The Eden House – Smoke and Mirrors (Review und Kritik)

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The Eden House - Smoke and Mirrors

Kaum ein Album habe ich dermaßen sehnlich erwartet wie das Debütalbum von The Eden House, einem Projekt von This Burning Effigy/Adoration-Gitarrengott Stephen Carey, und Ex-Fields of the Nephilim/NFD-Bassist Tony Pettitt. Spätestens jetzt sollten Goth-Rock-Fans bereits ihre Portemonnaies zücken, zu Saturn rennen und sich das Album kaufen. Die, die noch weiterlesen können, werden nicht nur rennen, sie werden sich ein Taxi nehmen, um schneller dazusein: Gastvokalistinnen auf diesem Album sind Monica Richards (Faith and the Muse), Julianne Regan (All About Eve), Amandine Ferrari und Evi Vine. Weiterhin beteiligt sind der Violinist Bob Loveday, Paul und Nod Wright, deren Namen dem geneigten Fields of the Nephilim-Fan ebenfalls bekannt sein sollten wie Peter Yates. Ebenfalls beteiligt sind die Drummer Simon Rippin (Ex-Nefilim, NFD) und Johnny-Cash-Drummer Bob Irvin.

Ein Aufgebot an Namen, das einen sicher schwer beeindruckt. Ebenfalls kann man aus diesem Line-Up auch die Musik herauslesen. Wenig überraschend – Goth Rock der alten Schule. Dezente Pink-Floyd-Einflüsse verschärfen dieses atmosphärische Gebräu noch weiter. Wer noch immer keinen Ständer (oder eine feuchte Hose, geschlechtsabhängig) hat, ist entweder taub, impotent, kann nicht lesen oder ist ein unglaublicher Kostverächter der Kategorie Cyber oder Metaller. Dem ganzen würde ich am ehesten den Namen „Etheral Trip Goth“ geben, denn rockige Uptemposongs wie z.B. „Preacher Man“, wie sie für die Fields of the Nephilim kennzeichnend waren, fehlen hier. Stattdessen herrscht hier vor allem eines: Schwer atmosphärische, melancholische Soundscapes und pure Spielkunst – Die großartigen Stimmen der Vokalistinnen, Stephen Careys geniale Goff-Gitarre, Tony Pettits typische Bassläufe… Alles fügt sich perfekt zusammen und wirft vor allem eine Frage auf: Wozu zum Teufel braucht man tausende Synthies, um Atmosphäre aufzubauen, wenn 2 Könner das nur mit einem Bass und einer Gitarre schaffen?

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The Eden House

Ihr glaubt das nicht? Doch, das geht. Und wie. Eigentlich muss man dafür nicht allzuviel hören, um überzeugt zu sein: „To Believe in Something“, das wohl „schnellste“ Stück, das am ehesten den Geist der Fields of the Nephilim atmet, überzeugt nicht nur durch eine tolle Stimme. Die typischen Petitt-Bassläufe tun desweiteren ihr übriges. Das ganze mündet in einem im besten Sinne poppigen Refrain, der mit Monicas beinahe geflüsterter, brüchiger Stimme Gänsehäute zaubert. Leider ist dieser Song der einzige, der von ihr eingesungen wurde. Ähnliches schafft „All My Love“ ebenfalls: Hier greift All About Eve-Chanteuse Julianne Regan zum Mikro und veredelt einen bittersüßen, violinengarnierten Track mit ihrer schönen, mädchenhaften Stimme. „Gods Pride“ beginnt mit starken New Wave-Anleihen und wurde mit einem starken Fields-Part verziert, der alte Fans verzücken sollte. Die dezent eingesetzte Elektronik  tut ihr übriges.

Doch ich verlaufe mich in Lobhudeleien. Als Highlight stelle ich hier einfach mal dreist „Reach Out“ an die erste Stelle: Ein ruhiger, pulsierender Basslauf, eine spartanische Gitarrenbegleitung und Evi Vines wunderbare Stimme zaubern Magie der Extraklasse. Einer der wenigen Songs, die es in der letzten Zeit schafften, mir Tränen in die Augen zu treiben. Nah dran ist auch „Trashed Treasure“. Ach, eigentlich könnte man alle Songs als Highlights bezeichnen, sowohl das enorm überlange „Fire For You“, das über die kompletten 8 Minuten nicht langweilig wird als auch zum Beispiel das etwas härtere The Dark Half“.

Fenriz
Fenriz

Fazit: Wunderschöne Musik aus dem Land des ständigen Nebels und des schlechten Wetters. The Eden House haben das absolut beste daraus gemacht und haben einen wunderschönen Soundtrack zum Herbst geschrieben, der ohne auch nur eine Sekunde zu langweilen ruhige Melancholie transportiert. Nicht zuletzt die wunderschönen Stimmen der Gastvokalistinnen (The Eden House haben keinen festen Sänger/keine feste Sängerin) tragen dazu bei, dass diese wunderbare Kooperation zweier wunderbarer Künstler absolut einzigartig und enorm seelenvoll wurde. Der Schwelgefaktor liegt bei in etwa 200 von 10 möglichen Punkten, dabei lässt das Album nicht einmal angesetzte Härte vermissen. Bisher das Album des Jahres 2009 und eine dicke, dicke Kaufempfehlung.

Tracklist:

  1. To Believe In Something
  2. All My Love
  3. God’s Pride
  4. Reach Out
  5. Trashed Treasure
  6. Iron In The Soul,
  7. Fire For You
  8. The Beauty Of Science
  9. The Dark Half
  10. Sin
(10/10)
10 / 10


Anspieltipps:

– Reach Out
– To Believe in Something
– God’s Pride
– Fire For You

http://www.myspace.com/theedenhouseuk


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