„Was ist der letzte Satz eines Drummers in der Band? Ich hab da mal ’nen Song geschrieben…“. Viele von euch werden diesen Witz sicherlich kennen, ist er doch unter musikliebenden Menschen weit verbreitet. Das diese humoristische Anspielung auf das musikalische Unvermögen von Schlagwerkern durchaus unberechtigt ist, wird aber immer wieder mal bewiesen. Ein mehr als hervorragendes Beispiel ist die norwegische Band Sworn, welche jetzt ihr zweites Studioalbum veröffentlichten. Ihr wollt erfahren, welche grandiosen Werke aus den Federn eines Drummers stammen können, oder haltet dies gar für wirres Geschwätz? Dann lest weiter …
Schon mit ihrem Debütwerk The Alleviation wussten Sworn mit ihrer Interpretation des Melodic Black Metal zu überzeugen und schienen durch die Bank weg positive Kritiken zu bekommen. War das Ansporn für Drummer Tom Lan R. Klungland und natürlich den Rest der Band, sich für das Nachfolgerwerk Bastards and Conquerors richtig ins Zeug zu legen oder ruhte er sich auf den Lorbeeren aus?
Prophecies From The Land Of Lost Voices leitet mit einem kurzen, ruhigen Intro ein bis es durch eine Wand von Blast Beats und hartem Riffing dominiert wird und nur einige, wenige ruhigere Momente werden dem Hörer gelassen, haben Sworn es sich doch zum Ziel gesetzt, den Druck konstant aufrecht zu erhalten. Der Gesang des Frontmanns Max Wilson ist, wie auch dem Vorgänger, recht aggressiv. Der vermeindliche Titeltrack The Bastard, The Conqueror wird wohl mit einem der besten Riffs der Platte gestartet. Die Vocals werden nur gezielt eingesetzt, so wird das Stück doch sehr von melodiösen Parts getragen. Eine ziemlich epische Atmosphäre wird mit Hilfe von Midtempo Riffs geschaffen und einzig ein Kritikpunkt ist hier zu sehen: Etwa im ersten Drittel des Songs wird für kurze Zeit die Lautstärke stark runtergedreht, bevor der Song wieder durchstartet. Ein durchaus kurioses Stilmittel.
Jedes Lied der Scheibe scheint einen bestimmten Bereich perfekt abdecken zu wollen und so entdeckt man beim Hören immer wieder Stellen, die nie enden dürften. Summoning the Sinister verwöhnt den Hörer mit einer überaus stimmigen und passenden
Passage im Mittelteil des Liedes, die einem auch Stunden danach im Kopf rumschwirrt. Hier hat sich der Herr Klungland eindeutig selbst übertroffen. Selten habe ich ein so gut komponiertes Stück gehört! Ein anderes sehr gutes Beispiel ist der Folgetrack Beyonder, wenn gleich auch das Intro etwas krachig und unpassend erscheinen mag. Nach einem überleitenden Riff wird mit einem Sprachsampel ein wunderbar stimmiges Zusammenspiel aus Gitarren, Drums und Gesang präsentiert. Über die komplette Laufzeit des Stückes denkt die Band auch nicht einmal daran, Gnade walten zu lassen und malträtiert die Instrumente bzw. Stimmbänder bis aufs Äußerste, und das weiss zu gefallen.
Somnolence ist ein überzeugendes, kleines Instrumental welches trotz des sehr ruhigen Charakters perfekt in den nächsten Song Damnation Spawned überleitet. Selbiger arbeitet erstmalig mit choralen Effekten, steht den anderen Songs, was Druck angeht, aber in nichts nach. Die folgenden beiden Songs geben durchaus den Eindruck, jeweils ein Stück Tribute zu beinhalten. Carnal Monuments erzeugt beim ersten Einsatz der Vocals leichtes Immortalfeeling, welches aber schnell durch die Sworn-typischen schnellen, gekeiften Growls zerstört wird und Hand in Hand mit den schnellen Riffs den Song weiterführt. Darauf folgend bleibt der letzte mit Vocals unterlegte Song und ein Glanzmoment des Albums. The Archaic Wrath erinnert vom Riffing her stark an Catamenia, jedoch scheint alles einfach ausgereifter und stimmiger zu sein. Abgeschlossen wird das Album mit einem weiteren Instrumental, welches das Album mehr als würdig ausklingen lässt.
Das Booklet ist im übrigen, genau wie das Cover, in gelb- und brauntönen gehalten, was zwar einen durchaus schönen Farbverlauf darstellt, aber die Lyrics teilweise sehr schwer lesbar macht. Weitere Besonderheiten sind hier nicht zu vermerken, werden neben den Lyrics nur, wie durchaus üblich, die Bandmitglieder einmal präsentiert.
Fazit:
Niemals hätte ich gedacht, dass Sworn so hervorragend an ihr Debüt The Alleviation anknüpfen können, doch man sollte mich eines Besseren belehren. Alle Songs sind durch die Bank weg hörenswert und bieten reichlich Abwechslung. Trotz spürbarer Weiterentwicklung im Songwriting ist man sich treu geblieben und einfach Sworn! Bastards and Conquerors steht dem Vorgänger in nichts nach und hat seine eigenen Höhepunkte. Wer sich diese CD nicht kauft, hat selbst Schuld! Punkteabzug gibts nur für die erwähnte Stelle im zweiten Song und das erwähnte krachige Intro.
Tracklist:
- Prophecies From The Land Of Lost Voices
- The Bastard, The Conqueror
- Summoning The Sinister
- Beyonder
- Somnolence
- Damnation Spawned
- Carnal Monuments
- The Archaic Wrath
- Descendant
Wertung:
Anspieltipps:
The Archaic Wrath, Summoning The Sinister
Veröffentlichung:
bereits erschienen