unbedingt in Erfahrung bringen. Dabei kamen einige interessante Details zur Zukunft des Projekts ans Licht, aber lest selbst:
Hallo Zorn, ich hoffe, dir geht es gut. Was ist denn seit 2002, dem Ende Nagelfars, bei dir musikalisch passiert? Dass du mit Egonoir etwas zu tun hast, hat man ja mittlerweile mitbekommen.
Musikalisch ist in der Zwischenzeit nicht allzu viel passiert. Ich habe mich vor allem persönlich weiterentwickelt. Die Zusammenarbeit mit BinZynisch von EgoNoir, basiert auf einer sehr guten Freundschaft. Er hat es vermocht aus ziemlich wenig ausgefeilten Fragmenten, die er von mir bekam, das komplette vorliegende EgoNoir Repertoire zu fertigen. Ich denke die Zusammenarbeit wird auch in Zukunft noch einige interessante Früchte tragen.
Praktisch aus dem Nichts scheint Simple Existenz erweckt worden zu sein. War dieser Schritt geplant, oder darf man das Projekt als spontane Idee betrachten?
Die Idee zu Simple Existenz ist bereits Ende der 90er entstanden. Aber bis Anfang 2009 war ich mit vielen anderen Sachen beschäftigt, sodass nur wenig Zeit zum musizieren blieb. Doch im Moment und sicher auch in Zukunft bin ich mit viel Engagement bei der Sache und freue mich auf alles was kommt! Simple Existenz ist auf keinen Fall eine spontane Idee, sondern ein ausgearbeitetes Konzept, welches auf der Überzeugung basiert, dass wir als Menschen nichts zu verlieren haben.
Ist Simple Existenz als vollständige Band geplant, oder wirst du dich auch in Zukunft um alles kümmern und wenn nötig von Gästen aushelfen lassen? Oder sind tatsächlich sogar Live-Auftritte geplant?
Ich plane nicht andere Musiker in die Verantwortung für die Gestaltung der Musik zu nehmen, es sei, es ist in einem von mir gesteckten Rahmen. Allerdings bin ich gerade dabei ein Live-Line-Up auf die Beine zu stellen. Ich liebe es live zu spielen, weil man erst beim Auftritt so richtig mit den Zuhörern in Kontakt kommt. Es ist geil es auf der Bühne zu stehen und die Musik an die zu richten, die sie ganz laut mitten ins Gesicht bekommen wollen!
Zum Namen Simple Existenz brauchst du ja nicht mehr viel sagen, dieser erklärt sich ja anhand deiner Myspace-Seite. Deine Texte (die auf der Homepage allsamt nachzulesen sind) scheinen aber sehr persönlicher Natur zu sein und dennoch können sie einen jeden von uns betreffen. Dürfen wir diese als autobiographisch betrachten oder schreibst du eher im Allgemeinen?
Ich bin Dir dankbar, dass Du das fragst! Meine Musik und meine Texte sind ausnahmslos autobiographisch. Sie sind alle in bestimmten Phasen entstanden, die sich dann auch entsprechend auf die Lieder ausgewirkt haben. So ist z.B. der sterbende Mann in einer sehr düsteren Zeit entstanden. Damals habe ich mich sehr ernsthaft mit dem Thema „Suizid“ auseinandergesetzt. Wobei dringend ich darum bitte, zu beachten, dass das Lied keineswegs ein romantisierendes Bild darstellt. Vielmehr zeigt es die dumme Absurdität des Wunsches – aus Schmerz – aus seinem Leben fliehen zu wollen. Wer auch immer den Gedanken der Erlösung durch den Tod denkt, irrt! Denn der Tod erlöst dich nicht vom Leid, sondern vom Leben. Nur wer der Irrwitzigen Idee eines Lebens nach dem Tod auf erliegt, kann sich sinnvoll töten! Somit sind Todessehnsüchtige Spinner! Mein Vorschlag ist, erst leben, dann sterben!
Hast du das Gefühl in gewisser Weise über den Dingen und explizit über der „Metal-Welt“ zu stehen? Man hat beim Hören der Platte ein gewisses Gefühl von Weisheit und auch Optimismus, vor allem durch die mehr als gelungenen Texte.
Was ist die „Metal-Welt“? Sind das alle Menschen, die Metal hören, so ist diese Welt äußerst bunt und vielfältig. In diese Welt gehöre ich definitiv, denn ich höre sehr viel Metal. Wenn man allerdings glaubt, dass man um ein Metaller zu sein immer schön grimmig gucken muss, dass man nicht zu glücklich sein darf, dass man sich stets hinter einer dicken Mauer aus Klischees verstecken muss usw., dann stehe ich definitiv über der Metalszene. Eines habe ich im Laufe der Zeit gelernt, sei immer du selbst. Ich lasse mir von Nichts und Niemanden vorschreiben, was ich zu denken, wie ich zu leben, was ich anzuziehen oder was ich zu sagen habe.
Die Musik von Simple Existenz erklärst du selbst als Musik ohne Schnörkel. Und man kann sagen die Stücke gehen geradlinig voran und rocken ordentlich. Der Black Metal aus Nagelfar-Zeiten ist nur noch in manchen Riffs und in Textfetzen zu erkennen. Wie kommt es zu dieser Orientierung?
Sehr schwer zu beantworten. Das war kein bewusster Prozess. Die Musik hat sich so ereignet und nun ist sie da. Ich bin aber froh, dass ich mich dann doch noch musikalisch emanzipieren konnte, ohne dabei den Kerngedanken zu verlieren. Für mich bedeutete Metal immer, „tu was du willst“. Was ich allerdings schon sagen muss, ist, dass ich mich damals (vor allem am Ende) sehr durch die Klischees und Erwartungen eingesperrt gefühlt habe. Daher war es für mich äußerst wichtig auf Distanz zur Metalszene zu gehen. Nun kann ich auch hier voll und ganz ich selbst sein. Authentizität ist für mich das wichtigste im Leben, daher stören mich soziale Festlegungen!
Hast du Jander lange bitten müssen, das Stück Schaben einzusingen? Immerhin hat er auch den Text dazu geschrieben. Wie siehts bei ihm aus, wird von ihm musikalisch wieder etwas kommen, denn sein Gesang auf Schaben lässt einen ja schon nostalgisch in die Vergangenheit blicken.
Ich habe eigens bei ihm nachgefragt, um diese Frage zu beantworten. Er schließt nicht aus, dass es irgendwann mal wieder Musik von ihm geben wird, aber es steht definitiv noch nichts fest. Die Idee Jander zu fragen, den Gesang und den Text für ein Lied beizusteuern, kam mir die dem letzten Rock Hard Interview. Dort erhielt ich den Eindruck, dass er der Sache gegenüber nicht so abgeneigt war, wie ich es immer vermutet hatte. Und da ich seinen Gesang und seine Art Gefühl in die Stimme zu legen sehr schätze, habe ich mich sehr gefreut, als er zusagte. Und als dann noch der Text so perfekt in mein „Simple-Existenz–Konzept“ passte, war ich natürlich komplett begeistert. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er mir diesen Gefallen getan hat.
War es für dich selbstverständlich bei Sveinn und dem Van anzuheuern? Immerhin scheinst du dich ja örtlich aus der Aachener Gegend entfernt zu haben.
Es war eigentlich nicht von vornherein klar, dass ich überhaupt veröffentlichen werde. Zunächst habe ich, wie die Jahre davor eigentlich nur so vor mich hin komponiert. Irgendwann habe ich mal ein Stück an den Sveinn geschickt. Sicher – wenn aus nicht bewusst – ein bisschen mit der Hoffnung, dass er Lust hat mir bei der Veröffentlichung zu helfen. So war es dann ja auch. Im Laufe der Zeit sind dann noch weitere Stücke dazu gekommen und es wurde schließlich ein Longplayer. So ist die Sache immer weiter gewachsen und gereift, bis sie war wie sie jetzt ist. Ich hoffe sie gefällt!?
Ich bin Sveinn sehr dankbar, dass er sich so engagiert der Sache angenommen hat, ich kann mir keine bessere Plattenfirma vorstellen. Er hat viel Mut bewiesen, schließlich ist die Investition in Simple Existenz ein riesen Wagnis, da es unheimlich schwer fällt zu sagen, wie sich die Sache entwickeln wird.
Was erwartest du von deinen Hörern. Immerhin sagst du ja selbst, dass es schwer ist zu sagen, wie sich das Album entwickeln wird und wie es bei der Masse ankommt. Gab es schon Reaktionen zu „Das Leben vor dem Tod“?
Bis jetzt gab es wenige Reaktionen. Die Reaktionen die ich bis jetzt bekommen habe, sind eigentlich äußerst positiv. Ein bisschen stören mich die Vergleiche mit Bands, die ich nicht besonders mag. Ich denke ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen, dass manche Hörer sich nicht die Zeit und den inneren Raum gönnen um Simple Existenz einen eigenen Platz zu geben. Wo wir zugleich bei der Antwort auf den ersten Teil der Frage sind. Ich erwarte, dass man versucht der Musik eigenes Leben zu geben, was in sie reinzulegen, sie mit eigenen Gedanken erfüllt, so dass Simple Existenz etwas Angeeignetes wird.
Wie wird es weiter gehen mit Simple Existenz? Bleibt das Album für sich alleine stehen, oder geht es jetzt erst richtig los? Ich habe ja das Gefühl, du sprühst nur so vor Kreativität und dass da noch einiges ist, was nach draußen soll!
Zweites ist der Fall, es geht jetzt erst richtig los und es ist wahr, es will noch viel mehr aus mir raus. Es sind bereits erste Rohfassungen für das nächste Album bzw. die Split fertig. Im Moment bin ich auf der Suche nach einer Wohnung im Raum FFM, in der ich gelegentlich etwas lauter sein kann. Außerdem muss ich noch ein zwei neue Teile für mein Homestudio kaufen und dann kann es mit den Aufnahmen für die Split losgehen. Mit wem das sein wird und was da drauf sein wird, wird z.Z. noch nicht verraten. Aber ich bin überzeugt, es wird eine richtig geile Sache!
Ich danke dir im Namen unserer Leser für die Beantwortung der Fragen. Ich hoffe Simple Existenz wird die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdient! Die letzten Worte für das Interview gehören natürlich dir!
Vielen Dank für Deine Unterstützung! Abschließen möchte ich gerne mit einem Zitat: „Es ist durchaus nicht nötig, nicht einmal erwünscht, Partei dabei für mich zu nehmen: im Gegenteil, eine Dosis Neugierde, wie vor einem fremden Gewächs, mit einem ironischen Widerstande, schiene mir eine unvergleichlich intelligentere Stellung zu mir.“ Friedrich Nieztsche
Das Leben ist kurz,
ZORN