Svartthron - Kraujo Estetika (Review und Kritik)
Svartthron - Kraujo Estetika (Review und Kritik)

Svartthron – Kraujo Estetika (Review und Kritik)

Svartthron - Kraujo Estetika (Review und Kritik)
Svartthron - Kraujo Estetika (Review und Kritik)

Das Land Litauen zählt sicher nicht zur Hochburg des Black Metal. Ich denke das brauche in niemanden zu erzählen, denn auch nach längerem Überlegen will einem nicht einmal eine Handvoll Gruppen einfallen die unter diesem Banner musizieren oder überhaupt über den Rand ihres Landes musikalisch erfolgreich sind. Das Quartett Svartthron, um Frontfigur Tomhet, jedoch kann nun schon auf eine beachtliche Diskographie von vier vorangegangenen Alben zurück greifen, was zum erscheinen ihres neusten Werkes „Kraujo Estetika“, mit seinem ungewöhnlichen Cover, nur förderlich sein kann.

Und so einfallslos der Bandname auf dem ersten Blick klingen mag, umso abenteuerlicher muten die Songtitel an, die (wie es sich gehört) in ihrer Muttersprache litauisch gehalten sind. Da kann man sich direkt beim ersten Track „Lopšiné Kraujuosna. Pradžia“ schon etwas ratlos fühlen. Aber worum soll es in den Texten einer ambientlastigen DSBM Band schon gehen? Das „Wiegenlied vom Blut. Der Start.“ (so in etwa die deutsche Übersetzung), klingt exakt so wie man es erwartet hat. Melancholisch, schleppend aber zumindest instrumental durchaus melodisch. Lediglich die Stimme von Sänger Tomhet klingt in diesem Stück noch weniger überzeugend, als viel mehr gelangweilt und antriebslos. Aber was könnte Depressivität schließlich besser ausdrücken? Und schließlich geht man schon beim Folgesong „Finaliné Apvaizda. Apsižiok“ gesanglich wesentlich DSBM typischer vor. Ob das nun positiv zu bewerten ist oder dem Vorangegangenen etwas die persönliche Note nimmt muss sicher jeder für sich selbst entscheiden. Rein von der Atmosphäre und dem Songaufbau her war ich kurzzeitig an die Australier „Austere“ erinnert, die zwar ebenfalls ihr Handwerk verstehen mich aber nie wirklich vom Hocker hauen konnten.

Svartthron
Svartthron

So schnell einem jedoch dieser Vergleich in den Sinn kam, so schnell kann man ihn auch schon wieder verwerfen. Svartthron scheinen Wert auf Abwechslung zu legen ,oder sich einfach noch nicht sebst definiert zu haben, denn schon bei „Modernaus pragmatizmo vizija. Išpirka“ klingen die Litauer wieder vollkommen anders. Durch seine schleppenden Riffs, und an Raw Black Metal erinnernden Songaufbau, verfolgt das Album bisher schlichtweg keinen roten Faden und geht wesentlich agressiver und offensiver zu werke als beim bisher gehörten. Und all das ohne dabei mit der melodischen Seite zu geizen wie das ruhige „Sparnuotoji Dozé. Laukimas“ selbst mit düsteren Sprechgesang unter Beweis stellt.

Bei so viel Abwechslung kommt viel auf – aber sicher keine Langeweile, oder die heraufbeschworenden Selbstmordgedanken. Svartthron verstehen ihr Handwerk und haben es nicht nötig sich in ein enges Schema zu quetschen.

Bei der ganzen Spanne von Depressivität bis zur rohen Aggressivität ist eins bisher vollkommen in den Hintergrund gerückt… wurden Svartthron nicht als Ambient Black Metal angepriesen? Wo waren diese Stellen bisher? Man scheint sie sich bis „Kancia. Žinojimas“ aufgespart zu haben. „Leiden. Wissen“, wie der Track auf deutsch heißen würde, wird zunächst genau so eingeleitet, bevor es sich zu einem der hervorstechendsten Stücke der bisherigen Scheibe mausert. Besonders gesanglich bringt man es hier zu Höchstleistungen – ein prägnantes Gitarrenspiel erledigt dabei das übrige.

Hatte man das Album bei den Titeln sowie dem ersten Eindruck noch etwas missmutig und wenig motiviert in den Player gelegt muss man mitlerweile einfach zugeben, dass das Album seine Höhepunkte hat und durchaus zu begeistern weiß. Vielleicht braucht es seine Zeit, vielleicht muss man auch einen Song wie „Kraujo Estetika. Supratimas“ mehr als einmal hören, um sich an eigenwillige Gesänge und Ausbrüche zu gewöhnen, aber die wirklichen Glanzstücke wie das harte „Svetimújú Skerdykla. Pergalé“ kristallisieren sich schnell heraus und machen Spaß. Nach dem Abschluss mit „Šuniškas Altorius. Triumfas“ dürften Anhänger melancholisch/depressiver Klänge genau so zufrieden gestellt worden sein wie die nietenbepackten und kriegsbemalten Fans kompromissloserer Musik. Litauen ist wohl doch nicht ganz so harmlos wie bisher angenommen.

Fazit: Unerwartet Abwechslungsreich. Nach dem ersten Song hatte ich das Album mehrmals missmutig wieder abgebrochen, aber es lohnt sich wirklich ihm eine Chance mehr zu geben. Die Litauer bringen hier einen hörenswerten Mix zwischen DSBM und aggressiven Tönen zu stande, der nicht unter den Teppich gekehrt werden sollte. Denn auch wenn man musikalisch nicht wirklich innovativ ist, und die Texte ohne Google Translator für uns nicht einmal zu erahnen sind – Langeweile kommt hier nicht auf. Ein Album das Spaß machen kann wenn man ihm eine Chance gibt. Musikalisch nichts zu bemängeln, mit wenigen durchhängern und dafür mehr Black Metal und weniger Ambient – so will man es hören.

Tracklist von Kraujo Estetika

  1. Lopšiné Kraujuosna. Pradžia
  2. Finaliné apvaizda. Apsižiok
  3. Modernaus pragmatizmo vizija. Išpirka
  4. Sparnuotoji Dozé. Laukimas
  5. Kancia. Žinojimas
  6. Kraujo Estetika. Supratimas
  7. Svetimújú Skerdykla. Pergalé
  8. Šuniškas Altorius. Triumfas

( 7 / 10 )

Anspieltips:
> Finaliné apvaizda. Apsižiok
> Kancia. Žinojimas

Erscheinungstermin:
18.01.2010

http://www.myspace.com/svartthron

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