Spectral - Evil Iron Kingdom

Spectral – Evil Iron Kingdom (Review und Kritik)

Spectral - Evil Iron Kingdom
Spectral - Evil Iron Kingdom

Alleine die deutsche Herkunft, das Ziel, Viking Metal zu machen und noch die Absicht, dabei Englisch zu singen, garantiert noch lange nicht tiefgründige, richtige oder annehmbare Texte in den Songs. Wenn wir eins aus diesem Genre gelernt haben, dann das.
Klischeebeladene, gröhlende Wikinger (am Besten noch mit Hörnerhelmen) schmücken heutzutage Cover und Inhalt vieler Platten des Wikingermetalls. Können sich Spectral von dieser Last befreien und ein individuelles Album zaubern? Weiterlesen!

Wenn man vom Teufel spricht: Ein Blick auf das Cover von „Evil Iron Kingdom“ bestätigt meine Vermutung. Was sehen wir? Einen Wikinger mit Hörnerhelm, Vollbart, vielen Muskeln und Nieten inklusive Totenkopfschwert. Soviel dazu.
Aber nun weg vom Äußeren: Kommen wir doch zu der Musik an sich, darum geht es hier schließlich.
Nach einem kurzen Intro, dass das so hoffnungslose, todverdammte „Evil Iron Kingdom“ beschreibt, bei dessen altbackener (entschuldigt die harsche Beschuldigung) Möchtegern-Bösartigkeit ich mich fast fremdgeschämt hätte, folgt der Titelsong: „Evil Iron Kingdom„.
Da der Song an sich nichts Neues ist, gibt es da auch nicht viel zu sagen. Der Großteil des Gesangs besteht aus Screams, die ab und an von tiefen Growls unterlegt worden sind. Die Präzision wird dann aber 100% Studioarbeit sein, denn Spectral haben laut Angaben nur einen Sänger. Zwar ist der Song kein lyrischer Knaller, denn der Refrain besteht aus den 3 Worten (Was dem Song etwas die Struktur nimmt), die auch das Album als Titel trägt, aber der Text ist für das Genre und eine Band aus dem deutschen Sprachraum (Die Mischung macht’s!) durchaus ansehnlich.

Spectral
Spectral

Weiter geht es mit dem wohl melodiösesten Song der Platte, praktisch einer annähernden Hymne: „Age of eternal Victory„. Wieso nur annähernd? Alleine der teilweise aggressive Sound, der sich trotz der im Vergleich langsameren Songgeschwindigkeit entwickeln kann, verwehrt diese Bezeichnung. Dieser Song weiß eine Struktur aufzuweisen, im Gegenteil zum Titelsong, und das durch wiederkehrende Melodien, die dem ganzen Song einen Charakter verleihen. Des Weiteren sind die Growls teilweise sogar zu derb und reißen damit den Track aus dem Gewand einer melodischeren Pause. Gegen Ende erlebt man einen kurzen Solopart der Gitarre (später steigt eine 2. Gitarre ein), der zwar technisch nicht anspruchsvoll oder ausgefeilt ist, aber dennoch gut klingt. Also, vergessen wir die Technik und bemerken wir den Fakt, dass sich der Song inklusive Solo-Part alles in Allem wirklich gut anhört.

Ein ganz besonderes Exemplar ist Song Nummero 8: „Axecutioner„. Das stumpfe Wortspiel aus Axe und Executioner lässt euch nicht im Geringsten die noch stumpfere Songidee erahnen. Es geht um einen Axecutioner, also einen Henker mit einer Axt, der alle ach so bösen Menschen enthauptet und somit bestraft. Das ist textlich weder der Burner noch wirklich originell. So musste ich bei Zeilen wie „Axecutioner, Headless you will burn in Hell“ öfter mal schmunzeln. Musikalisch beleuchtet lassen sich schnelle Riffs erkennen, die von angepasstem Gesang unterlegt sind. Wie man es bereits auf „A Pagan Storm“ von Wolfchant hörte, wird der Gesang dem Klang der Gitarren gut angelegt. Man kann ein kleines Solo hören, das ein bisschen nach Power-Metal klingt und eher weniger in den Song passt. Des Weiteren kommen durch die Riffs und die knallenenden Drums die Thrash-Einflüsse der Band raus und machen den Song zu einem treibenden Werk.
Generell sind die Texte zwar nicht großartig, aber für das Genre durchaus akzeptabel – das doppelte Übel „Deutsche Wikinger“ behauptet sich hier also nicht. Zudem sind die Gesänge teilweise präzise und angenehm überlagert.

Skaal
Skaal

Fazit: Trotz der recht wirr aufgebauten und geführten Melodien und teilweise nicht vorhandenen Strukturen und Prägnanzen, ist es ein recht solides Werk aus dem Bereich. Für Freunde des Viking Metal in Verbindung mit Thrash- und Power Metal ist es allemal zu empfehlen, Neulingen könnte die oben genannte wirre Konstruktion durchaus missfallen. Laut Angaben versuchen sie Pagan-, Power-, Thrash- und Black Metal zu vermischen. Ich konnte nur die ersten 3 Genres raushören, Power nur minimal, von Black war in meinen Ohren nichts zu vernehmen.
Übrigens: Hört mal genau den Song „United Forces“ und genießt den Gesangsabschnitt, der sich nicht von einem Hochfrequenzton unterscheidet.

Trackliste:

  1. Intro (Spectralism)
  2. Evil Iron Kingdom
  3. United Forces
  4. Die in Battle
  5. Embrace the Darkness
  6. Pagan Steel
  7. Age of Eternal Victory
  8. Axecutioner
  9. Ira Inflammatus
  10. Raise your Fist
( 7,5 / 10 )
( 7,5 / 10 )

Anspieltipps:
Pagan Steel, Age of eternal Victory

Veröffentlichungsdatum:
20.11.2009

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