Das Cover der neuen Platte ist nicht weniger kreativ als die Musik

Staind – Staind (Review und Kritik)

Das Cover der neuen Platte ist nicht weniger kreativ als die Musik

Vor zehn Jahren gelang den Alternative-Rockern Staind aus Massachusetts der ganz große Durchbruch mit dem Album „Break The Charts… ähm Cycle“. Songs wie „Outside“ und „It’s Been Awhile“ schafften es bis ganz nach oben. Richtige Alternative-Fans dürften darüber allerdings eher enttäuscht gewesen sein, da Staind sich musikalisch leider immer mehr von diesem Genre entfernten. Jetzt stehen die Jungs mit ihrem 7. Studio-Album „Staind“ am Start. Mal sehen, was uns da erwartet? Immer noch der Kuschelkurs oder die Härte, die wir noch aus ihren Anfangszeiten kannten…

Die Songs sind alle relativ kurz, im Schnitt 4 Minuten, und machen der Redensart „In der Kürze liegt die Würze“ alle Ehre. Das Album ist eine gelungene Synthese aus Rock-Balladen und Alternative mit Metal-Einflüssen.

„Eyes Wide Open“ scheppert gleich gut los und erinnert an „Dysfunction“-Zeiten (und im Intro verdächtig stark an „The Sickness“ von Disturbed – ein Schelm, der Böses dabei denkt…).  Sänger Aaron Lewis präsentiert schon zu Anfang seine gesangliche Bandbreite mit abwechselndem cleanen und gutturalem Gesang sowie hohen Shouts dazwischen. Auch Mike Mushok an der Gitarre lässt es nicht langweilig werden und die Stilwechsel des Schlagzeugs runden den Song gelungen ab.

Songs wie „Not Again“,  „Take A Breath“ und „The Bottom“ sind zwar etwas ruhiger, haben aber durch die Gitarrenriffs und auch durch die eingebauten Shouts noch genug Härte, um keine „Kuschelnummer“ zu sein.

„The Bottom“ geht aufgrund seiner leicht orientalisch angehauchten Melodie besonders ins Ohr.

Gitarrist Mike ist wirklich ein Meister darin, langsame und leicht traurige Riffs oder Soli in kompromisslose Rock-Kracher übergehen zu lassen und auch Schlagzeuger Will Hunt weiß mit seinem Instrument umzugehen und dem Gitarrenspiel besondere Akzente zu verleihen.

Alternative-Rock aus Massachussetts

Textlich sind die Jungs zwar immer noch ein bisschen im inneren Drama gefangen, aber die berühmte Ausnahme, die die Regel bestätigt, ist auf diesem Album definitiv der Song „Wannabe“. Nicht nur, dass der Text sich hier mal nicht um Liebe, Herzschmerz oder persönliche Lebenskrisen dreht, sondern mit, wie der Titel schon sagt, „Möchtegern-Rockstars“ abrechnet, die nichts Besseres zu tun haben, als ihre Mitmenschen zu beleidigen und sich dabei hinter ihrer Fassade verstecken. Der Text wird dabei stellenweise gerappt, was ein bisschen an die alten Sachen von Limp Bizkit oder Linkin’ Park erinnert. Auf jeden Fall ist dies eine Nummer mit harten Beats, auf die man richtig „abrocken“ kann, sprich, dies ist das erste Lied auf dem Album, das mich definitiv auf die Tanzfläche ziehen würde.

„Kuschelnummern“ sind hingegen „Throw It All Away“ und der Abschlusstrack „Something To Remind You“. Hier wird verstärkt zur Akustikgitarre gegriffen und der weiche, durchdringende Gesang, den Aaron genau so gut beherrscht, wie die Shouts, sanft untermalt. Das facettenreiche Potential wird in den insgesamt 10 Tracks also voll ausgeschöpft. Hut ab!

Fazit: Staind haben endlich wieder zu ihren Anfängen gefunden, ohne dabei ihre Weiterentwicklung zu verwerfen. Die Songs sind allesamt raffiniert aufgebaut und halten durch den sehr abwechslungsreichen Einsatz der Instrumente und der Stimme viele kleine Überraschungen für den Zuhörer parat. Zwar zeichnet sich schon ein gewisser Stil ab, der auch die ganze Zeit über eingehalten wird und  anhand der vorherigen Alben schon erkennen lässt, dass es sich um Staind handelt. Dabei kommt aber trotzdem nicht der bekannte „Das-Hört-Sich-Alles-Gleich-An“-Effekt auf, denn die Band lässt sich beim Aufbau, der Melodik und der Rhythmik wirklich in jedem Song etwas Neues einfallen. Mit Songs wie „Wannabe“, „The Bottom“ und „Paperwings“ wird musikalisch mal ein bisschen experimentiert, was dem Album jedoch nicht schadet, im Gegenteil: Diese ausgefallenen Songs bleiben im Kopf.

Für dieses gelungene, fast schnulzenfreie Werk gibt es von mir 9 von 10 Punkten.

Tracklist:

01. Eyes Wide Open

02.  Not Again

03. Failing

04. Wannabe

05. Throw It All Away

06. Take A Breath

07. The Bottom

08. Now

09. Paper Wings

10. Something To Remind You

(9/10)

Anspieltipps:

Eyes Wide Open, Wannabe, The Bottom

Erscheinungsdatum:

22.09.2011

Links:

Offizielle Homepage der Band

Staind bei Roadrunner Records

About Mustaveri

Alter: 28 Beruf: Übersetzerin (freiberuflich) Lieblingmusik: Metal (Death, Dark, Black, Thrash, Symphonic, Gothic) Hobbys: Musik, Sport, Schreiben, Kunst, Kochen

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