The Picturebooks - List of People to Kill

The Picturebooks – List of People to Kill (Review und Kritik)


The Picturebooks - List of People to Kill
The Picturebooks - List of People to Kill

List of People to Kill“ – Das ist doch mal eine ganz klare (Kampf) Ansage – schnörkellos, unverblümt und direkt.  Und wie schon der brachiale Titel ihres Debüts suggeriert,  warten die drei Gütersloher Jungs von The Picturebooks auch in musikalischer Hinsicht mit schweren Geschützen auf.  „List of People to Kill“ ist ein Monstrum von einem Album, dass den Geruch von Blut und Schweiß inne hat.  Man präsentiert sich wild, ungestüm und voller Energie  in einem effektvollen Reigen aus Garagenrock der alten Schule, wavigen Gefilden und bösartigen Noise-Scharmützeln – Ein auditiver Amoklauf,  das Tanzparkett wird in Trümmer gelegt.

Bereits der Opener „On the Go“  zeigt eindrucksvoll ,  welche Richtung dieses Machwerk einschlägt. Trotz eher gemäßigtem Tempo prescht der Song unerbittlich voran,  ohne dem Hörer soetwas wie eine kurze Einarbeitungsphase zu gewähren. Trotzdem schafft er mit Leichtigkeit den Spagat zwischen aggressiver Eindringlichkeit und eingängigen Songstrukturen. Zugleich  fungiert das Stück als Vorbote für den Sturm der Nachfolge-Tracks,  welcher dann auch schließlich mit dem fiesen Titeltrack und Namensgeber „List of People to Kill“ hereinbricht. Aus latenter wird offene Wut – Keine Frage, dieser Song tritt mächtig in den Hintern. Zu dreckig kreisenden Bluesgitarrenlinien gesellen sich Bassrückkopplungen, welche das Klangbild merkwürdig entfremden.

Denkt euch folgendes Szenario:

Eben noch brannte sich der letzte Schluck Whisky deine  Kehle runter, die Zigarette ist ausgeraucht. Der Dunst umgibt dich ganz und gar,  die Sicht ist getrübt. Das Etablissement, in welchem du sitzt, sieht heruntergekommen aus.  In den dunklen, unscheinbaren Ecken sitzen verlorene Gestalten, die an ihrem eigenen Leid zerren und sich in ihrem Selbstmitleid suhlen. In einem kurzen Moment der Besinnung wird dir alles klar. Trotz der Rauchschwaden ist dein Blick plötzlich völlig klar. Du stehst auf und legst den Laden in Schutt und Asche.  Auch die anderen Herumgeisterer und Müßiggänger werden von einer Euphorie gepackt, und befreien sich aus ihrer Lethargie. Ihr fackelt dieses stinkende Drecksloch ab, und seht von außen wie die lodernden Flammen diese Kleinstadtvorhölle langsam dem Erdboden gleichmacht. Alle sind erleichtert, auch der Wirt selbst. Ihr lächelt durch die Nacht irgendwo zwischen Wahnsinn und Erleichterung und nehmt euch alle in die Arme, während sich das  Spektakel langsam dem Ende neigt und die Nacht dem Tag weichen muss.

So in etwa klingt „List of People to Kill“ –  Aber auch das von einem Wavekeyboard unterlegte „Bloody Lies“ ist nicht weniger gut.  Es hämmert sich permanent und gnadenlos in die Gehörgänge des geneigten Hörers.  Auch hier ist die pure, ungefilterte Energie jederzeit spürbar,  welche in dem sehr Wave und Post Punk-lastigen  „Prince Trafficlight“ konsequent weitergeführt wird.  Da zirpt und funkt es aus allen Ecken und  ist dabei erstaunlich einprägsam. Das ist Stoff aus dem Hits geschmiedet werden,  d.h. der Song würde sich wunderbar als Single machen.  „Machine“  ist dann wieder recht harter Tobak.  Der Name ist Programm. Maschinelles, treibendes Drumming,  sägende Gitarrenwände und nervenaufreibende Vocals.  Eine wahrlich schweißtreibende Nummer.

Mit „Les Chats Noir“ hat die LP noch ein ganz besonderes Schmankerl zu bieten.  Zwischen purem Energierausch und einem gewissen Hymnen-Charakter entfaltet dieser Song eine ganz eigene Persönlichkeit.  „You can not make it right“ ist wohl der poppigste Song dieser Scheibe und in dieser Form durchaus radiotauglich.  Zugleich beweist er auch die Singwriting-Qualitäten der Band,  kann er doch ein gewisses Ohrwurm-Potential für sich verbuchen. „Marionette“ und „Hustler“  sind dann wieder straighte Punkrock-Nummern im Noise-Gewand,  wobei vor allem letzterer mit seinem gelungenem Wechselspiel aus knarzenden Gitarrenwällen und scheppernden Elektronik-Einsprengseln die Tanzflächen entern dürfte.  Den krönenden Abschluss bildet dann schließlich „Simple Solutions„,  welches sich zwar ein bisschen schwerfällig, ein bisschen träge präsentiert, dabei aber nicht weniger kraftvoll den Mittelfinger zeigt.

Martin "Rostig" Pilot
Martin "Rostig" Pilot

Fazit: Klasse ! „List of People to Kill“ ist eines der besten Outputs,  welche ich in diesem Jahr bestaunen durfte.  Die Jungs klingen frisch.  Irgendwo zwischen bitterbösen Noise-Attacken á la „Claus Grabke“  und Garagenrock-Attitüde nach früher „The Stooges„-Manier bilden sich die Drei Typen in ihrem leicht kauzigen Erscheinungsbild eine ganz eigene Nische.  Das Album ist ein einziges „Fuck You“ – Ein einziges Aufbegehren,  eine einzige Rebellion. Hochexplosiv und Brandgefährlich. Gäbe es das doch öfters in den glattpolierten Indie-Reihen. Zehn wohlverdiente Punkte.


Tracklist:

1. On the Go

2. List of People to Kill

3. Bloody Lies

4. Prince Trafficlight

5. Machine

6. Take It !

7. Les Chat Noir

8. You can not make it Right

9. Marionette

10. Hustler

11. Simple Solutions


(10/10)
(10/10)

Anspieltipps:  Jeder Song ist es wert gehört zu werden

Erscheinungsdatum: 24.04.2009

Webpräsenz:

www.thepicturebooks.com

myspace.com/picturebooksthe

Label: Nois-O-lution Records

About Rostig

Alter: 23 Beruf: Student Lieblingmusik: Querbeet Hobbys: Musik, Videospiele, Filme, Schreiberei, Kunst

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