The Exploding Boy – Afterglow (Review und Kritik)

The Exploding Boy - Afterglow

Ich muss immer wieder grinsen, wie inflationär der Begriff „Gothic“ gebraucht wird. Statt einfach nur ein Oberbegriff für sämtliche melancholischen, düsteren, vielleicht nihilistischen Sounds zu sein, wie er es in den seligen 80ern war, flattern mir Bands wie Nightwish entgegen, wenn ich zum Beispiel bei lastfm gucke, was an Gothic derzeit am meisten gehört wird. Irgendwo sind auch noch Lacrimosa, hilfe – Gothic war doch mal unpeinlich? War da nicht mal was? Aber das ist mir auch egal, schließlich ist das hier eine Rezension und kein Gemecker, dass früher alles besser war. Schließlich sind The Exploding Boy eine sehr aktuelle Band, die zwar mit Gothic nicht viel am Hut hat, aber dafür ganz ganz prima Post Punk mit Indie- und Waveeinschlag spielt.

Und wenn ich schon sage Post Punk, sind die Vorbilder im Prinzip klar. Auf der Myspace-Seite der jungen Schweden steht unter „Klingt wie“: „A perfect mix between The Cure and Interpol – They say…“ – und ich bestätige. Der Cure-Einschlag ist immer latent vorhanden, vielleicht würde ich eher Joy Division als Interpol setzen, aber ausmachen tut das im Endeffekt nix, ob denn jetzt eher Joy Division, Editors oder Interpol als Referenz herhalten dürfen. Das Ergebnis überzeugt sogar, wenn man den Namen „Joy Division“ bestenfalls aus einer meiner Rezensionen kennt. Zusammenfassend: Eine überzeugende, hohe und melancholische Stimme, treibender Bass, sehr trockene, Post Punk-typische Drums und E-Gitarrenriffs in Moll, garniert mit ein wenig Synthie.

Fenriz

Nicht umsonst werden The Exploding Boy von allen möglichen Seiten gefeiert. Von den Indieleuten, von den Gruftis, die Lackiermichrosa nicht für den Anfang allen Gothics halten, und jetzt auch vom Tradgothfenni. Melancholie ist eben nicht zu schlagen. Wer ein wenig offen in Richtung Indie ist, der wird sich „Afterglow“ kaum verweigern können: Songs wie „Heart of Glass“, „London“ oder „Let the Right One In“ sind Melancholiekunst wie kaum andere Songs für die moderne Indie-Garde, die vielleicht noch nicht mit den Chameleons und den The Cure, sondern mit den ebenso hörenswerten Interpol und Editors sozialisiert wurden. Ganz ganz stark!

Tracklist:

  1. The Right Spot
  2. 40 Days
  3. London
  4. Heart of Glass
  5. See You
  6. What You Want To
  7. Intervention
  8. Desperados
  9. Let the Right One In
  10. Explodera Mig
9
9 / 10

VÖ.: Bereits erschienen

Anspieltipps:

– Heart of Glass
– London
– Let the Right One in
– What You Want To

http://www.myspace.com/theexplodingboyse

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