Der Hundeplatz ganz in meiner Nähe hat sogar eine schöne Lage, denn es ist der ‚Alte Friedhof‘ in Düsseldorf-Bilk und ihr könnt Euch vorstellen, dass es eher seltene Gelegenheiten gibt, wo man als Dunkler ganz ungeniert an und auf einem Friedhof sitzen kann, ohne die üblichen Kommentare. Wenn meine Hündin also Spaß mit anderen Hunden hat, sitze ich meist was abseits, mit grimmigen Blick, denn die Gespräche der anderen Hundehalter, die sich wie eine Schallplatte mit Sprung anhören und nur aus dem Inhalt bestehen, wie toll doch der eigene Hund ist und aus welchen schwierigen Bedingungen man diesen geholt hat und was für ein Gutmensch man sei oder eben, wie mies doch die alle Ämter sind…
Die Sommermonate haben meist den Nachteil (für mich), dass man fast die Annahme haben könnte, die dort anwensenden BGE-Befürworter halten eine Art Occupy auf dem Hundeplatz ab und egal um wieviel Uhr ich mich da hinsetzen möchte, sind immere mehrere Buntis zugegen. Zugegeben, ich freue mich auf den Herbst und Winter.
Aber das will ich Euch gar nicht erzählen.
Wenn ich mich also auf den Heimweg mache, komme ich an einer dieser Wohnsiedlungen vorbei, eigentlich könnte man diesen Atriumbau mit Rasenfläche, Fahrradständer, Dualen-System, Bäckerei und Steuerberater hübsch finden. Die vermutlich schicken Appartements und Wohnungen haben natürlich alle einen Balkon oder Dachterrasse eben zu jener Rasenfläche hin, damit auch jede Kommunikationsmöglichkeit zu den Nachbarn erzwungen wird, da auch das Geländer mehr Glas hat, als es verdeckt.
Witzig ist, das man genau erkennt, wo Single wohnen und wo Paare wohnen und welchen Stand dieses haben. Die Balkone der Singles sehen meist aus, wie die Leergutannahme eines gut sortierten Getränkegroßhandel und eine völlig vertrocknete Blume, die man vermutlich zum Einzug geschenkt bekommen hat.
Bei Paaren hingegen, sieht der Balkon eher aus wie eine Showabteilung von ‚Ikea‘ und dem Monatsmagazin ‚Schöner Wohnen‘ nur halt dann doch nicht so ganz so schick. Sondern eher so wie, als sei ‚Einsatz in vier Wänden‘ eine Religion und der Balkon der entsprechende Tempel. Natürlich darf da nicht die pseudo-romantische Lichterkette aus dem Discounter fehlen. Vorzugsweise mit LEDs, gepaart mit einem Sammelsurium an Kerzen, als würde Lana del Rey jeden Augenblick dort ein Video drehen wollen. Balkonsitzgarnituren, die den Preis haben, wo jeder Single bequem sein ganzes Leben im Pizzabringdienst bestellen könnte oder eben ein Dunkler spielend sämtliche, stattfindende Festivals auch noch weit über seine Lebzeit hinaus besuchen könnte. An der Balustrade und in Kübeln ein Meer an sämtlichen, farbigen Blumen, die so bunt sind, dass nicht mal die Sonnenbrille die empfindlichen Augen eines Dunklen schützen mag. Bei der Menge an Blumen, wundert es mich, dass es überhaupt noch Blumen in der Natur gibt, denn die Balkonbepflanzung stellt jede Bundesgartenschau in den Schatten. Wäre mir persönlich viel zu stressig. Die muss man ja auch noch giessen und wer will schon ein All-you-can-eat-Buffet für Wespen auf der Balustrade haben, wo die Wespen einem dann sowieso in das nicht mehr kalte Kaltgetränk fallen?
Der Kombinationsgrill in der Ecke… nun der Größe nach, könnte man bequem eine ganze Zirkustruppe in einem Grillvorgang speisen – mindestens.
Bei so viel Idylle mag ich mir gar keine Süßigkeiten mehr am Kiosk um die Ecke kaufen, denn der Bedarf an Sucrerie ist bis kommende Woche gedeckt. Dann doch lieber meinen kleinen Balkon mit einem toten Bonsaibäumchen, der auch nicht durch mein gutes Zureden wie lebendig werden möchte, ein Kasten Bier und ein Kasten Limo, auf die man auch die Beine hochlegen kann und eine Totenkopfflagge, die im Zweifel auch als Sonnenschutz dient und eine Petroleumlampe.
In diesem Sinne… allen unseren Lesern ein schönes Wochenende mit oder ohne M’era Luna
Euer Marcel