The Cold – Last Embrace (Review und Kritik)

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The Cold - Last Embrace

Es ist irgendwie interessant zu sehen, wie alles Alte in modifizierter Form zurückkehrt. Oder eben auch ins neue Jahrhundert authentisch transportiert wird. Auch, wenn gerade in der Szene Industrial die Musik der Stunde ist, kämpft sich etwas zurück, das bis vor 3-4 Jahren noch fast vergessen war: Post Punk, Wave und Trad Goth. Dinge, die im neuen Jahrtausend nur ein paar unentwegte Fans hören wollten, kämpfen sich wieder an die Oberfläche und verspricht, Industrial abzulösen und wieder wirklich präsent zu werden. The Cure, Joy Division oder New Order sind zum Glück wieder Namen, die man kennen sollte – The Cold, die entgegen ihres Bandnamens gar nicht kalt sind, haben die alten Helden sehr genau studiert und ihre Zutaten – Klagenden Gesang, dominante Basslinien, teils schraddelige, teils melodiöse Gitarrenarbeit und eine immer präsente Melancholie – zu einem verdammt leckeren Cocktail zusammengemischt, der sich „Last Embrace“ nennt.

Doch wer bei Cocktail direkt an Sex on the Beach und dämliche Schirmchen auf zu kleinen Gläsern denkt, liegt schon mal voll daneben, denn fröhlich ist auf „Last Embrace“ nicht allzuviel, maximal der Rezensent, in diesem Falle ich. Und vor allem der Fan in mir, der Joy Division und The Cure auf jeden Fall einmal zusammen in einem Proberaum sehen wollte. Auch wenn diese Einflüsse alles andere als innovativ oder besonders neu kombiniert sind, kann man auf Originalität in diesem Falle einfach dezent scheißen – zu überzeugend the_cold_02transportieren The Cold den Spirit der 80er wieder auf Plastik um groß daran herumzunörgeln. Gewöhnungsbedürftig, aber dennoch sehr gut, ist allein Uwe Liebschers charakteristische Stimme, die so großartige Songs wie „Farewell“ oder „What would you say“ noch weiter veredelt und The Cold jene Note gibt, die sie einzigartig darstehen lässt.

Das Album setzt sich sehr homogen aus Balladen und Uptempo-Songs zusammen (z.B. das geile „Seaside Vacancy“) und lässt sich an einem Stück wunderbar durchhören und ist nebenbei auch noch teilweise richtig tanzbar. Selten gehörte Instrumente bzw. Samples – z.B. eine Flöte oder eine Orgel machen das ganze nochmal ein bisschen interessanter. Ein toller Beweis für die Songschreibekunst und das Talent, auch überlange Songs interessant zu gestalten, sind die treibenden „Set the Controls…“ oder auch „Just for Tonight“, zwei Highlights des Albums, die derzeit bei mir auf Dauerrotation laufen.

Fenriz
Fenriz

Fazit: Hammeralbum. Ich müsste da nicht mehr viel sonst zu sagen, aber das Mitarbeiterbildchen macht sich so schlecht ohne Text daneben. Also schwalle ich: Dieses Album ist ein wunderbarer Beweis dafür, dass man alten Heroen würdigen kann, ohne wie ein Plagiat zu klingen. Die 10 Jahre Erfahrug, die die Band bereits hat, hört man ihnen an. Und trotz aller technischer Perfektion, die man von einem Cure-Joy-Division-Bastard nicht erwartet, schafft man es jederzeit, die kleinen Instrumentspielereien songdienlich einzubauen und sich nicht in „künstlerischem“ Gefrickel zu verrennen. Lange Rede, kurzer Sinn: Eines der geilsten Post Punk/Wave-Alben dieses Jahres.

Tracklist:

  1. Profane Advice
  2. What Would You Say
  3. Just for Tonight
  4. Vicious Circle
  5. Pain is still Inside
  6. Farewell
  7. Seaside Vacancy
  8. I Don’t Wanna
  9. Set the Controls…
  10. Reason
(9/10)
9/10

VÖ: Bereits veröffentlicht

www.thecold.de
www.myspace.com/thecoldspace

Anspieltipps:

– Farewell
– What would you Say
– Seaside Vacancy
– Set the Controls…

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