Synoiz, das ist eine englische Ein-Mann Ambientkapelle. Was Synoiz so besonders macht und von vielen anderen artverwandten Bands abhebt? Die Gabe Geschichten sehr plastisch im Kopf des Hörers entstehen zu lassen, ihn auf eine Reise mitzunehmen nur unterstützt durch sphärischen Syntie-Ambient und die eigene Phantasie.
Zaghaft tritt man die Reise an, seichte Töne erklingen im „Forest“, schwallen und schweben um einen herrum. Wind rauscht, in weiter Ferne klingt ein zaghaftes Glockenspiel. Der Ursprung Wald in seiner friedlichsten und ruhigsten Phase. Ein paar Schritte weiter dröhnt „Of Rolling Hills“ im Wechsel mit einer Flötenmelodie.
Die Gongschläge verhallen und während man „The Open Sky“ bestaunt, gewinnt die Reise das erste mal an Fahrt und treibt einen immer weiter an, bis in die Arme von „DiFontaine“ welche geisterhafte Chöre und unbehagliches Dröhnen zu einem bedrohlichen Trip verwebt. Die Reise nimmt hier eine Wendung. Von der bezaubernden und harmonischen Stimmung in ein bedrohlicheres, disharmonischeres (aber dennoch nicht Panisches) Bild. „Andromeda“, nicht nur Geliebte des Perseus (Und ein Analogsynthesizer von Alesis) sondern auch die nächste Reisestation gebärdet sich geschlossener und sphärischer.
Ein kleiner Ruhepol im zuletzt treibenderen Teil. Mit der Ruhe kehrt auch wieder etwas Hoffnung ein. „Getting Safer“ ist das mit Abstand positivste Werk auf dem Album. Es wirkt sehr klar und strukturiert und beinhaltet eine sehr ohrwurmträchtige Leadmelodie. Nun droht un pocht „Cooper“ und tiefer Donnerschlag breitet sich gemächlich aus. Ein fettes und sattes Monster, so scheint schlurft gemächlich näher und vertreibt uns aus Andromedas Armen hinein in die „Ever Emptiness“
Ein hohler Strudel aus Klang, kaum Wahrnehmbahren in der Ferne und einem spärlichen, sehr melancholisch zartem Keyboard. Wir fühlen uns „Long Lost…“ und wieder grollt ferner Donner und dumpfes Pochen begleitet von wabernden, langsamen Melodien, an Fahrt gewinnend kommen die Einschläge näher. Alles gipfelt in der Kartharsis „Shock! Horror!“. Dieser Abschnitt erinnert sehr an die Soundtracks von Konami´s Videospielreihe „Silent Hill“. Schreie und Wimmern verhallen, schrilles Kreischen, ein pervertierter und unbehaglich vorranpeitschender Mahlstrom aus Störgeräuschen, höchster Disharmonie und kreischendem Stahl.
Nach dem Wald und der Reise aus ihm hinaus erblicken wir „Another World“ welche fremdartig und überraschend wirkt, aber dennoch lockt. Auf „Moonlit Streets“ sind wir ins Unbekannte eingedrungen, wir bewegen uns vorsichig und versuchen nicht entdeckt zu werden während wir neugierig die fremdartige Umgebung untersuchen. Während einem „Forest“ noch vertraut und harmonisch vorkam finden wir uns jetzt in etwas vollkommen Unbekannten vor. Auch wenn sachte Töne erklingen werden wir immer wieder von etwas Fremden, scheinbar Unpassenden überrascht und aufgeschreckt. Schlussendlich von der Fremde verschluckt werden wir zum „Darkling“. Treibender elektronischer Beat vermengt sich mit der Stille des Anfangs der Reise. Eine Stimme fordert uns auf aufzuwachen und zurückzukehren, fragt uns ob wir uns noch erinnern. Ein letztes flammenes Aufbegehren lodert auf und verhallt dann langsam in der zuvor erlebten Symbiose.
Synoiz schafft es wirklich sehr gut Geschichten entstehen zu lassen. Sehr plastische Bilder entstehen im Kopf des Hörers während die Musik passend einzelne Szenarien widerspiegelt. Mir hätten natürlich mehr Sprech bzw. Gesangsparts und vieleicht ein paar Akustische Gitarren gefallen, aber als rein elektronisches Projekt funktioniert die Reise auch ausgesprochen gut. Wer gern in Ruhe Musik hört und Kopfkino liebt ist hier an der richtigen Addresse.
Tracklist:
- Forest
- Of Rolling Hills
- The Open Sky
- DiFontaine
- Andromeda
- Getting Safer
- Cooper
- Ever Emptiness
- Long Lost…
- Shock! Horror!
- Another World
- Moonlit Streets
- Darkling
- Andromeda (Rain in Tibet Mix by Anguaji)
Anspieltips:
Shock! Horror!
Darkling
Cooper
Long Lost…