Slipknot – All Hope Is Gone (Review und Kritik)

Slipknot – All Hope is gone

Slipknot – All Hope is gone (Review und Kritik)

Die neun Maskenmänner aus Iowa gehören heute zu den letzten noch bestehenden Helden der „Nu-Metal Ära“. Ist der größte Teil der Gruppen dieser Stilrichtung im Sumpf der Masse untergegangen oder wurden durch die neuerdings beliebten Metalcore Bands abgelöst, so schaffen es Slipknot neben einigen wenigen anderen Veteranen des Nu-Metal auch heute noch das Aushängeschild ihres Labels zu sein. Das nunmehr fünfte Slipknot Album erscheint nun knapp 4 Jahre nach dem eingängigen „Vol. III: The subliminal Verses“ und lässt „Maggots“ der ersten Stunde auf eine Rückbesinnung auf die brutalen Anfänge ihrer maskierten Helden hoffen.

 

Wie nicht anders zu erwarten war beginnt auch das neueste Werk des Iowa Neuners mit einem einleitenden Intro das den Hörer schön mal vorahnen lässt was ihn hier erwartet. „Execute“ ist eigentlich nichts als ein Störgeräusch, in dem Corey Taylors Stimme leise im Hintergrund etwas unverständliches vor sich hin redet. Bis dann Jordisons gewohnt gute Drums einsetzen um die Überleitung zum eigentlichen Opener der Platte zu schaffen.

 

Slipknot
Slipknot

„Gematria (the killing Name)“ lässt schon bei den ersten Tönen auf ein brutales Meisterwerk im Stil von People = Shit hoffen. Bei diesem Stück wird jeder Fan der frühen Werke nicht enttäuscht werden. Auf unpassenden Clean-Gesang würde gänzlich verzichtet, was eine Eingängigkeit des Refrains aber keinesfalls ausschließt. Ein sehr heftiger Song, wie man ihn von Slipknot nach einem Grammy Gewinn und hoher kommerzieller Erfolge nicht mehr erwartet hätte.

„Sulfer“ kann wieder einmal durch extrem gutes drumming von Schlagzeuger Joey Jordison punkten. Taylors Gesang hingegen erinnert stark an sein Nebenprojekt Stone Sour und lässt jeden, der auf ein zweites Iowa gehofft hat, schnell auf den Boden der Tatsachen zurück finden. Slipknot haben sich verändert – und zwar extrem. Dabei scheint die Band nicht wirklich musikalisch reifer sondern lediglich Massentauglicher geworden zu sein. Ein Refrain der ohne weiteres auch auf ein Album einer Alternativ Rockband gepasst hätte macht den wirklich starken Anfang des Songs zunichte und lässt hoffen das die erste Single-Auskopplung „Psychosocial“ die alten Slipknot zurückholt, oder das Album zumindest wieder auf das Niveau des Openers hebt.

Tatsächlich scheint auch dieses Lied zunächst wieder härter zu werden wechselt dann allerdings zu einem extrem unpassend wirkendem Klar-Gesang. Ein Stück das evtl. einige Zeit zur Eingewöhnung benötigt, sich dann aber auf Grund des eigentlich ziemlich guten, wenn auch überraschenden, Refrains stark vom bisher gehörtem abhebt. Eine würdige Single, die allerdings viele alte Fans abschrecken wird, und wohl eher beim MTViva Publikum Anklang finden wird. Dem kommerziellen Erfolg der Des Moiner dürfte dieser Song zumindest in keiner Weise schaden. Ob dies positiv zu bewerten ist sollte jedem selbst überlassen sein.

„Dead Memories“ startet schon ziemlich soft und hat mit der Band Slipknot, wie die alten Fans sie kennen, nichts zu tun. Ein Song wie er auch ohne weiteres auf einem Stone Sour Album zu finden sein könnte. Komplett Clean gesungen und im Midtempo gehalten. Schade, denn selbst wenn man Taylors Nebenprojekt mag will man Slipknot hören wenn man eine Slipknot – CD einlegt. Generell ein schönes Stück aber nichts das man nach 4 Jahren Wartezeit hören möchte.

Das darauf folgende „Vendetta“ klingt zumindest musikalisch wieder typischer, stimmlich wird aber auch hier wieder clean vorgegangen. Der Gesang klingt zwar durchaus interessant schafft es aber dennoch nicht diesen eher mittelmäßigen Song zu retten. Bei einem Song der Sinngemäß „Blutrache“ heißt hätte man mehr erwartet. Leider schafft es auch „Butchers Hook“ kaum in den Gehörgang. Ein schrecklich unpassender Refrain schafft es höchstens das man dazu neigt zum CD-Regal zu gehen und sich die „Iowa“ in den Player zu schieben.

„Gehenna“ ist dann einer dieser typischen Füller wie sie durchaus der Atmosphäre halber auch auf den so hoch gerühmten alten Alben der Band zu finden waren. Immerhin geht es hier überraschenderweise zwischen den einzelnen Sprech-Passagen etwas brutaler zur Sache bevor es wieder in einen klaren Gesang übergeht.

Nach einer solchen Durststrecke hat man beinahe keine Erwartungen mehr in „This cold Black“, und wird dann richtig überrascht. Dieser Song verzichtet endlich wieder auf softe Gitarren und Clean-Gesang und kommt dem, was Slipknot früher so abgeliefert haben, wieder näher. Ein wirklich hängen bleibender Refrain fehlt zwar, dafür gibt es endlich wieder geknüppel und sogar ein Gitarrensolo – was will der Maggot mehr?

Die Antwort auf diese Frage lautet sicher nicht „Wherein Lies Continue.“ Denn die Rückbesinnung auf alte Tage ist schon hier wieder vorbei und den euphorischen Hörer knallhart auf den Boden der Tatsachen zurück. Klingt der Song Anfänglich durchaus noch nach Slipknot (Stellenweise sogar wie auf dem selbst betitelten Album) wird dann in dem so ziemlich unpassendsten Refrain übergegangen welchen diese Gruppe je von sich gegeben hat. Ein Grund so schnell wie möglich zu „Snuff“ zu wechseln. Dieses Stück ist meilenweit entfernt von allem für das die Maskenmänner bisher standen. Akustisch und komplett clean gesungen glaubt man kaum welcher Band man hier lauscht. Und selbst als es etwas schneller wird scheint es selbst für eine Band wie Stone Sour zu soft. Musikalisch sicher nicht schlecht aber enttäuschend für jeden Fan, der die Band nicht erst seit „Vol. III“ kennt.

„All Hope is Gone“ dachte man sich bei diesem Album tatsächlich bis jetzt. Das Lied das dann wirklich so heißt und bereits vor der Veröffentlichung der Platte bekannt war ist da geradezu ein Lichtblick. Nach Akustikgitarre und schnulzigem Kuschelrock wird hier endlich wieder geknüppelt was das Zeug hält und sogar wieder auf Solos gesetzt. Selbst wenn dies anhand der Leistungen Slipknots in den vergangenen Jahren eher mittelmäßig erscheint, ist es definitiv ein Highlight der Platte. Ein Werk das darauf hoffen lässt das doch noch nicht alle Hoffnung verloren ist und auch „Child of burning Time“ diesen Standard halten kann.

Natürlich wäre es aber zu schön wenn es jetzt so weiter gehen würde, und so folgt erneut ein softes Lied wie es auf dieser CD leider überwiegend vorkommt. Im Gegensatz zu den anderen fehlt diesem leider auch ein wirklich spektakulärer Refrain oder gute instrumentale Arbeit. Stattdessen könnte man das Lied für den Titelsong einer TV-Liebes-Soap halten.

Die Vermillion Songs sind bereits vom letzten Album bekannt und verzaubern nach wie vor. Der Unterschied zu Vol. III ist hier aber das es kein Ausnahmelied ist sondern zwischen all dem weichen Gesang kaum noch auffällt. So kann „Vermillion part II (bloodstone Mix)“ leider gar nicht zünden.

Den Ausklang bildet dann „Till wie Die“ welches ebenfalls wieder ruhiger gehalten ist und den damit verpatzen Eindruck des vorangegangen Stückes nur noch verstärkt. Es ist traurig was aus dieser Band geworden ist.

Tobias "Zigeunerjunge" Geers

Fazit: Ich kann – ja Muss geradezu – jedem früheren Maggot (Slipknot Fan) von diesem Werk abraten. Dies ist nicht mehr Slipknot wie wir sie einst kannten. Und selbst mit Stone Sour kann dieser Kuschelrock nicht mithalten. Es ist mehr als enttäuschend wenn alte Helden sich so verkaufen, anpassen und damit Ihren eigenen Stil brechen. Das hat nichts mit einer positiven Weiterentwicklung zutun. Dieses Album ist offensichtlich nur darauf ausgerichtet dem Mainstreamhörer zu gefallen und hat kaum einen Song mit Hitpotential im Sinn von „Wait and Bleed.“ Die wenigen Stücke die auch Fans der ersten Stunde gefallen dürften lassen allerdings darauf hoffen das „All Hope Is Gone“ nicht all zu wörtlich zu nehmen ist und sie sich evtl. noch einmal zurück orientieren. Wir können nur darauf hoffen, dass bis dahin nicht erneut 4 lange Jahre Wartezeit und eine herbe Enttäuschung ins Land ziehen.

 

Tracklist von All Hope is Gone

  1. Execute
  2. Gematria (The Killing Name)
  3. Sulfur
  4. Psychosocial
  5. Dead Memories
  6. Vendetta
  7. Butcher’s Hook
  8. Gehenna
  9. The Cold Black
  10. Wherein Lies Continue
  11. Snuff
  12. All Hope is Gone
  13. Child of Burning Time (Bonus Track)
  14. Til We Die (Bonus Track)
  15. Vermillion Pt. 2 (Bloodstone Mix) (Bonus Track)
( 6,5 / 10 )
( 6,5 / 10 )

Release: 22.08.2008

Anspieltips:

– Gematria (The Killing Name)

– Psychosocial

– All Hope Is Gone

Website: www.slipknot1.com

 

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